Krötenwanderung im Frühling
Alljährlich im März, wenn die Temperaturen nicht mehr unter Null sinken, erleiden viele unserer heimischen Amphibien den Krötentod. Auf ihren Wanderungen zu ihrem Laichgewässer müssen diese Tiere immer öfter viel befahrene Straßen überqueren. Für etliche Kröten, Frösche und Molche ein russisches Roulette. Als häufigste Amphibienart ist unsere heimische Erdkröte davon betreffen. Deshalb spricht man landläufig auch nur von Krötenwanderung oder Krötentod im Frühling.
Krötenschutz als Naturschutzaufgabe
Maßnahmen zum Schutz oder Rettung der Kröten spielen schon seit den 1970er Jahren eine zunehmende Rolle in der Naturschutzarbeit. Vielfach ist ein Krötenzaun die Naturschutzmaßnahme schlechthin neben dem Nistkastenbau oder der Ausweisung von Schutzgebieten. Mit solchen Artenschutzmaßnahmen wird der Naturschutz in Verbindung gebracht. Auch für mich gehörten die Krötenzäune zum Beginn meiner „Naturschutzkarriere“ dazu. Heutzutage bedeutet Naturschutz aber mehr politischer und bürokratische Arbeit. Doch das ist eine andere Geschichte.
Immer mehr wird der Lebensraum unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt zerstört, zerschnitten und verbaut. Schutzgebiete helfen nur in begrenzten Maßen. Vielfach gibt es für Tiere keine Grenzen oder ihr Lebensraum ist größer als das eigentliche Schutzgebiet. Seit den 1990er Jahren wird vermehrt bei Bauprojekten jedoch auf die Einhaltung von Naturschuztaspekten geachtet, z.B. in Form von Wildbrücken oder eben Krötentunneln. Doch diese Maßnahmen kosten Geld und das nicht zu knapp. Vielerorts sind solche Maßnahmen umstritten. Bereits bei der Planung von Bauprojekten müssen zeitaufwendige Studien und Erfassungen durchgeführt werden. Vielerorts vermeidet deshalb wenn möglich die Politik diesen Aufwand.
NABU Bremen errichtet Krötenzaun zum Schutz vor dem Krötentod
In diese Lücke springen vielfach dann Naturschutzverbände oder örtliche Bürgergruppen ein. Um den Krötentod im Frühling für Kröten, Frösche, Salamander oder Molche zu vermeiden, werden dann Krötenzäune errichtet. In Bremen baut der NABU Bremen bereits mehrere Jahre in Folge einen Zaun an der Senator-Apelt-Straße auf. Hauptsächlich sollen damit die Erdkröten vor dem Krötentod an der vielbefahrenen Straße zum Güterverkehrszentrum gerettet werden. Rechtzeitig im Frühjahr mit steigenden Temperaturen und am liebsten bei Regen beginnen dann die Erdkröten aus ihren Winterverstecken hervorzukommen. Sie starten ihre gefahrvolle Wanderung zum Laichplatz. Gerade bei Erdkröten ist das immer wieder ein und dasselbe Gewässer. Genau das, in dem sie auch schon selbst als Laich das Licht der Welt erblickt haben. Darum macht es auch keinen Sinn, Erdkröten in den eigenen Gartenteich umzusiedeln. In den 80er Jahren wunderte man sich, daß vielfach Hunderte von Kröten auf trockenen Feldern gehäuft anzutreffen waren. Bis man dann heraus fand, daß bis vor kurzem hier noch ein kleiner Weiher existierte, der aus Gründen der Effektivität einfach zugeschüttet wurde.
Erdkröten sind häufig im Siedlungsbereich anzutreffen
Der Winter- und der Sommerlebensraum einer Erdkröte kann dabei bis zu 4 km entfernt von ihrem Laichgewässer liegen. Die Erdkröte trifft man als häufigsten Lurch im Siedlungsbereich an. Ihr Auftreten in Siedlungsgebieten, Parks, Gärten, Schrebergärten, Hinterhöfen, feuchten Kellern, Ruinen und Friedhöfen rechtfertigt die Bezeichnung „Kulturfolger“. Sogar inmitten von kleineren Städten kann man Erdkröten manchmal antreffen. So bildet auch die Kleingartenkolonie an der Senator-Apelt-Straße einen idealen Lebensraum. Und die Gärtner können froh sein, solche fleißigen Helfer als Schädlingsvernichter in ihren Beeten zu haben. Die Nahrung der Erdkröten besteht nämlich aus Würmern, Schnecken, Asseln, Spinnen und unterschiedlichen Insekten, die sie auf ihren nächtlichen Streifzügen erbeuten.
Krötentod im Frühling bei der Krötenwanderung
Bei ihrer Wanderung treffen die Tiere nun am Straßenrand auf den grünen Krötenzaun des NABU. Vielfach sind alleinstehende Männchen unterwegs, aber auch bereits verpaarte Erdkröten. Dabei sind die Männchen dann etwas bequemer. Haben diese nämlich ein paarungswilliges Weibchen gefunden, klammern sie sich auf deren Rücken fest und lassen sich zum Laichgewässer tragen. Am Zaun als Hindernis wandern die Kröten dann entlang, bis sie plötzlich in einen Eimer fallen. Dort müssen sie nun auf die freiwilligen Helfer warten, die sie dann einsammeln und über die Straße tragen. Auf der anderen Seite der Straße werden die Tiere freigelassen und können ihre Wanderung zum Laichgewässer fortsetzten. Wer noch kein Weibchen gefunden hat, macht mit lauten Rufen auf sich aufmerksam. Verpartnerte Kröten hingegen müssen sich den Attacken von Singlemännern erwehren. Aber auch andere Männchen werden oftmals erst einmal als Weibchen angesehen und umklammert. Bis der Freier dann seinen Fehler bemerkt. Schreiten die Tiere zur Laichablage, wickelt das Weibchen (immer noch das Männchen auf dem Rücken tragend) ihre Laichschnüre um Pflanzenstengel oder Holzstücke, die im Wasser liegen. Die Männchen stoßen gleichzeitig ihre Samen auf die vom Weibchen abgelegten Laichschnüre und befruchten somit die Eier. Damit ist die Paarung unspektakulär beendet und die Tiere trennen sich und begeben sich auf ihre weitere Wanderung in den Sommerlebensraum. Vielfach müssen sie dabei wieder die Straße zurück überqueren und werden dann ebenfalls von freundlichen Menschen chauffiert.
Was passiert nach der Laichablage?
Schlüpfen die auch Kaulquappen genannten Larven nach einiger Zeit aus den Laicheiern, so verbleiben sie noch bis ca. August im Gewässer und durchleben hier ihre Verwandlung zur Kröte. Als Methamorphose ist dieser Lebensabschnitt aus dem Biologieunterricht wohl immer noch in Erinnerung. Meistens verlassen die kleinen Kröten dann in Scharen das Laichgewässer und beginnen ihr ebenso gefahrvolles Leben. Landläufig spricht man dann auch vom Froschregen, wenn tausende kleiner Kröten oder Frösche durch das Gelände krabbeln und man Angst hat, etliche davon zu zertreten. Ihre Jugend verleben dann die Erdkröten in Parks oder Gärten, bis sie 3 Jahre alt sind. Dann werden die jugendlichen Tiere geschlechtsreif.
Zum Winter hin suchen die Tiere sich ein Winterversteck. Dort verbleiben sie dann bis zum nächsten Frühling, wenn die erwachsenen Tiere dann wieder dem Drang der Natur folgen und vor dem Krötentod im Frühling gerettet werden müssen.
Überblick
Alljährlich im März, wenn die Temperaturen nicht mehr unter Null sinken, erleiden viele unserer heimischen Amphibien bei ihrer Krötenwanderung den Krötentod.
Geschrieben von Torsten Berg
Dieser Beitrag wurde am 26.03.2024 aktualisiert.
Erstellt wurde er am 26.03.2016 .