An der Ostsee vom Jernhatten zum Schloß Rugård
Wir sind unterwegs im dänischen Ostjütland. Genauer gesagt im Nationalpark Mols Bjerge bei Ebeltoft. Nachdem wir in den letzten Jahren den Nationalpark Thy an der Nordseeküste besuchten, haben wir uns für unsere diesjährige Dänemark-Auszeit für diese Landschaft an der Ostsee entschieden.
Unsere Wanderung vom Jernhatten zum Schloß Rugård
Jernhattem bildet zusammen mit Rugård Klint und dem Nørre Sø einen östlichen Anhang des Nationalparks Mols Bjerge. Auf unserer Wanderung werden wir durch diese drei Landschaftsbestandteile wandern. Dabei erleben wir gleich die breite Palette des Nationalparkgebietes: knackige, kurze Anstiege, Steilküsten, flaches Küstenufer und mystische, endlos erscheinende Felder. Auch die Gegensätze zur Nordsee werden hier schon deutlich: die Laubwälder wagen sich fast bis zur Meereskante vor und vielfach liegen rundgeschliffene Felsen am Strand.
Kurz hinter dem Parkplatz, von welchem wir die Wanderung starten, treffen wir auf unser erstes Highlight: den Jernhatten.
Trollwald Jernhatten
Die Bäume entlang des steilen Aufstiegs zum Aussichtspunkt Jernhatten wirken wie aus dem Märchenreich. Die Buchen hier beeindrucken durch ihre verdrehten, verkrüppelten, miteinander verwachsenen Äste und ihre sehr kurzen, drehwüchsigen Stämme. Süntelbuchen werden solche Bäume im Deutschen genannt. Ich nenne sie Trollbuchen. Schon bei normalem Tageslicht wirken die Bäume hier mystisch. Wie es hier im morgendlichen Nebel aussieht, das werden wir in den nächsten Tagen sicher noch erfahren.
Endlich stehen wir auf dem Jernhatten. Vom Rand des 49 Metern hohen Berges geht es fast senkrecht hinunter zum Strandufer. Wir genießen den Ausblick zur Insel Hjelm. Die kleine Insel im Kattegat war um 1286 herum Zufluchtsort für den angeblichen Mörder von König Erik Klippings, Marsk Stig. Die Lebensgeschichte von Marsk Stig liest sich spannend und bietet viel Stoff für unsere eigenen Phantasie. Auf der Insel baute der Geächtete 1290 eine Festung für den eigenen Schutz.
Zwischen dem Festland, welches hier durch die Halbinsel Djursland gebildet wird, und der Insel Hjelm befindet sich das Meergebiet Hjelm Dyb. Schon in der Wikingerzeit war es eine wichtige Route für die sommerlichen Kriegszüge nach England und in die Normandie. J.R.R. Tolkien, der Schriftsteller vom „Herr der Ringe“, soll sich in Ostjütland oftmals für seine Romane inspiriert haben. Wahrscheinlich hat er sich so in „Hjelm Dyb“ verliebt, daß er im Roman das berühmte Helm’s Deep schuf. Hier versammelten sich die Menschen aus Rohan zur Schlacht gegen Saruman.
Nördlich und südlich von Jernhatten erblicken wir wellige Niederungen. Diese waren noch in der Steinzeit vom Meer bedeckt. Der Berg Jernhatten besteht aus kalkhaltigen Kerteminder Mergel. Nur hier liegt dieser Mergel öffentlich sichtbar an der Oberfläche. Sonst finden wir ihn in Dänemark meist 30 Meter unter dem Meeresspiegel.
Durch dichtes Gebüsch geht es schließlich abwärts zum Strand. Hier besitzt die Ostsee einen Kieselstrand und nicht den schönen feinen Sandstrand, den wir sonst so gewohnt sind. Hier zeigt sie noch ihr harte Seite. Das Laufen fällt hier schwerer und wir kommen langsamer voran. Dafür werden mit viel Natur belohnt. Schon allein der Anblick des wilden Strandes, die herumliegenden, sauber geschliffenen Steine und die teilweise in das Wasser gestürzten Bäume lassen die Mühen schnell nebensächlich werden.
Rugård Klint
Hier am bewaldeten Hochufer von Rugård Klint gibt der Wald dem Wasser nach. Langsam rutschen ganzer Teile des Waldes mit den Bäumen in das Meer. Teilweise reichen die Erdrutsche mehrere hunderte Meter in das Landesinnere. An den Steilkanten kann man die Schichtung der Bodenschichten gut erkennen. Unter der Moränenschicht liegt der dunkelgraue plastische Lehm, der die Moräne rutschen läßt. Die Steine am Strand bestehen meist aus Feuerstein, der während der Eiszeit aus Norddjursland kam. Mit viel Glück findet man hier rund 70 Millionen Jahre alte versteinerte See-Igel.
Am Strand müssen wir teilweise unter Bäumen durchschlüpfen oder darüber klettern. Wer nur einen leichten Spaziergang machen möchte, ist hier definitiv am falschen Ort. Als Entschädigung sehen wir einige Kormorane und sogar einen Seehund.
Schließlich gelangen wir an eine schmale Wiese, an welcher sich der Campingplatz Rugård Camping befindet. Unser Weg führt am Campingplatz vorbei.
Über Schotterwege wandern wir in einiger Entfernung zum Wasser die Küste entlang. Wir durchqueren ein schattiges Waldgebiet. Durch die Bäume sehen wir den Nørre Sø blitzen.
Nørre Sø und Schloß Rugård
Wir umrunden den See und treffen bald auf das Ensemble von Schloß Rugård. Das Schloß ist im Privatbesitz und wir können es nur von außen ansehen. Wir wandern um den kleinen Dorfteich herum und genießen noch die Ortsansichten. Durch Wiesen, Felder und Wälder kehren wir langsam wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt. Wir durchwandern noch einmal den Buchenwald von Rugård Klint und sehen durch die Bäume bald die Ostsee schimmern. Vorbei an einer Bank führt unser Weg zum Wasser. Auf der Bank machen wir eine kleine ungeplante Pause und blicken auf die Lagunenlandschaft der Ostsee. Unweigerlich verorten wir uns in der Südsee.
Aber weiter geht es. Wir nehmen wir wieder den beschwerlichen Weg über den Kiesstrand bis zum Fiskeplan 1 (da, wo die weiße Hütte mit dem Holzgestell und Feuerplatz steht). Von hier geht ein etwas leichterer Küstenweg weiter. Schließlich sehen wir wieder die Nase des Jernhatten vor uns. Dieses Mal halten wir uns aber links davon und gehen am Strand entlang weiter. Ein kleines Holzschild zweigt uns dann den Weg zum Parkplatz.
Unsere Videoimpression der Wanderung
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Mehr InformationenInformationen zur Wanderung
Dauer gesamt: 6:30 Stunden
Distanz: 17,2 Kilometer
Höhenunterschied: 210 Meter
Link zur Tour mit Trackdownload
Mit freundlicher Unterstützung von Komoot *
Startpunkt:
Parkplatz Jernhatten
Havmøllevej 16, 8400 Ebeltoft, Dänemark
Highlights unserer Tour:
- Trollbuchenwald am Jernhatten
- Aussichtspunkt Jernhatten
- Rugård Klint
- Ostseestrand
Überblick

Auf unserer Wanderung vom Jernhatten zum Schloß Rugård erleben wir gleich die breite Palette des Nationalparkgebietes von Mols Bjerge.
Geschrieben von Torsten Berg
Dieser Beitrag wurde zuletzt am 22.09.2023 aktualisiert.
Erstellt wurde er am 20.09.2023 .