Eine Wanderung durch das verschneite Winterwunderland im Harz und dem Brocken im Winter lässt Kinderträume wieder wahr werden.
Geschrieben von Torsten Berg
Dieser Beitrag wurde am 28.03.2024 aktualisiert.
Erstellt wurde er am 28.03.2019 .
Zum Brocken im Winter unterwegs im Harz
Was gibt es schöneres als im Winter unterwegs zum Brocken zu sein? Eine Wanderung durch das verschneite Winterwunderland im Harz lässt Kinderträume wieder wahr werden. Im März konnte ich dieses Abenteuer wieder einmal erleben.
Der Brocken im Winter
Die Anziehungskraft des Brocken ist ungebrochen. Das bemerkt man vor allem bei schönem Wetter, wenn Tausende Menschen zu Fuß oder mit der Brockenbahn zum Gipfel stürmen. Den Brocken im Winter wollen bedeutend weniger sehen. Richtig verstehen kann ich es nicht. Denn auch im Winter ist die Natur oben auf dem Brocken und im Harz wunderschön. Für mich ist es auch immer ein Ausflug in die Kindheit. Gerade dann, wenn es wirklich Winter ist – mit Schnee und allem drum und dran.
Oft war ich schon auf dem höchsten (und für mich schönsten) Berg in Norddeutschland. Selten im Winter. Unser Besuch jetzt sollte aber mit Übernachtungen im Brockenhotel eine Premiere werden.
Wege zum Brocken
Wanderwege zum Brocken gibt es einige. Auch wir standen vor der Wahl, welchen wir wählen sollten. Auf die Brockenstraße hatten wir keine wirkliche Lust und der Zustand der übrigen Wanderwege im Wald war uns unbekannt. Zudem musste unser Equipment mit auf den Berg. Bis zehn Uhr am Anreisetag hätten wir das zwar noch in Schierke zum Transport aufgeben können.
Am bequemsten ist es dann natürlich, sich mit der Brockenbahn zum Gipfel chauffieren zu lassen. Und am schönsten ist so eine Fahrt doch wohl im Winter. Denn dann dampft die alte Schmalspurbahn nostalgisch durch die verschneite Winterlandschaft vorbei an schneebedeckten Bäumen durch Nebel hinauf zur Brockenkuppe. Dabei wird die Brockenbahn selbst oft zum begehrten Fotomotiv vieler Harzreisender.
Bereits der Aufstieg zum Brocken führt an atemberaubender Naturkulisse vorbei. Unterwegs wird an einigen Stellen der Gipfel des Berges sichtbar. Dann wieder dampft die Brockenbahn durch schneebedeckte Waldflächen. Dabei sehen manche Bäume wie Berggeister aus. Zunehmend wird der Wald in Nebel gehüllt. Wir sind fast allein im Zug. Gleichförmig schnaufend arbeitet sich die Dampflok den Berg hinauf. „Das schaff ich noch – das schaff ich noch – das schaff ich noch“, dem Eisenbahnromantiker wird warm ums Herz! Irgendwo hier könnte der Ort Waldesruh liegen mit seinen freundlichen Menschen. Die ursprüngliche Natur jedenfalls haben wir schon gefunden.
Von Schierke bis zum Brocken dauert die Fahrt leider nur dreißig Minuten. Wer das Vergnügen länger genießen möchte, kann aber auch in Wernigerode einsteigen. Im Verbundsystem der Harzer Schmalspurbahnen hat man die Gelegenheit, auch direkt ab Nordhausen (Harzquerbahn) oder ab Quedlinburg (Selketalbahn) zu fahren.
Ein Wochenende auf Norddeutschlands höchstem Berg
An unserem Ziel Brockenbahnhof sind wir angekommen. Das Plateau des Brockens liegt noch in einer dichten Nebeldecke. Mehr als 10 Meter können wir nicht schauen. Aber entlang der kleinen frei geräumten Straße gelangen wir sicher zum Brockenhotel.
Obwohl ich bereits einige Mal auf dem Brocken zu Gast war, an diesem Wochenende sollte ich das erste Mal direkt auf dem Brocken übernachten können. (Hinweis: Die Übernachtung incl. weitere anfallende Kosten haben wir selbst getragen – nicht, dass noch jemand auf den Gedanken kommen würde, ich hätte gegen die Kennzeichnungspflicht verstoßen.)
Unser Zimmer befindet sich in der 6. Etage des Hotels. Höher geht es eigentlich nicht mehr. Nur noch das Brockenkaffee und die Aussichtsplattform liegen zwischen uns und dem Himmel. Dass die Harzer brummig und eigenwillig sind, weiß ich, denn ich bin ja selbst einer. Man muss sie nur zu nehmen wissen. Vielleicht liegt es daran, dass wir uns schon an der Rezeption nach der ersten Begrüßung freundlich aufgehoben fühlen. Oder daran, dass im Hotel nur wenige Gäste über Nacht bleiben an diesem Wochenende.
Auf dem Brockenplateau
Am schönsten ist es natürlich dann, wenn nicht zu viel Menschen auf dem Brocken sind. Gerade in den frühen Morgen- und den späten Abendstunden hat man dann die Brockenkuppe fast für sich allein. Und es ist ein wahnsinnig geiles Gefühl, dort oben allein zu stehen und einen Sonnenaufgang oder -untergang zu erleben. Dieses Mal wollte ich dieses Gefühl einmal im Winter erleben, ohne vorher mitten in der Nacht den Berg hinaufzuwandern.
Mittlerweile führt ein Rundwanderweg über das Brockenplateau. Ein Faltblatt gibt dazu einige Informationen zur Natur und zur Geschichte des Brockens. Der Rundwanderweg eignet sich gut für Menschen, die den Brocken während ihres knappen Tagesaufenthaltes kennenlernen wollen. Dazu gibt es dann noch eine Erbsensuppe beim Brockenwirt und weiter geht es. Aber so ein Überflieger möchte ich gar nicht sein. Es geht mir nicht um das „ich war oben“ – , sondern um das „ich habe etwas erlebt und es genossen“ – Gefühl.
Brockenspaziergänge
Drei Tage haben wir für unseren Aufenthalt auf dem Brocken. Drei Tage angefüllt mit Natur pur. Reichlich Zeit, um zu entschleunigen, genießen und zu erleben. Schon am Folgetag zeigte sich das Wetter von der allerbesten Seite. Oben auf dem Plateau hüllte noch leichter Nebel die Gegend ein. Doch knapp unterhalb der Brockenkuppe, auf Höhe der Knochenbrecherkurve, tauchten wir unter der Nebelwand hervor. Über uns strahlender blauer Himmel und vor uns die verschneite Landschaft. Am Goetheweg wandern wir durch das Goethemoor. Neben Heinrich Heine hat auch der größte deutsche Dichter seine Spuren hier im Harz hinterlassen.
Die Sicht ist klar. Wir können weit in das Land hineinschauen. Durch die Wärme der Sonnenstrahlen beginnt der Schnee an den Zweigen der Bäume zu tauen. Beim Abrutschen von den Ästen ertönt das typische Rutschgeräusch. Zudem knistert es an allen Ecken und Enden des Waldes. Vereinzelte Vogelrufe ertönen. Sonst liegt Stille und Frieden über der Erde. Nur ab und an ertönt das Signal der Brockenbahn. Dann wissen wir, bald wieder kommt ein Zug vorbei und spuckt Menschenmassen auf dem Bergplateau aus.
Erbsensuppe und Brockenmuseum
Das erleben wir hautnah am Abreisetag, als wir am dritten Tag mittags wieder mit der Brockenbahn abreisen wollen. Eine geschlagene halbe Stunde dauert es, bis sich der kleine Bahnsteig am Brockenbahnhof wieder leert. Dann endlich können wir mit unserem Gepäck in die Bahn einsteigen.
Vorher haben wir den Vormittag aber noch einmal genutzt. Leider (oder glücklicherweise) ist der Andrang der Besucher im Winter hier nicht so groß wie im Sommer. So haben wir noch genügend Platz und Zeit. Wir brauchen an den wenigen zugänglichen Punkten nicht zu warten. Ein Besuch des Brockenmuseums lohnt sich allemal. Aber auch hier sollte man Zeit mitbringen. Neben Ausstellungen zur Geschichte des Berges wird dem Besucher auch die Flora und Fauna des Gebietes nahe gebracht.
Nachdem Besuch des Brockenmuseums gönnen wir uns noch die „legendäre“ Erbsensuppe des Brockenwirts am Stand am Bahnhof. Ich habe schon bessere Erbsensuppe gegessen. Aber zumindest wärmt sie. Leider wird die Suppe draußen nur in Einwegplastikgeschirr und -besteck ausgegeben. Hier sollte der Brockenwirt sich doch mal eine andere Lösung einfallen lassen.
Für mich war es schon ein besonderes Erlebnis im Winter hier oben auf dem Brocken zu übernachten. In früheren Jahren hätte ich es abgelehnt, hier im Hotel zu schlafen. Doch man wird nicht jünger und neue Erfahrungen möchte man auch machen. Allein der Genuss, dass man den Brocken am Morgen und am Abend fast für sich allein hat, war es mir wert.
Hilfreiche Links:
Offenlegung: Wir erhielten vom Brockenmuseum freien Eintritt zur Besichtigung des Museums. Alle anderen Kosten wurden von uns selbst getragen.
[…] Was gibt es Schöneres, als im Winter im Harz unterwegs zu sein? Eine Wanderung durch das verschneite Winterwunderland im Harz lässt für mich immer wieder Kindheitserinnerungen wach werden. Das Knirschen des Schnees unter den Füßen. Das Geräusch, wenn der Schnee von den Zweigen der Bäume herabrutscht. Das sirrende Tönen, wenn die Sonne die Eisdecke von einem See springen lässt. Die Stille dann im Wald, nur unterbrochen vom Gesang einzelner Vögel. Die Spuren im Schnee, welche die Tiere hinterlassen haben. Wenn man zum Abschluss der Tour wieder zurück in die warme Stube kommt und sich auf einen heißen Kaffee, Kakao oder Glühwein freut. Das sind alles kleine, unbezahlbare Momente. Tolle Erlebnisse und schöne Winteraufnahmen hatten wir zum Beispiel an einem Winterwochenende auf dem Brocken. […]