Kaffee HAG in Bremen – Denkmal und lost place

Bremen und Kaffee sind untrennbar miteinander verbunden. Der Bremer Kaufmann Ludwig Roselius gründete 1906 mit Kaffee HAG (der Kaffee-Handels-Aktien-Gesellschaft) in Bremen die erste Kaffeefabrik Europas.

Geschrieben von Torsten Berg

Dieser Beitrag wurde am 04.03.2024 aktualisiert.

Erstellt wurde er am 04.03.2021 .

Kaffee HAG in Bremen – Denkmal und lost place

Bremen und Kaffee sind untrennbar miteinander verbunden. Noch heute sind die bremischen Häfen die wichtigsten Importstationen für Kaffee in Deutschland. Viele der bekannten Kaffeemarken haben ihren Ursprung in der Hansestadt. Einen großen Anteil am Erfolg des Kaffees hat der Bremer Kaufmann Ludwig Roselius. Er gründete 1906 mit Kaffee HAG (der Kaffee-Handels-Aktien-Gesellschaft) in Bremen die erste Kaffeefabrik Europas.

Kaffee HAG in Bremen - Denkmal und lost place

Kaffee HAG in Bremen – Denkmal und lost place

Kaffee HAG in Bremen war mit einem Startkapital von 1,5 Millionen Mark gleichzeitig auch das erste Unternehmen weltweit, welches koffeinfreien Kaffee herstellte. Die Produktion begann 1907 in der neu errichteten Fabrikanlage im Holz- und Fabrikenhafen von Bremen. Schon in der Anfangszeit konnten 13.000 Pfund Kaffee täglich verarbeitet werden.

In der Hagstraße und am Fabrikenufer in Bremen wurde von 1899 bis 1915 in verschiedenen Bauphasen ein Ensemble von Fabrikgebäuden erstellt. Die Fabrik ist ein architekturgeschichtlich prägender Bau für die Reformbestrebungen im Fabrikneubau. Das Ensemble und die Einzelbauten sind ein hochrangiges Bremer Denkmal.

Zum denkmalgeschützten Ensemble gehören:

  • Kaffee-HAG-Werk I, das 1906–1907 nach Plänen von Hugo Wagner entstand und 1914–1915 von dem Bremer Industriearchitekturbüro Hildebrand & Günthel erweitert wurde,
  • Kaffee-HAG-Werk II, Cuxhavener Straße 28 / Fabrikenufer / Hagstraße, besteht aus den beiden fünfgeschossigen Speicherbauten Speicher I und II der ehemaligen Kaba-Produktion, die 1906 bzw. 1912 von Hildebrand & Günthel für die Ölmühle Groß-Gerau-Bremen in Betonskelettbauweise, jedoch mit Mauerwerk-Außenwänden errichtet wurden, sowie das frühere Maschinenhaus der Ölmühle Groß-Gerau-Bremen 1899 von Hildebrand & Günthel
  • auch als Einzeldenkmal der Marmorsaal im Lagererweiterungsgebäude der Kaffee HAG, gebaut 1914 nach Plänen von Hildebrand & Günthel.                                                                   (Quelle: Wikipedia)

Kaffee HAG in Bremen - Denkmal und lost place

Wechselvolle Geschichte der Kaffeefabrik

Nach jahrzehntelanger Nutzung des Werks zur Kaffeeproduktion verkaufte der Sohn des Unternehmensgründers 1979 die Firma Kaffee HAG an das US-amerikanische Unternehmen General Foods Corporation, die 1981 als Kaffee HAG AG mit der General Foods GmbH in Elmshorn zur HAG GF AG fusionierte. 1987 wurde die Produktion im Kaffee-HAG-Werk I weitgehend beendet. Ein Großteil der Betriebsgebäude steht seit 1994 leer und ein Teil der Werksgebäude wurde abgerissen.

2007 erwarb ein holländischer Investor das Fabrikgelände, der die Hallen und Gebäudeensembles weitervermietete. Als Verwalter wurde die Sirius Facilities GmbH eingesetzt, die deutschlandweit Gewerbeimmobilien bewirtschaftet. Hier auf dem Kaffee-HAG-Gelände sollte ein moderner Businesspark entstehen. In einer Infobox an der Hagstrasse kann man sich noch über die damaligen Planbungen informieren. Nach vollmundigen Ankündigungen verharrten aber die rund 35.000 m² mit den unter Denkmalsschutz stehenden Gebäuden im Dornröschenschlaf.

Kaffee HAG in Bremen - Denkmal und lost place

2009 gerät das Kaffee-HAG-Gelände aber im Rahmen der Neuentwicklung der Überseestadt wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.  In einem der früheren Fabrikgebäude hat seit 2009 die Lloyd Kaffeerösterei ihren Sitz. Neben der Röstung und dem Verkauf von eigenem Kaffee wird hier ebenfalls das Lloyd-Kaffee betrieben und auch der prächtige Marmorsaal bewirtschaftet.

Seit 2019 hat das Kaffee HAG Gelände einen neuen Eigentümer. Die HAG-Gewerbepark GmbH will sich hier vor Ort nach Berichten aus dem Weser-Kurier langfristig engagieren. Gefragt sei eine nachhaltige Nutzung als Industriestandort. Lt. den neuen Eigentümern soll es keine Lofts, keine Wohnungen oder neue Büros geben.

Kaffee HAG in Bremen - Denkmal und lost place

Weitere Informationen

Weserkurier 15.09.2016 Aus nach 109 Jahren: JDE schließt Kaffee Hag-Werk

Weserkurier 13.01.2019 Kaffee-Hag-Gelände hat einen neuen Besitzer

Weserkurier 12.12.2020 Neue Pläne für das Hag-Quartier in der Überseestadt

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  1. Kaffeepionier 13. Oktober 2021 at 15:40 - Reply

    Hallo,
    ein interessanter Beitrag! Traurig ist das Ganze aber auch ein bisschen… Wo kann man denn mehr über die frühere Kaffeeproduktion dort erfahren?
    Viele Grüße und herzlichen Dank!

    • Torsten Berg 14. Oktober 2021 at 7:00 - Reply

      Moin! Danke für den Kommentar!

      Die Rösterei Lloyd Caffee dort vor Ort bietet ein 2-Sstündiges Kaffee-Seminar an, in dessen Rahmen auch der prächtige Marmorsaal der Kaffee HAG besichtigt werden kann. Dieser steht unter Denkmalsschutz, wurde aufwendig restauriert und bietet einen Einblick in die Bremer Kaffeegeschichte.

      Beste Grüsse aus Bremen.

  2. Marike 8. März 2021 at 20:23 - Reply

    Es ist so schade, wieviel tolle Industriearchitektur einfach verfällt. Danke für den spannenden Bericht und die klasse Fotos!

    • Mia 15. Dezember 2023 at 2:09 - Reply

      Hallo ich wollte noch mal eine Intressante Geschichte zu Kaffee Hag Erzählen. Also meine Oma und mein Vater er ist ihr Ältester Sohn haben in den 60er bis Ende 1991 Jahre für diese Firma Gearbeitet als Dachdecker Firma. Meine Oma 152 cm Groß und mein Vater 178 cm Groß so wie 2 weitere Jüngere Brüder haben das ganze Kaffee Hag Gelände /sprich alle Dächer vom Kaffee Staub befreit dS war eine ganz schön schwere Arbeit und sehr Zeit intensiv es wurden in der Regel immer 1bis 2 Gebäude gesäubert alle 3 Monate und so über das ganze Jahr wurde die Arbeit verteilt in mehreren Abschnitten.
      Das war damals noch schöne Zeit trotz Schwerer Arbeit aber es war ebend ein Familien Betrieb der 4 Familien Ernährte. Ich besitze noch immer die Arbeitshose meiner Oma bin das Älteste Enkelkind 56 Jahre von ihrem Ältesten Sohn würde bei anfragen gerne noch so einiges berichten bei privaten Konntakt da doch sehr persönliche Sachen Darunter sind die mann im Netz nicht teilen möchte viele liebe Grüße von Mia

      • Torsten Berg 15. Dezember 2023 at 7:07 - Reply

        Hallo Mia,
        danke für die interessanten Einblicke. Wir haben auch Personen in der Familie (gehabt), die nach 1945 bei Kaffee HAG gearbeitet haben.
        Viele Grüße!