Residenzstadt Neustrelitz in der Mecklenburgischen Seenplatte
Für naturverbundene und auch für kulturinteressierte Gäste ist die frühere Residenzstadt Neustrelitz ein lohnendes Reiseziel. Rad-, Wander- und Wasserwege verbinden die Stadt direkt mit dem Nationalpark Müritz und der Feldberger Seenlandschaft.
Residenzstadt Neustrelitz in der Mecklenburgischen Seenplatte
Als ich Neustrelitz besuchte, fing diese ganze Sache mit Corona erst an. Es war das erste Wochenende, an welchem Corona offiziell in Deutschland grassierte. Lies hier dazu meine Gedanken aus dem März 2020 In Norditalien waren bereits die ersten drei Todesopfer zu beklagen. Viele mehr sollten es noch werden. Tage später waren wir im ersten LockDown. Gemeinsam mit einem Fotofreund hatte ich bereits Monate vorher eine Fototour in der Landesirrenanstalt Domjüch geplant. Natürlich gingen mir da auch Gedanken über Corona durch den Kopf. Während der Fahrt schickte uns das Universum aber einen Regenbogen an den Himmel und ab da konnte nichts mehr schiefgehen.
Großherzog Adolf Friedrich III. von Mecklenburg-Strelitz liess 1733 die Stadt Neustrelitz erbauen. Der Stadtgrundriss als spätbarocke Planstadt erinnert an eine italienische Idealstadt. Einmalig in Europa ist die sternförmige Stadtanlage mit dem grossen quadratischen Marktplatz.
Viele Sehenswürdigkeiten dieser Kleinstadt erzählen noch heute von höfischem Repräsentieren und vom Bürgerstolz. Eines der eindrucksvollsten Bauwerke ist die reichverzierte Schlosskirche am Rande des Schlossgartens. Im prächtigen Schlosspark selbst verzaubert uns Gartenkunst aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Eine Gedächtnishalle im Park erinnert an Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz, der späteren preussischen Königen Luise.
Wir kommen am späten Nachmittag in Neustrelitz an. Ich mag diese kleinen und übersichtlichen „Provinzstädte“. Vielleicht deshalb, weil ich in solchen kleinen Städten bisher einen Grossteil meines Lebens verbracht habe. Vielfältige Stadtkultur und regionale Gastlichkeit kann ich für meine Begriffe besser hier erleben als in den grossen hektischen Cities wie Hamburg, Berlin oder München.
Am Zierker See, in unmittelbare Nähe zum Stadthafen beziehen wir unsere Zimmer im Hotel „Alter Kornspeicher“. Im vom Baumeister Friedrich-Wilhelm Buttel im Jahr 1856 errichteten Kammerspeicher erfahren wir eine freundliche Aufnahme.
Laut einem Faltblatt aus der Tourismusinformation kann man die frühere Residenzstadt in einer knapp dreistündigen Rundkurs kennenlernen. Ok, drei Stunden bleiben uns nicht, da es draussen bereits dunkel wird, es im Februar noch ziemlich kühl ist und wir am anderen Morgen noch zur Domjüch wollen. Aber für einen kurzen fotografischen Rundgang sollte es allemal reichen.
Ein kurzer Stadtrundgang
Erste Station ist für uns der Schlossgarten. 1729-1731 wurde die vom Schloss zum Hebetempel führende barocke Mittelachse angelegt. Im 19. Jahrhundert wurde ein Teil des Gartens unter der Leitung von Peter Josef Lenné im Stil eines englischen Landschaftsparkes umgestaltet. Das war damals en vogue! Unter den sehenswerten Bauten finden wir u.a. die Gedächtnishalle für Königin Luise von Preussen, die im Jahr 1891 erbaut wurde.
Weiter geht es hinauf zum Schlossberg. 1726 – 1731 gelten als die Baujahre des Schlosses. Mit der Gründung der Residenzstadt Neustrelitz im Jahr 1733 war es die Hauptresidenz der hiesigen Herzöge bis zum Ende der Monarchie 1918. Der Strelitzer Landtag entwarf und verabschiedete hier die erste demokratische Verfassung eines deutschen Bundesstaates. 1945 brannte das Schloss aus und die verbleibende Ruine wurde 1950 komplett abgetragen. Heute wird der Schlossberg als Festspielort genutzt. Im Oktober 2019 einigte man sich mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern auf einen Wiederaufbau des Schlosses und des Schlossparkensembles.
Aufgrund der kurzen Wege gelangen wir nach wenigen Gehminuten zum Marktplatz. Von diesem einem Hektar grossen quadratischen Platz führen sternförmig acht Straßen in alle Himmelsrichtungen. Damit gilt dieser Platz als europaweit einmalig! Auf dem mit Eschen bepflanzten Rondell befindet sich ein Wasserspiel mit 36 Fontänen. Am Markt finden wir die Stadtkirche aus dem Jahr 1778. Der Turm im toskanischem Stil ist 45 Meter hoch und ebenfalls ein Bauwerk von Buttel. Der scheint in Neustrelitz ganz schon begehrt gewesen zu sein, der Baumeister Buttel! Leider können wir wegen der geschlossenen Kirche den eindrucksvollen Rundblick von der Aussichtsplattform nicht geniessen.
Auf dem Rückweg zu unserem Hotel kommen wir am Kreisel an der Seestraße vorbei. Schon als wir zum ersten Mal bei der Ankunft hier vorbeifuhren, ist mir die dortige Skulptur aufgefallen. Erst dachte ich, dass es sich hierbei um einen stilisierten Kranich handelt. Im Hinterkopf hatte ich immer noch die Geschichten vom Nationalpark, von der Seenplatte und überhaupt hatten wir bei der Anreise vor den Toren von Neustrelitz bereits Unmengen an Kranichvögeln gesehen.
In Wirklichkeit handelt es sich hier um eine Strelitzienskulptur aus Edelstahl des Metallgestalters René Winter. Die Strelitzie ist die Stadtblume von Neustrelitz. Diese afrikanische Pflanze erhielt ihren Namen nach Strelitz, der Heimat der britischen Königin Sophie Charlotte (1744 – 1818), welche hier in Mecklenburg geboren wurde. In der Orangerie von Neustrelitz blühte 1822 eine Strelitzie zum ersten Mal auf deutschem Boden.
Und es gibt noch viele weitere sehenswerte Orte hier, die ich nicht erwähnt habe. Aber langsam ist die Nacht hereingebrochen und wir finden noch zum Abschluss des Tages eine geöffnete Kneipe für ein Abschlussbier. Wir lassen den Tag ausklingen und bereiten uns auf den nächsten Tag vor. Doch davon möchte ich in einem neuen Beitrag berichten.
Fotogalerie aus Neustrelitz
Überblick
Für naturverbundene und auch für kulturinteressierte Gäste ist die frühere […]
Geschrieben von Torsten Berg
Dieser Beitrag wurde am 13.04.2021 aktualisiert.
Erstellt wurde er am 17.02.2021 .