Robben fotografieren auf Helgoland. Wohl kaum eine Jahreszeit eignet sich so perfekt dazu wie der Winter. Denn in dieser Jahreszeit findet die Geburt und die Paarung der Kegelrobben statt.
Geschrieben von Torsten Berg
Dieser Beitrag wurde am 25.01.2024 aktualisiert.
Erstellt wurde er am 07.12.2018 .
Robben fotografieren auf Helgoland – meine Tipps
Robben fotografieren auf Helgoland. Wohl kaum eine Jahreszeit eignet sich so perfekt dazu wie der Winter. Denn in dieser Jahreszeit findet die Geburt und die Paarung der Kegelrobben statt. Und die Insel ist überraschend menschenleer. In diesem Beitrag findest du meine Tipps zum Robben fotografieren auf Helgoland.
Helgoland – ein HotSpot für den Naturfotografen
Helgoland als einzige deutsche Hochseeinsel hat einige tierische Attraktionen zu bieten. Zur Vogelzugzeit ist die Insel ein HotSpot für Ornithologen. Während des Frühjahrs bis in den Herbst hinein kann man hier hautnah dem Basstölpel begegnen. Während dieser Zeit halten sich natürlich auch Seehunde und Kegelrobben auf der Insel auf. Doch richtig spannend wird es mit den Kegelrobben erst im Winter auf Helgoland.
Zwar trifft man im Winter nur wenige Seehunde auf der Insel an. Diese Robbenart kommt dann eigentlich nur zum Sterben auf die Insel. Dafür trifft man umso mehr der Kegelrobben an. In einem früheren Beitrag habe ich bereits etwas über diese schönen Tiere geschrieben. Während November bis Februar kommen mehrere hundert Tiere nach Helgoland. Hier bringen die Weibchen ihre Jungen zur Welt und ziehen diese in den ersten Wochen auf.
Gleichzeitig werben die Bullen um die wieder geschlechtsreifen Weibchen und liefern sich untereinander teilweise blutige Kämpfe. Geburt und Aufzucht der Jungen, sowie der Kampf um die Weibchen und die eigentliche Paarung lassen sich quasi hautnah auf engem Raum beobachten.
Wo finde ich die Robben auf Helgoland?
Helgoland bietet also ideale Voraussetzungen um Robben fotografieren zu können. Nirgendwo kommt man sonst so nah an diese eindrucksvollen Tiere heran. Zudem ist Helgoland – im Vergleich zu anderen Inseln – leicht zu erreichen.
Robben fotografieren auf Helgoland kann man am besten natürlich auf der Düne. Von der Hauptinsel fährt im Winter im Halbstundenrhytmus eine Fähre zur Düne. Die genauen Fahrzeiten können im Internet eingesehen werden. Eine Fährfahrt (Hin- und Rücktour) kostet 5,00 Euro. Es empfiehlt sich je nach Wetterlage eine der ersten Fähren zu nehmen. Diese startet 8:00 Uhr. In den Morgenstunden sind die Robben am aktivsten. Zudem sind dann noch keine Tagestouristen auf der Insel.
Vom Fähranleger kann man die Insel auf einem Rundwanderweg bequem erkunden. Für das Robben fotografieren eigenen sich besonders der Nordstrand. Hier halten sich die meisten Robben auf. 2018 hat man in den Dünen des Nordstrandes einen Steg gebaut. Von diesem hat man einen guten Rundblick auf den Strand und die Robben. Allerdings gelingt es hier nur selten Fotos auf Augenhöhe mit den Tieren zu machen.
Gebote sind zum Schutz der Tiere da
Das Fotografieren am Nordstrand ist leider nicht ganz ohne Beeinträchtigung der Kegelrobben möglich. Je nach Hochwasserlage sammeln sich hier die Tiere in hoher Zahl auf kleinem Platz. Meistens ist es dann schwierig, den geforderten Mindestabstand von 30 Metern zu den Tieren einzuhalten. Zumal, wenn die Kegelrobbenkühe ihre Jungen gebären, stören renitente Fotografen die Tiere. Aus diesen Gründen ist teilweise der Zugang zum Nordstrand temporär für Menschen nicht gestattet. Die Ranger vor Ort kontrollieren dann dieses Zutrittsverbot auch logischerweise und fordern Besucher auf, den Bereich zu verlassen. Naturverbundene Fotografen und Besucher sollten dann schon im Interesse der Tiere diese Verbot beachten.
Der Südstrand der Insel hat eine größere Fläche zu bieten. Hier verteilen sich die Tiere im Winter auf der gesamten Fläche. Es ist leichter den geforderten Mindestabstand einzuhalten. An der Ostseite der Insel befindet sich noch ein kleiner Kieselstrand. Hier sind auch häufig Robben anzutreffen.
An den Stränden findet man häufig die Kühe mit Jungen. Ältere Jungtiere werden von den Müttern gern einige Zeit allein gelassen. In solchen Situationen sollte man darauf achten, dass die Mutter zu ihrem Jungen gelangen kann. Auch sollte man darauf achten, den Tieren nicht unbedingt den Rückzug in das Wasser zu versperren.
Robben fotografieren auf Helgoland – meine Tipps
Positiv im Winter ist das Licht beim Fotografieren. Man kann hier den ganzen Tag fotografieren und hat selbst bei Sonnenschein niemals richtig „hartes“ Licht. Im Gegensatz zum Sommer verteilen sich die Tiere über die gesamte Insel. Auch in den Dünen und auf den Wegen, selbst auf den Holzstegen sind die Kegelrobben zu finden. Man darf also nicht überrascht sein, wenn man direkt hinter einer Kurve auf einen Kegelrobbenbullen trifft. Dann hilft es, Ruhe zu bewahren und den Rückweg anzutreten.
Da es im Winter zwangsläufig sehr kalt ist und es auch teilweise sehr windig werden kann, sollte man sich warm anziehen. Vor allem, wenn man plant längere Zeit auf der Düne zu fotografieren. Aber es gibt auch Möglichkeiten zum Aufwärmen. In der Bungalowverwaltung in der Nähe des Fähranlegers ist ein kleiner Ausstellungsraum eingerichtet. Auch das Flughafenrestaurant hat geöffnet.
Der Winter stellt auch einige Herausforderungen für die Technik dar. Es sollten genügend Akkus mitgenommen werden. Bei Kälte schreitet deren Entladung schneller voran. Deshalb empfiehlt es sich, die Ersatzakkus auch nah am Körper zu tragen. Ich habe meinen Ersatzakku immer in der Hosentasche gehabt und konnte so den „ganzen“ Tag fotografieren.
Im Schnee oder bei hellem Sand muss fast immer eine manuelle Belichtungskorrektur durchgeführt werden. Die Kameraautomatik bezieht sich auf einen mittleren Grauwert und Fotos werden dann oft zu dunkel. Deswegen empfiehlt es sich hier ein bis zwei Belichtungsstufen überzubelichten. Mein Tip: schau auf das Histogramm. Daraus kannst du ersehen, dass das Bild korrekt belichtet wurde. Allerdings ist die unterschiedliche Belichtung natürlich auch ein Mittel, um einzigartige Bilder zu erstellen.
Das Equipment
Bei der Fotoausrüstung für Helgoland kann man eigentlich nichts falsch machen. Viele der Tiere auf Helgoland sind an den Menschen gewöhnt und die Fluchtdistanzen relativ gering. Für das Robben fotografieren solltest du 300 bis 400 mm Brennweite einplanen. Größere Brennweiten kannst du natürlich insbesondere für Detailaufnahmen verwenden.
Wenn du nicht nur einfach Robben fotografieren möchtest, empfehle ich dir, die Tiere auch einmal in ihrem Lebensraum abzulichten. Wie in der Landschaftsfotografie kannst du hier kleinere Brennweiten und Weitwinkelobjektive benutzen.
Natürlich sollte ein Stativ und ein Fernauslöser nicht fehlen. Empfehlenswert ist auch ein Schutz gegen Regen und dem feinem Sand. Zum Beispiel kannst du einen Schutzfilter für die Objektive verwenden oder eine Schutzhülle* einsetzen. Vor allem, wenn du bodennah arbeitest, kann der durch den Wind aufgewirbelte Sand Schaden an deiner Ausrüstung verursachen.
Hier noch mehr Tipps zum Robben fotografieren für dich
In einem früheren Beitrag hatte ich bereits allgemeine Tipps zum Fotografieren von Tieren gegeben. Hier kannst du den Beitrag noch einmal lesen. Natürlich kannst du in der Tierfotografie auch die allgemeinen Gestaltungsregeln der Fotografie beachten.
Tiere sind lebendige und fühlende Wesen! Je länger ich nun schon wilde Tiere beobachte und fotografiere, umso mehr erkenne ich deren Gefühle untereinander. Der Mensch ist eben nicht die Krone der Schöpfung, für die er sich gern hält. Diese Gefühle versuche ich in meinen Bildern festzuhalten.
Eine weitere Möglichkeit etwas andere Fotos zu machen, besteht darin, Tiere in ihrem Lebensraum zu zeigen. Für mich selbst gehe ich immer mehr davon ab, Tiere einfach nur abzulichten. Tiere in ihrem Lebensraum sind ein probates Mittel dazu.
Ganz spannend wird es, wenn man das Verhalten von Tieren fotografieren kann. Hier muss man oft schnell reagieren. Hilfreich erweist sich in solchen Sachen oft die Serienbildfunktion. Und natürlich sollte man seine Kamera und deren Bedienung „im Schlaf“ kennen.
Weitere lohnende Fotoobjekte sind auch immer Interaktionen zwischen verschiedenen Tierarten. Diese verdeutlichen uns, dass alles miteinander vernetzt ist und sich gegenseitig bedingt. Ich hatte zum Beispiel die Gelegenheit, zu beobachten wie sich kurz nach einer Geburt Möwen und Rabenvögel das Jungtier angegriffen haben und sich schließlich über die Nachgeburt der Kegelrobbe hergemacht haben. Auch das ist Natur!
Umsichtiges Verhalten zum Schutz der Robben
Es versteht sich eigentlich von selbst, dass jeder Naturfotograf und jeder Besucher sich umsichtig gegenüber den Kegelrobben und den anderen Tieren verhält. Hier möchte ich dennoch einige Verhaltensregeln geben. Diese findest du auch im aktuellen Faltblatt von Helgoland Touristik.
- Fasse bitte nie eine Robbe an, auch wenn diese noch so niedlich sind. Robben sind Raubtiere mit kräftigem Gebiss. Bei einem Biss können Bakterien zum Beispiel Blutvergiftungen hervorrufen.
- Bitte immer einen Abstand von 30 Metern halten. Sollte sich ein Tier von selbst nähern, weiche bitte zurück.
- Wenn Robben unruhig werden, den Kopf heben oder weg robben, weiche bitte ebenfalls zurück. Gleiches gilt auch, wenn die Tiere fauchen oder einen Angriff starten.
- Bilde kleine Besuchergruppen. Ständige Einzelbesucher stören mehr als gelegentliche Menschengruppen.
- Verhalte dich ruhig. Vermeide laute Geräusche, hektische Bewegungen oder Locksignale in der Nähe von Robben.
- Abhängig von der Verteilung der Jungtiere auf der Düne und bei entsprechenden Hochwasserlagen sind einige Bereiche vorübergehend gesperrt. Bitte respektiere diese Markierungen.
- Füttern ist natürlich verboten. Wildtiere werden dadurch oft aufdringlich und aggressiv.
Die Helgoländer Robben im Corona-Jahr 2020/2021
Leider ist es aufgrund des aktuellen LockDowns nicht möglich, nach Helgoland zu reisen. Dennoch gibt es aktuell gute Nachrichten von den Kegelrobben auf Helgoland! In der aktuellen Wurfsaison 2020/2021 sind bis zum 6. Januar 652 Jungtiere geboren. Das teilte der Verein Jordsand mit. Seit der ersten erfassten Geburt einer Kegelrobbe auf Helgoland 1996/97 ist die Anzahl der Geburten beständig gestiegen und erreicht aktuell wieder einen Höchstwert. Langsam wird es eng auf der Düne. Vielleicht war das auch der Grund dafür, dass es erstmals auch eine Geburt auf der Hauptinsel gab.
Inzwischen haben die meisten Robbenkühe ihre Jungen zur Welt gebracht. Viele Jungtiere seien bereits abgestillt und im Fellwechsel. Bis zu 38 Geburten gab es in dieser Saison pro Tag. Vermehrt wurden die Strände temporär geschlossen. Der erweiterte Panoramaweg am Nordstrand der Düne wurde geöffnet. Gut, für Fotografen nicht wirklich so ideal. Zusätzlich gibt es neue Beobachtungsmöglichkeiten am Südstrand und auch mittlerweile Fotobuchten. Allerdings – aufgrund der Corona-Pandemie stehen diese wohl nur den Helgoländern exklusiv zur Verfügung.
Die Zeiten des „freien Fotografierens“ auf der Düne werden damit für Naturfotografen wohl langsam Geschichte sein.
Sperrung der Strände auf der Düne 2021/2022
Wie bereits befürchtet, ist es nun Realität geworden. Große Teile der Strände auf der Düne sind während der Zeit der Geburt und Aufzucht nun abgesperrt. Der hauptsächlichste Grund dafür soll sein, daß der Mindestabstand zu den Tieren oftmals nicht eingehalten werden konnte.
Laut einem Bericht der Tagesthemen vom 12.12.2021 (Video leider nicht mehr verfügbar) wurde der Strand mit Zäunen abgesperrt. Ein paar abgetrennte Aussichtsbuchten lassen Einblicke in den Strand zu. Ansonsten gilt: Besucher und Fotografen haben draußen zu bleiben.
Im aktuellen Winter 2021/22 wurden 669 Kegelrobben auf der Helgoländer Düne geboren. Damit wurde der Rekord des letzten Winters 2020/21 mit 653 Geburten gebrochen. Die meisten Jungtiere haben ihren Fellwechsel vom Lanugofell zum typischen Kegelrobbenfell hinter sich und verlassen jetzt die Düne. Die geschlechtsreifen Bullen werden auch langsam ruhiger und sind nicht mehr nur hormongesteuert. Ab Mitte Januar sollten alle Strände wieder betretbar sind.
[Update 2023] Metallzaun sorgt für mehr Nähe
Mittlerweile trennt ein kilometerlanger Metallzaun auf der Düne die Robben von den Menschen. Mit dem Zaun sollen Beunruhigungen der Tiere durch Fotografen und Besucher vermeiden werden. Das ist verständlich, da Störungen dazu führen könnten, die Verbindung zwischen Robbenweibchen und ihrem Jungtier abreißen zu lassen. Im schlimmsten Fall wird das Jungtier in das Wasser getrieben. Das würde für das Jungtier den Tod bedeuten. Aus diesem Grund wurde in der Anfangszeit auch der Mindestabstand eingeführt.
Durch den Zaun jedoch besteht nun die Möglichkeit, dass sich Besucher noch näher an die Tiere herankommen. Nämlich dann, wenn diese in der Nähe des Zaunes liegen. Dann kann es theoretisch möglich sein, eine Kegelrobbe anfassen und zu streicheln. Ich persönlich würde davon abraten, aber inzwischen weiß man ja, wie Eigenverantwortung beim Menschen aussieht. Auch die Jungtiere haben schon ein gefährliches Gebiss. Zudem werden die Weibchen alles v ersuchen, um ihre Jungen zu schützen. Wenn das Muttertier laut und aggressiv schnaubt, sollte das als eindeutige Warnung aufgefasst werden.
Der Südstrand ist komplett für Besucher gesperrt. Die Besucher können auf dem vom Verein Jordsand eingerichteten Winterpanoramaweg aus von mehreren Aussichtsplattformen die Robben beobachten. Für Fotografen wird diese Regelung und auch die Absperrungen einen negativen Aspekt darstellen.
Fotogalerie
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Ich fotografiere am liebsten in Florida/USA da kann ich bis auf 1, 2 m an Krokodile und andere Tiere ran gehen, keiner maßregelt mich da!
Trotzdem gibt es in den Nationalparks auch entsprechende Richtlinien, die man einhalten sollte, sonst können auch die Ranger dort schnell böse werden. Zudem gibt es auch eine gewisse „moralische“ Verpflichtung für einen verantowrtungsbewussten Natur- und Tierfotografen. Wer sich dadurch gemassregelt fühlt, sollte besser einen Zoo besuchen.
Deine Tipps sind gut und ich kann sie aus eigener Erfahrung bestätigen. Leider ist das Verhalten vieler Fotografen ganz übel. Das wird leider immer schlimmer und wird irgendwann auch Folgen haben. Dann für alle.
Danke für Deinen Kommentar und die Bestätigung :-)
Ja, ich denke wegen der renitenten Fotografen und generell auch wegen der vielen Zuschauer wird wohl über kurz oder lang nicht nur eine Teilsperrung der Düne nötig werden.
Deine Bilder sind der Hammer – wunderschön und die perfekten Perspektiven.
danke Franz für deinen Kommentar!
Wow, was für tolle Bilder! Und danke für den Hinweis mit dem Abstandhalten! Es gibt genügend Leute, denen das Tierwohl sowas von egal ist, wenn sie nur ein gutes Foto schießen können :-( Irgendwann muss ich wohl auch mal nach Helgoland …
Hallo Sabine,
danke für deine Kommentar. Helgoland im Winter kann ich dir empfehlen. Nicht nur wegen der Robben.
Beste Grüsse
Torsten