Kegelrobben auf Helgoland
Die Kegelrobben auf Helgoland waren der Grund, weshalb ich im Winter auf Deutschlands einziger Hochseeinsel zu Gast war. Auf Helgoland kommt man diesen imposanten Tieren so nah wie nirgends in Deutschland.
Das Beobachten von Tieren ist im Vergleich zu anderen Kontinenten in Europa und speziell in Mitteleuropa extrem schwierig. Zwar haben wir hier eine der höchsten Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen. Aber aufgrund der dichten Besiedlung und der Zersiedlung der Lebensräume, der Bejagung und auch dem Freizeitdruck durch die Menschen sind viele Tierarten äußerst vorsichtig geworden. Die meisten Tierarten haben ihre Lebensweise angepasst und kommen nur in der Dämmerung und der Nacht aus ihren sicheren Verstecken. Andere Tier-, aber auch Pflanzenarten sind so selten geworden, dass man sie nur noch an einigen Punkten in Deutschland antreffen kann.
Andererseits ist in den letzten Jahren eine durchaus positive Entwicklung geschehen. Viele einstmals hier ausgerottete Arten kehren zurück und ihre Bestände entwickeln sich positiv. Der Wolf zum Beispiel oder der Seeadler. Andere Tierarten haben sich in ihren Beständen so gut entwickelt, dass man sie wieder in größeren Zahlen erleben kann. Die Kraniche zum Beispiel oder eben die Kegelrobben.
Kegelrobben auf Helgoland – eine erfreuliche Entwicklung
Helgoland ist ein Hotspot für den Naturfreund. Seit 2001 werden hier auf der Düne wieder Kegelrobben geboren. Mehr und mehr Tiere scheinen sich hier für die Geburt, die Aufzucht ihrer Jungen und der folgenden Fortpflanzung zu sammeln. Im Dezember 2017 waren es 395 Tiere. Der bisherige Rekord zum Zeitpunkt als ich bei den Kegelrobben auf Helgoland war.
Die Kegelrobbe ist das grösste in Deutschland freilebend vorkommende Raubtier. Ein Bulle kann bis zu 300 kg schwer und 2,50 m groß werden! Im Gegensatz zum Seehund haben die Kegelrobben eine viel massigere Gestalt und einen eher spitz zulaufenden Kopf. Die Färbung der Bullen zeigt sich auf dunkelgrauem Grund hell gefleckt, die Weibchen dagegen sind dunkelgrau gefleckt auf silbergrauen Grund. Die Jungtiere kommen mit dem typischen weißen Robbenflaum zur Welt, der nach etwa fünf Wochen durch normales Fell ersetzt wird.
Im Wattenmeer gibt es mehrere Kolonien der Kegelrobben zur Jungenaufzucht. Außerhalb der Fortpflanzungszeit halten sich die Tiere an unterschiedlichen Orten der Nordsee auf. Für Robbenjäger waren die Kegelrobben seit jeher ohne große Bedeutung. Viele der Tiere wurden jedoch von Fischern getötet, die diese Tiere als Konkurrenz ansahen. Die Hauptursache für den Rückgang ist allerdings eher vermutlich in der Umweltverschmutzung und der Einleitung von Giften in die Meere zu sehen. In Deutschland wird die Art als besonders geschützt im Bundesnaturschutzgesetz aufgeführt.
Auch in der Ostsee gibt es einige wenige Kegelrobben. Eine Ausbreitung aus der Nordsee ist in den nächsten Jahren noch nicht zu erwarten, da hier die Bestände noch zu gering sind. Es gibt aber bereits Überlegungen zu einer eventuellen Wiederansiedlung dieser schönen Robbenart.
Wildes Deutschland vor der Haustür
Helgoland ist für den Naturfot0grafen schon etwas besonderes. Bequemer können die Kegelrobben nicht vor der Haustür liegen. Wenn man auf der Hauptinsel wohnt, hat man die Möglichkeit mit der Fähre jede halbe Stunde zur Düne überzusetzen. Ein paar Schritte vom Anleger zum Strand und man findet sich direkt zwischen den Kegelrobben wieder. Sowohl am Nordstrand als auch am Südstrand liegen sie. Teilweise bevölkern sie sogar die Landebahn des kleinen Flugplatzes. Hier auf der Düne bringen sie ihre Jungen zur Welt, ziehen sie auf und hier kämpfen die Bullen auch um die Gunst der Weibchen zur Fortpflanzung. Und man selbst ist quasi mittendrin. Zumindest noch!
Ich fand die Begegnungen mit den Kegelrobben auf Helgoland sehr beeindruckend. Diese imposanten Tiere so aus der Nähe zu beobachten und zu fotografieren ist eine unvergessliche Begebenheit. Der in der Luft liegende Raubtiergeruch verstärkt die Begegnungen noch. Die Tiere und vor allem die Jungtiere sehen sehr knuddelig aus – fast wie die kleinen Plüschtiere aus frühen Kindheitstagen. Aber man sollte sich nicht täuschen! Es sind Raubtiere! Und verdammt schnell können sie sein.
Beobachtungen sind „hautnah“ möglich
Je nach Hochwasserlage liegen die Tiere mehr oder weniger gedrängt auf dem Strand. Hier kann man sehr schön beobachten, dass die Bullen einen kleinen Harem bilden. Fünf bis sechs Weibchen gehören meistens zur Gruppe. Dazu dann noch die bereits geborenen Jungtiere. Ein Stückchen weiter die nächste Gruppe. Je dichter die Gruppen zusammenliegen, desto schwieriger wird es, den empfohlenen Sicherheitsabstand von 30 Metern zu den Tieren einzuhalten. Zumal die Tiere sich nicht an den vorgegebenen Abstand halten und auch sehr neugierig sein können.
Seit den 70er Jahren ist die Jagd auf die Meeressäuger verboten. Mittlerweile sind Generationen herangewachsen, die den Menschen nicht mehr als Bedrohung wahrnehmen. Offiziell bestellte Seehundjäger, die Dünenrangerin und Ranger des Vereins Jordsand e.V. sind ständig auf der Düne unterwegs. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, renitente Besucher und Fotografen auf das richtige Verhalten hinzuweisen.
In einem nächsten Beitrag möchte ich euch weitere Fotos der Kegelrobben zeigen und euch ebenfalls noch einiges über diese schönen Tiere erzählen. Tipps zum Fotografieren von Kegelrobben gebe ich dir in meinem Beitrag Robben fotografieren auf Helgoland.
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Überblick
Auf Helgoland kommt man den imposanten Kegelrobben so nah wie nirgends in Deutschland.
Geschrieben von Torsten Berg
Dieser Beitrag wurde am 12.02.2024 aktualisiert.
Erstellt wurde er am 12.02.2018 .