Knabenkräuter – wilde Orchideen
Auch in Deutschland kann man wilde Orchideen entdecken! Zum Beispiel Vertreter aus der Gattung der Knabenkräuter. Die Hauptblütezeit der heimischen Arten der wilde Orchideen reicht dabei von Mai bis Juni, den schönsten Monaten im Jahr. Aber sogar im August bis September blühen noch später im Jahr Arten dieser prächtigen Pflanzen.
Wilde Orchideen sind weltweit gefährdet
Weltweit sollen es geschätzte 15.000 – 35.000 Arten aus der Familie der Orchideen geben. Davon wachsen in ganz Europa nur ca. 250. Weltweit muss trotzdem davon ausgegangen werden, dass die Bestände vieler Pflanzen in der Natur stark gefährdet sind. Vor allem die Abholzung der Regenwälder oder die landwirtschaftliche Nutzung von Gebieten mit Orchideenhabitaten reduzieren die Bestände stetig. Zusätzlich werden sie durch das unkontrollierte Sammeln gefährdet. Alle Orchideenarten stehen mindestens im Anhang II des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens (WA).
In Deutschland stehen die meisten bekannten Standorte unter Naturschutz. Vielfach wachsen Orchideen an abgelegen, nicht frei zugänglichen Plätzen. Andere wiederum blühen direkt am Wegesrand. Sowohl auf Wiesen, als auch in Wäldern oder auf feuchten Standorten sind diese Schönheiten anzutreffen. Auf meiner Reise zurück in „meinem“ altem Revier machte ich mich auch auf die Suche nach diesen Schätzen. Und glücklicherweise fand ich noch einige Standorte wieder. Mit Rücksicht auf den Schutz dieser Vorkommen werde ich hier keine Ortsangaben machen.
Es gibt im Grund in Deutschland für fast jeden Lebensraum eine passende Orchidee. Jedoch wurden die Bestände durch Orchideensammler, intensiven Raubbau und gravierenden Veränderungen in der Land- und Forstwirtschaft immer weniger. Auch der Eintrag großer Nährstoffmenge in den Boden über Dünger oder verunreinigte Luft und Regen sind für den Rückgang aller Arten verantwortlich. Viele Orchideenarten leben mit einem Pilz in Symbiose zusammen. Ohne diesen Pilz gibt es keine Orchidee und der Pilz kann ohne Orchidee auch nicht leben. Genauer und ausführlicher ist es zum Beispiel hier erklärt.
Erhalt der Lebensräume für wilde Orchideen ist klassische Naturschutzarbeit
Bereits als Jugendlicher war ich Naturschutzhelfer, später dann auch als Förster tätig. Unter anderen führten wir Pflegearbeiten an verschiedenen Orchideenbiotopen durch. Diese bezogen sich unter anderem auf das Freischneiden von zugewachsenen Flächen. Hielten in früheren Jahren Schafe und Ziegen diese Standorte frei oder wurden die Wiesen extensiv gemäht, verbuschten diese Lebensräume ziemlich bald bei unterlassener Nutzung. Und damit war dann auch zwangsläufig mehr oder weniger das Ende der jeweiligen Orchideenpopulation besiegelt.
Einen großen Umbruch bildete das Jahr 1990 mit der politischen Wende. Viele umweltverschmutzende Betriebe wurden stillgelegt, was für die Natur selber ein Wohltat war. Im Naturschutz gab es ebenfalls auf behördlicher Seite einen kleinen Aufschwung. Viele neue Verantwortlichkeiten und Hilfsmaßnahmen wurden geschaffen und eingerichtet. So gehörte ich zu einem der ersten Zivildienstleistenden im Bereich des Naturschutz der Noch-DDR. Naturschutzverbände wie der NABU oder der BUND etablierten sich im den neuen Bundesländern. Auch vom leidvollen Arbeitsplatzabbau schien der Naturschutz zu profitieren. Viele der zu dieser Zeit Arbeitssuchenden wurden in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) auch in diesem Bereich beschäftigt. So beschäftigte auch meine Heimatgemeinde Rieder über mehrere Jahre eine ABM-Gruppe, welche ich nebenberuflich anleitete.
Jedoch nicht nur Positives ist aus dieser Zeit zu berichten. Vor allem waren es neue Bau- und Wohngebiete oder neue Straßenbauten, die ausgewiesen und errichtet wurden, und somit Lebensraum unserer heimischen Natur vernichteten. Aber auch für Sammler und andere Naturliebhaber, die sich für die Kostbarkeiten unserer Natur interessierten, schien diese Zeit ein Art Goldgräberperiode zu sein. Ich selbst stand einmal an einem Morgen vor ein paar Pflanzlöchern, in denen am Tag vorher noch das Bleiche Waldvögelein wuchs. In einer Nacht- und Nebelaktion wurden diese schönen Pflanzen wohl einfach ausgegraben.
Wie lange können wir wilde Orchideen noch erleben?
Im Laufe der Zeit verringerten sich die Geldmittel, welche für den Naturschutz bereitgestellt wurden. Es gab keine AB-Maßnahmen mehr, welche für den Erhalt und die Pflege der Natur sorgten. Vor ein paar Jahren geschaffene Behörden wurden aufgelöst oder zusammengelegt. Verantwortlichkeiten wurden verschoben. Im Rahmen des Vertragsnaturschutzes sorgen nun Schäfer, Bauern und andere Kleinunternehmer für die Pflege von ausgewählten Flächen. Ranger sind zumeist nur in Nationalparken angestellt und der ehrenamtliche Naturschutz beschränkt sich vielerorts auf alternde Mitglieder. Auch in meinen altem Revier konnte ich diese Anzeichen des Wandels bemerken und beobachten. Einige der Orchideenflächen, welche ich aufsuchte, waren extrem verbuscht. Für Naturschutz ist offensichtlich kein Geld und keine Zeit mehr vorhanden.
Umso mehr sollte das Augenmerk den Schönheiten gelten, die noch vorhanden sind. Noch bleibt Zeit, um diese Kostbarkeiten in der Natur zu erleben. Alle wilde Orchideen gehören in Deutschland zu den geschützten Arten. Auch wenn diese noch so schön sind: bitte diese Pflanzen niemals pflücken, ausgraben oder anderweitig schädigen. Im nächsten Jahr werden sie uns unsere Umsicht danken und uns wieder mit ihrer Blüte bezaubern.
Auf den Fotos sind (wahrscheinlich) Purpur-Knabenkräuter zu sehen, welche ich auf einem kalkreichen Höhenzug im Harzvorland finden konnte.
Überblick
Auch in Deutschland kann man wilde Orchideen entdecken! Die Hauptblütezeit der heimischen Arten der wilde Orchideen reicht dabei von Mai bis Juni, den schönsten Monaten im Jahr.
Geschrieben von Torsten Berg
Dieser Beitrag wurde am 07.06.2024 aktualisiert.
Erstellt wurde er am 07.06.2016 .