Kostbarkeit am Wegesrand – die Gebänderte Prachtlibelle
An langsam fließenden Bächen, kleinen Flüssen und sauberen, krautreichen Kanälen kann der aufmerksame Betrachter in diesen Tagen eine weitere Kostbarkeit am Wegesrand entdecken – die Gebänderte Prachtlibelle.
Die Gebänderte Prachtlibelle ist unsere größte heimische Kleinlibelle
Flatternd, fast gaukelnd, mit einem mehr an Schmetterlinge als an Libellen erinnernd, fliegen diese heimischen Libellen umher. Dieser Flugstil und auch die farbigen Flügel sind unverkennbar für die Familie der Prachtlibellen. In Mitteleuropa kommen nur zwei Arten aus dieser Familie vor. An günstigen Ruheplätzen sammeln sich die Tiere oftmals in kleinen Gruppen.
Ausgewachsene Tiere erreichen eine Flügelspannweite bis zu sieben Zentimetern und eine Körperlänge von bis zu fünf Zentimetern. Damit stellt die Gebänderte Prachtlibelle die größte mitteleuropäische Kleinlibelle dar. Die Zeit der Libelle als ausgewachsenes Insekt dauert nur 50 bis 60 Tage. Den größten Teil ihres Lebens verbringen die Libellen als Larve unter Wasser.
Nachdem die Libellenlarven des Vorjahres erfolgreich überwintert haben, beginnt ab Juni / Juli der Abschluss ihres Larvendaseins. Dazu klettern sie auf Pflanzenhalme oder ähnliche vertikale Strukturen zur Häutung. Dann schlüpfen aus den räuberisch und gefährlich aussehenden Libellenlarven die eleganten Hubschrauber, welche wir kennen.
Nach rund zehn Tagen tritt dann die Geschlechtsreife der erwachsenen Tiere ein. Dann zeigen die Männchen der Gebänderten Prachtlibele ein ausgeprägtes Revierverhalten. Dringt ein fremdes Männchen in das eigene Revier ein, wird der Eindringling mittels gespreizter Flügel angedroht und auch direkt angeflogen.
Juli und August sind die Hauptflugzeiten dieser Kostbarkeit am Wegesrand
Ebenso eindrucksvoll ist die Balz dieser Libellen. Kommt ein fremdes Weibchen in das Revier startet das Männchen mit einem Anflug seinen Balztanz. Schliesslich wird das Weibchen an den Eiablageplatz geführt und die eigentliche Paarung beginnt. Bei der eigentlichen Befruchtung kommt es zum charakteristischem Paarungsrad. Nach der Befruchtung legt das Weibchen seine Eier in Pflanzen unter der Wasseroberfläche ab. Leider konnte ich an diesem Tag keine Fotos vom Balzverhalten anfertigen. Aber allein das Erleben dieses Libellenfluges ist es wert, diese Zeit am Wegesrand zu verweilen.
Aus den abgelegten Eiern entwicklen sich die Libellenlarven. Je nach Umgebung und Lebensraum dauert die Larvenzeit über verschiedene Stadien rund ein bis zwei Jahre. Dann beginnt der Kreis des Lebens wieder von vorn.
Männchen und Weibchen unterscheiden sich deutlich
Bei der Gebänderten Prachtlibelle unterscheiden sich deutlich Männchen und Weibchen voneinander. Die Männchen haben einen schillernd dunkel-blaugrün gefärbten Körper, und die grünlich getönten, durchscheinenden Flügel weisen je eine breite schwarzblaue Binde auf, die sowohl die Flügelbasis als auch deren Spitze auslässt.
Die weniger auffälligen Weibchen sind metallisch grün bis bronzefarben und weisen grünlich getönte Flügel ohne Querbinden mit ebenso grünlichen Adern auf.
Die Bestände dieser wunderschönen Libellenart sind vor allem durch Verschmutzung und intensive Unterhaltung der Fliessgewässer zurückgegangen und gefährdet. In Deutschland stehen alle Libellenarten unter Naturschutz und werden als besonders geschützte Arten geführt.
Libellen stechen nicht!
Entgegen dem Irrglauben vieler Menschen stechen oder beissen Libellen nicht. Es besteht also kein Grund, beim Anblick dieser schönen Tiere in Panik zu verfallen und womöglich das Tier zu erschlagen. Viel lieber sollten wir uns an den Anblick dieser Kostbarkeit am Wegesrand erfreuen!
Sämtliche Aufnahmen sind frei Hand und Wildlife fotografiert. Es kamen keine Hilfsmittel wie Eisspray o.ä. zur Verwendung und die Tiere wurden nicht für ein Foto genötigt. Dieses Vorgehen widerspricht meiner Ethik als Naturfotograf! Lieber kein Foto als ein Foto nur des Fotos willens!
Für die Aufnahmen habe ich das Tamron AF 70 – 300 mm benutzt. Es kamen Brennweiten zwischen 185 und 300 mm zur Verwendung. Die Blende lag bei 4,5 – 5/6 und einer Belichtung von 1/200 bis 1/1250.
Libellen im Flug sind meiner Meinung nach schwierig zu fotografieren. Sollte jemand hierfür einen Tip haben, kann er diesen bitte gern in den Kommentaren oder per PN hinterlassen.
Auch in unseren Breiten ist das Leben eines Naturfotografen alles andere als ungefährlich. Nach dieser Fotosession mit den Libellen hatte ich drei Tage lang einen dicken Ellenbogen. Dieser rührte von einem Bremsenstich her. Aber diese Momente der Begegnung mit der Gebänderten Prachtlibelle entschädigen für diesen Schmerz.
Hilfreiche und wissenswerte Links über Libellen
Überblick
An langsam fließenden Bächen, kleinen Flüssen und sauberen, krautreichen Kanälen kann der aufmerksame Betrachter in diesen Tagen eine weitere Kostbarkeit am Wegesrand entdecken - die Gebänderte Prachtlibelle.
Geschrieben von Torsten Berg
Dieser Beitrag wurde zuletzt am 27.07.2023 aktualisiert.
Erstellt wurde er am 27.07.2017 .