Weihnachten ohne richtigen Weihnachtsbaum?
Was wäre Weihnachten ohne richtigen Weihnachtsbaum? Für mich undenkbar! Jetzt werden sich bestimmt einige Leute melden, weil ein Weihnachtsbaum gar nicht nachhaltig ist, für den Klimaschutz besser im Wald stehen bleiben sollte oder schlichtweg, weil ein Weihnachtsbaum mitsamt der ganzen Dekoration daran unnötiger Ballast ist. Auch ich habe mich natürlich mit diesen Gedanken befasst. Mein Entschluss: ein Leben ohne Weihnachtsbaum ist möglich, aber sinnlos.
Kein Weihnachten ohne richtigen Weihnachtsbaum
Bereits als kleiner Junge stand bei uns zu Hause immer ein Weihnachtsbaum. Auch bei meinen Grosseltern, bei den Tanten und eigentlich bei der gesamten Familie. Damit waren wir aber auch nicht allein. Weihnachten ist schon immer für mich ein Fest der Familie, der Einkehr und der Besinnlichkeit. Vielleicht liegt es daran, dass wir eine tolle Familie sind. Vielleicht liegt es aber nur daran, dass ich mit Weihnachten schöne Gefühle und Erinnerungen verbinde. Stress oder Streit kenne ich nicht aus meiner Kinderzeit, gerade nicht zur Weihnachtszeit. Als Kinder gingen wir gemeinsam mit unserem Vater in die Stadt, einen Weihnachtsbaum zu kaufen. Ja, auch in der DDR und auch in den kleinen Städten wie meiner Heimatstadt Calbe gab es Weihnachtsbäume. Diese stammten vielfach aus Durchforstungsmassnahmen und weniger aus Weihnachtsbaumkulturen. Das sollte ich aber erst später erfahren, als ich Forstfacharbeiter lernte.
Der typische Weihnachtsbaum war damals die Gemeine Fichte (heute eher Rotfichte genannt). Aber auch die Kiefer war ein häufiger Baum, zumindest in den nördlichen Teilen der DDR. Für uns jedenfalls musste es eine Fichte sein. Meistens hatten wir wohl Glück, dass wir einen „anständigen“ Baum ergatterten. Nur einmal kann ich mich daran erinnern, dass mein Vater zwei Bäume kaufen musste, um zu Hause dann einen wundervollen und prächtigen Weihnachtsbaum in der Wohnstube stehen zu haben. Am Vormittag des Heiligen Abends wurde der Baum von meinem Vater geschmückt. Sorgfältig und vorsichtig – denn die Weihnachtsbaumkugeln durften nicht kaputt gehen. Denn diese waren wie so vieles auch begehrte Bückware. Wir Kinder durften vorerst nur beim Schmücken zusehen. Mit zunehmenden Alter durften wir dann schon mal die ein oder andere Kugel anreichen. Teile diese Weihnachtsschmuckes haben sich bis in die heutige Zeit erhalten und werden auch noch liebevoll genutzt.
Auch als meine Mutter gestorben war, feierten wir weiter Weihnachten. Mit wechselnden Gefühlen. Nur einmal, in den 1980er Jahren waren wir über Weihnachten nicht zu Hause. Mein Vater hatte einen Urlaubsplatz für sich, seine damalige Lebensgefährtin und uns Kindern gebucht. Es ging nach Schwerin in ein Ferienheim des ehemaligen Kombinates Datenverarbeitung. In unseren Zimmern hatten wir keinen Weihnachtsbaum und es war eng. Nein, dieses Weihnachten war nichts für mich.
So gehört auch ein Weihnachtsbaum zu meinem Weihnachten dazu! Am Vormittag des Heiligen Abend wird er aufgestellt und geschmückt. Dabei halten wir es eher traditionell mit Christbaumkugeln und Lichterkette. So, wie ich es seit Jahren kenne. Auch heute noch begehe ich die Advents- und die Weihnachtszeit ruhig und besinnlich. Ich geniesse die 31 Tage bis Weihnachten und freue mich darauf, die Familie und Freunde zu den verschiedenen Gelegenheiten wiederzusehen. Schnee zu diesen Zeiten wäre toll, ist aber leider nicht so einfach möglich. Aber es ist trotzdem schön, am Abend die Lichter der City zu sehen. Es tat schon weh, im Dezember 2020 nur ein Weihnachten im Lockdown zu begehen.
Eine kurze Weihnachtsbaumgeschichte
Die Geschichte des Tannenbaumes reicht weiter zurück, als wir denken. Schon bei den alten Ägyptern und Römern holte man sich in der dunklen Jahreszeit grüne Zeige und Kränze in das Haus. Immergrüne Pflanzen verkörpern seit jeher Lebenskraft und diese holten sich die Menschen zur Gesundheit in ihr Haus. Römer nutzten dazu zum Beispiel Lorbeerkränze. In nördlicheren Gegenden wurden bereits Tannenzweige aufgehängt. Damit wollte man bösen Geistern das Eindringen in Haus, Hof und Stall erschweren.
Im mittelalterlichen Christentum entwickelte sich der Tannenbaum zum „Paradiesbaum“. Damit versinnbildlichte die Kirche die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Dieser Tag fand im Heiligenkalender bereits am 24. Dezember statt. Dafür brauchte man natürlich einen Baum, der in unseren Breiten im Dezember noch grün war. Mehr und mehr wurde dadurch der 24. Dezember als „Heiliger Abend“ vor den Weihnachtsfeiertagen wahrgenommen. Mit dem 14. und dem 15. Jahrhundert gibt es zunehmend Quellen, die über Weihnachtsbäume berichten. Bei Wikipedia kann man die gesamte Geschichte des Weihnachtsbaumes nachlesen.
Ab dem 18. Jahrhundert scheint sich der Brauch zum Aufstellen eines Weihnachtsbaumes richtig durchzusetzen. Die ersten Bäume waren noch recht einfach geschmückt: mit Süßigkeiten, Äpfeln, Nüssen oder gar Kartoffeln. Vom Adel über das Bürgertum bis hin zu den ärmeren Schichten, ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte, wer es sich leisten konnte, ein Bäumchen zu Hause. Auch der Baumschmuck veränderte sich. Um 1830 wurden die ersten Christbaumkugeln geblasen. 1920 wurden erste elektrische Lichter zur Beleuchtung statt Kerzen und Wachslichter benutzt. Weihnachten wurde mehr und mehr zur Massenware. Heute geht der Trend zum Zweit- und Drittbaum vor der Garage und in den Vorgärten. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Jedoch treibt der Markt auch viel Kitsch an den Baum. Aber es gibt sie noch: die echten Weihnachtsschmuckstücke, die liebevoll und handgefertigt sind.
Heute werden pro Jahr in Deutschland rund 27 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Und ich nehme nicht an, dass sich daran etwas in naher Zukunft ändern wird.
Der beste Baum für die Umwelt?
Nein, für mich ist es (bis jetzt) nicht vorstellbar, ein Weihnachten ohne richtigen Weihnachtsbaum zu feiern. Vielleicht später ja, wenn ich im Altenheim sitze und die Welt um mich herum schwarz wird. Für mich stellt sich eher die Frage, welcher Baum ist der beste Baum für die Umwelt?
Ein künstlicher Weihnachtsbaum aus Plastik ist einfach grundsätzlich schlecht für die Natur. Meistens ist das verwendete Plastik noch nicht einmal biologisch abbaubar. Noch heute wird meist PVC oder Polyethylen zur billigen Herstellung der Bäume genutzt. Der durchschnittliche Plastikbaum kommt aus Asien und verursacht nach Angaben und Berechnungen von Wissenschaftlern des kanadischen Ellipsos-Instituts in Montreal bei Herstellung, Transport und Entsorgung rund 48 Kilogramm CO2. Ein Naturbaum schlägt dagegen nur mit 3,1 Kilogramm Kohlenstoffdioxid zu Buche. Damit die Ökobilanz eines Plastikbaumes der eines Naturbaumes entspricht, müsste ein Plastikbaum mindestens 16 bis 17 Jahre genutzt werden.
Es bleibt also nur ein echter natürlicher Baum. Aber hier gibt es auch wieder viele Möglichkeiten. Waren zu DDR-Zeiten noch die Gemeine Fichte oder die Kiefer gefragt, sind es heute eher die Nordmanntanne. Angeblich soll sie in über 80 Prozent der deutschen Weihnachtsbaumhaushalte stehen. Als der Klassiker unter deutschen Weihnachtsbäumen hat sie natürlich die Vorteile, dass ihre Nadeln schön grün und weich sind. Auch nadelt der Baum nicht, im Gegensatz zur Gemeinen Fichte.
Natürlich gewachsene Bäume sind in der Regel zumindest klimaneutral. Zum Wachstum benötigen sie – wie alle Pflanzen – das Kohlenstoffdioxid CO2 aus der Atmosphäre. Bei der späteren Entsorgung und Verwertung wird weniger CO2 freigesetzt. Ein Weihnachtsbaum aus der Region ist wirklich klimafreundlich. Richtig toll wird es, wenn der Baum aus Durchforstungsmassnahmen wie der Kulturpflege kommt. Oder auf forstlichen Sonderstandorten wie unter Hochspannungstrassen wächst. Diese Bäume sind in der Regel nicht mit Chemikalien behandelt und müssen ohnehin gefällt werden. Als Naturprodukt aus der Region ist ein Weihnachtsbaum nur noch mit dem Bio-Siegel zu schlagen. Doch hier liegt der Anteil aktuell nur bei 0,7 Prozent und somit nicht weiter erwähnenswert. Das Umweltbundesamt empfiehlt folgende vertrauenswürdige Bio-Siegel: Bio, Bioland, Naturland, Demeter oder FSC.
Die meisten der in Deutschland verkauften Weihnachtsbäume stammen allerdings aus Plantagen. Bei der Bewirtschaftung wird gedüngt und mit Pestiziden gespritzt. Das geht natürlich mit der entsprechenden Belastung für die Umwelt einher. Ob durch diese Bäume durch Ausdünstung allerdings auch eine Gefahr für die Nutzer der Bäume in der Wohnung sind, kann ich nicht beurteilen.
Nach dem Fest werden echte natürliche Bäume meist kompostiert oder zur Energieerzeugung genutzt. Meine Eltern zu Hause waren da eher pragmatisch. Der Baum wurde am 6. Januar abgeschmückt. Dabei verlor die Fichte schon einen Grossteil ihrer Nadel. Die Zweige und der Stamm wurde in ofengrosse Stücke zerkleinert und dann im Kohleofen (den wir damals noch in jedem Zimmer hatten) verbrannt. So hat sich der Baum noch mit Knistern, Knackern und heimeliger Wärme von uns Kindern verabschiedet.
Ein Baum im Topf ist übrigens keine umweltfreundliche Lösung. Zumindest, wenn der Baum in der Wohnung stehen soll. Denn solch ein Baum erlebt kein zweites Fest. Denn draussen in der Natur wappnen sich die Bäume mit einem Frostschutz gegen den Winter. Sie schicken sich quasi in einen Winterschlaf. Werden sie danach in das warme Haus genommen, verlieren sie diesen Frostschutz und haben Stress. Nach zwei Wochen im warmen Wohnzimmer erfrieren diese Bäume dann regelrecht. Auch benötigt ein 1,50 Meter hoher Weihnachtsbaum einen Topf mit rund 50 Kilogramm Erde.
Kein Weihnachtsbaum ohne Schmuck
Ein Baum wird erst durch seinen Schmuck zu einem richtigen Weihnachtsbaum. Und der kann sehr verschieden ausfallen. Für jeden Geldbeutel gibt es mittlerweile die passenden Möglichkeiten. Wir halten es auch heute noch traditionell. Christbaumkugeln müssen es sein, eine Lichterkette und nach Bedarf Lametta (aus guten alten Zeiten). Ich gebe es zu, für unsere erstes Weihnachtsfest haben wir uns eine erste Weihnachtsbaumausstattung gekauft. Aber bei guter Pflege und sorgfältiger Behandlung haben da unsere Erben auch noch etwas von. Wenn die das denn wollen. Auch bei uns ist durch Erben und Schenkungen einiger Weihnachtsbaumschmuck hinzugekommen.
Auch hier lohnt es sich, etwas mehr Geld für Qualität und Langlebigkeit auszugeben. Von unserer lieben Großtante Edith haben wir vor einigen Jahren eine Lichterbaumkette mit Herrenhuter Sternen geschenkt bekommen. Leider war ein Teil defekt und die Kette konnte nicht mehr verwendet werden. Glücklicherweise war auch noch die alte OVP vorhanden, so dass wir die Produktnummer hatten. Siehe da, die Teile werden heute noch produziert und sind noch über die Firma zu beziehen. Die Reparatur war einfach durch uns selbst erledigt und heute strahlt die Lichterkette wieder im alten Glanz und mit neuen LED-Birnen. So geht Nachhaltigkeit!
Wie sieht es bei Euch aus? Stellt Ihr Euch einen Weihnachtsbaum in die Stube? Welche Art von Weihnachtsbaum bevorzugt Ihr? Schmückt Ihr traditionell oder wagt Ihr auch einmal etwas Aussergewöhnliches?
Überblick
Was wäre Weihnachten ohne richtigen Weihnachtsbaum? Für mich undenkbar! Mein Entschluss: ein Leben ohne Weihnachtsbaum ist möglich, aber sinnlos.
Geschrieben von Torsten Berg
Dieser Beitrag wurde am 19.12.2023 aktualisiert.
Erstellt wurde er am 19.12.2022 .
Lieber Torsten, wir Menschen sind doch sowas von verschieden … Seit meiner Trennung und Scheidung bin ich (nicht nur) diesem Weihnachtsbaumkult gegenüber skeptisch. Natur – so ist meine Einstellung – bewundere und genieße ich im Freien. Mir Schnittblumen oder gar Bäume ins Zimmer zu holen, wissend, dass dieses von mir dann vergewaltigte Stück Natur nach wenigen Tagen stirbt … Neee, nicht meins, denn die harmonische, familiär-friedliche Atmosphäre könnte ich auch ohne haben.
Aber – Du ahnst es – mit meiner etwas rigiden Meinung stehe ich in der Familie alleine, und um des lieben Friedens willen streite ich darüber nicht. Für meine Gedanken, ein geschmackvolles baumähnliches Gebilde aus Holz oder Metall zu bauen oder bauen zu lassen (wiederverwendbar!) erntete ich im günstigsten Fall Hohngelächter ;-) So steht denn bei uns jedes Jahr aufs Neue ein Baum, geschmückt mit einer Mischung aus vor langer Zeit gekauftem, vererbtem und/oder von Kinderhand vor Jahrzehnten gebasteltem Weihnachtsschmuck; beleuchtet von einer langen Lichterkette. Und, ganz ehrlich, hässlich finde ich das fertige Produkt auch nicht. Obwohl ich bei jeder Tannennadel, die ich im Sommer doch wieder in irgendeiner Ritze finde, an diesem Brauch zweifele.
Der Abend selbst ist bei uns von Traditionen geprägt. Der Ablauf, die Auswahl von Speisen und Getränken, die Bescherung … alles wie jedes Jahr, und das seit Jahren. Die einzige Variante ist eine eher traurige: Nach dem Tod meiner Schwiegermutter 2013 und dem meines Schwiegervaters in diesem Jahr werden wir allmählich weniger. Und bei drei „Kindern“ im Alter zwischen 37 und 40 ist bedauerlicherweise kein Nachwuchs in Sicht. Diese Weihnachtsabende möchte ich nicht missen – alle freuen sich spürbar, und alle freuen sich über die Freude der anderen.
Immerhin konnte ich bei meiner Frau und mir eins durchsetzen: Verpackung einsparen. Vorher war es immer so, dass wir Geschenke liebevoll in bunt bedrucktes Weihnachtspapier verpackt haben. Das Papier kann dann wegen der teils belasteten Druckfarben nicht ins Altpapier, sonern muss in den Müll. Die beschenkten verlieren eventuell eine freundliche Bemerkung über die schöne Verpackung – um sie anschließend aufzureißen (darauf reimt sich wegzuschmeißen – macht natürlich keiner; ist am ersten Feiertag mein Job). Seit einigen Jahren haben wir für diesen Zweck wiederverwendbare Papiertüten; teils von uns bemalt. Das ist nicht ganz so romantisch, und allzuoft können die Tüten auch nicht wieder verwendet werden – aber ich finde das immer noch besser, als jeden Pups ind Geschenkpapier mit bunten (Kunststoff-) Bändchen zu wickeln.
Dir/Euch alles Gute
Ullrich
Hallo Ullrich,
vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Im Grunde genommen hast du Recht und es ist alles Quatsch. Aber wir Menschen sind nun mal so, dass wir uns künstlerisch betätigen. Vielleicht hatten bereits die ersten Höhlenmalereien einen ähnlichen Hintergrund wie heute der Weihnachtsbaum. Es ist aber keiner mehr da, den man danach fragen könnte. Noch kann ich Weihnachten und das Drumherum geniessen, auch trotz des kleiner werdenden Familienkreises. Irgendwann werde ich keinen Baum mehr tragen können, das Steigen auf die Leiter zum Schmücken wird unmöglich oder ich verliere mich geistig im Dunkeln. Ich denke, man sollte seine eigenen Freuden so lange es geht, verwirklichen.
Euch ebenfalls eine schöne Weihnacht.