Kein Lost Place: Space-Center Bremen

Das Space-Center Bremen ist ein Lost Place, der nicht mehr existiert und der heute einer anderen Nutzung zugeführt wurde

Geschrieben von Torsten Berg

Dieser Beitrag wurde am 03.08.2023 aktualisiert.

Erstellt wurde er am 03.08.2017 .

Kein Lost Place: Space-Center Bremen

Das Space-Center Bremen ist nicht wirklich ein Lost Place. Vielmehr ist es ein Lost Place, der nicht mehr existiert und der heute einer anderen Nutzung zugeführt wurde. Aktuell verrottet in der Nähe dieses Platzes die Ariane-Rakete und weitere Attraktionen, die einst Bestandteil des Space-Center waren.

Kein Lost Place: Space-Center Bremen

Eine Bremer Zeitung veröffentlichte vor kurzem einen Bericht. Das Modell der Ariane 4-Rakete und die Space-Park-Achterbahn sollen momentan wieder einmal günstig verscherbelt werden. Das war Grund genug für mich, einmal auf meiner Festplatte nach Fotos vom Space-Center zu suchen.

Von der Schiffswerft zum Space-Center Bremen

Auf dem Gelände an der Weser befand sich Ende 1983 die Schiffswerft der AG WESER. Im Zuge der Werftenkrise ging die Firma in Konkurs und wurde aufgelöst. Heute erinnern nur noch einige Gebäude an die AG.

Für das mehr oder weniger brachliegende Gelände wurde Anfang der 1990er Jahre als Nachnutzung das Projekt Space-Center oder Space Park entwickelt. Ziel war es hier im modernen Edutainment-Stil ein einzigartiges Urban Entertainment Center zu errichten. Die Finanzierung erfolgte mit Subventionen des Landes Bremen. Nach der Planungs- und Bauphase wurde das Space-Center im Februar 2004 eröffnet.

Kein Lost Place: Space-Center Bremen

Raumfahrtattraktion für die Stadt der Luft- und Raumfahrt Bremen

Hauptthema des ersten überdachten Freizeitparks in Deutschland war die Raumfahrt. Bremen als Stadt der Raumfahrt bietet sich förmlich zu diesem Thema an. Neben den Raumfahrtthemen waren in der modernen Entertainment-Anlage auch bekannte Science-Fiction-Serien wie Star Trek und Stargate konzipiert. Ein Cinespace Multiplex Kino ergänzte den Betrieb.

Zuviel Optimismus in der Planung?

Das Projekt sollten Gastronomie und ein Hotel begleiten. Als wirtschaftlicher Kernbereich waren 120 Einzelhandelsgeschäfte mit über 40.000 m² Verkaufsfläche und 40 Gastronomiebetriebe geplant.

Jedoch bereits in der Bauphase zeigte sich, dass der Einzelhandelsbereich stark überdimensioniert war. Es ließen sich keine Ankermieter gewinnen, so dass bis zur Eröffnung kein Einzelhandel vorhanden war. Der Weg des Besuchers führte vom Haupteingang des Gebäudes durch die zwei Seitenflügel entlang verschlossener Ladenzeilen.

Kein Lost Place: Space-Center Bremen

Nach einem Betrieb der Anlage von nur sieben Monaten zeigte sich, dass die mit 1,3 Millionen kalkulierten Besucherzahlen nicht erreicht werden. Aufgrund dieser mangelnder Besucherzahlen und weiterem wirtschaftlichen Misserfolges schloss das Space-Center im September 2004 nach nur sieben Monaten. Damit reiht sich dieses Projekt in der Reihe vieler Investitionsruinen im ohnehin klammen kleinsten Bundesland ein.

Als Gründe für den Niedergang werden oft hohe Eintrittspreise, karges Entertainment-Angebot und die mangelnde gastronomische Infrastruktur genannt. Das ursprüngliche Konzept sah vor, dass Besucher nur die Fahrgeschäfte zahlen sollten, welche sie auch nutzen wollten. In der Umsetzung wurde aber ein Komplettpreis angeboten. Damit wurde allerdings auch der Zugang zu einem Teil der Gastronomie beschränkt. Nämlich dem, welcher ohnehin im Bereich der Fahrgeschäfte war. Ausser einem überteuerten Fast-Food-Imbiss gab es da aber nichts.

Schade eigentlich, dass diese Attraktion nach nur kurzer Zeit aufgehört hat zu existieren. Aber viele große und vom Steuerzahler geförderte Wunschprojekte werden schnell zu Investitionsruinen in Bremen. Über die Gründe dafür kann man nur spekulieren. Mit 650 Millionen Euro ist das Space-Center Bremen eine der grössten Baupleiten der Nachkriegsgeschichte.

Kein Lost Place: Space-Center Bremen

Vom Gedanken her war das Thema eines Spacesparkes sicher nicht schlecht. Vor allem die Verbindung zwischen realer Raumfahrt und den bekannten Science-Fiction-Serien hätte eigentlich ein Touristenmagnet werden können. Nur in der Umsetzung und der überaus euphorischen Planung lagen die Schwachstellen. Einen Bericht vom letzten Tag des Freizeitparks gibt es hier zu lesen.

Wiederauferstehung als Einkaufszentrum

Nach einigen Jahren der Unklarheit und mehrerer Verkäufe wurde das Gelände nach erfolgtem Umbau 2009  als Waterfront Einkaufscenter neu eröffnet. Als Hauptmieter fand sich der Billig-Textilhändler PRIMARK, der hier in Bremen seine erste deutsche Niederlassung eröffnete.

Nun stellt sich das einstige Space-Center als Einkaufszentrum mit Erlebnis-Charakter dar. Für mich nur ein weiteres 08-15-Shoppingcenter mit Geschäften der üblichen Ketten. Ein weiterer Konsumtempel mit Fast-Food-Angeboten. Highlights kann man an der Waterfront-Promenade direkt an der Weser und dem Multiplex-Kino finden.

Schade eigentlich! Ein Raumfahrtzentrum hätte Bremen gut gestanden. Stattdessen haben wir eine weitere Shoppingmeile erhalten.

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