Mit mehr als 3.000 Hektar ist das Blockland Bremens grösstes Landschaftsschutzgebiet. Quasi Natur vor der Haustür! Auch wir haben uns im Frühling auf eine kleine Fahrradtour zu den Graureiher im Blockland begeben.
Geschrieben von Torsten Berg
Dieser Beitrag wurde am 08.08.2023 aktualisiert.
Erstellt wurde er am 22.04.2020 .
Graureiher im Blockland – eine Fahrradtour in mein Wildes Bremen
Nicht nur zu Corona-Zeiten ist das nahe Blockland bei den Bremer sehr beliebt. Mit mehr als 3.000 Hektar ist das Blockland Bremens grösstes Landschaftsschutzgebiet. Quasi Natur vor der Haustür! Auch wir haben uns im Frühling auf eine kleine Fahrradtour zu den Graureiher im Blockland begeben.
Blockland – was ist denn das?
Direkt im Norden von Bremen, noch unterhalb der Wümme, befindet sich Bremens grösstes Landwirtschaftsgebiet. Durch jahrhundertelanger landwirtschaftlicher Nutzung wurde das ehemalige Überschwemmungsgebiet von Weser und Wümme in eine Weidekulturlandschaft verwandelt. Rund vierhundert Menschen leben hier im Blockland. Auf den Höfen wird meistens Landwirtschaft betrieben und die hofeigenen Läden bieten Produkte direkt vom Erzeuger an.
Im Blockland finden wir zwei Naturschutzgebiete. Zudem ist das Blockland auch als EU-Vogelschutzgebiet anerkannt. Die Bestände an Brut- und Rastvögeln sind hier von besonderen Wert. Weitere seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten lassen sich hier entdecken.
Auch der Mensch findet hier optimale Bedingungen, um einmal so richtig durchatmen zu können. Für Radfahrer, Inlineskater oder Spaziergänger ist das Blockland wohl eines der schönsten Ausflugsziele. Zwischen schönen alten Fachwerkhäusern, Gehöften, den Deichen an der Wümme und den vielen Entwässerungsgräben lässt es sich hier inmitten der Natur wunderbar erholen. Vor allem auch deshalb, weil das Blockland nur von Anliegern mit dem Auto befahren werden darf.
Auf Fahrradtour zum Graureiher im Blockland
Als Startpunkt unserer kleinen Fahrradtour wählten wir die Bremer Neustadtswallanlagen. Hier in der Nähe wohnen wir und der Weg hinaus in die Natur ist hier auch nicht minder interessant. Diese Parkanlage hat ihre Ursprünge in der ehemaligen Stadtbefestigung, den Wallanlagen, von Bremen. Wir überqueren die Weser, fahren durch Findorff und am Torfkanal entlang des Bremer Bürgerparks. Fast ausschliesslich auf grünen Wegen geht es am NSG Kuhgrabensee vorbei bis in das das ländliche Blockland. Hier lassen wir endgültig den Trubel der Großstadt hinter uns . Wir geniessen die flache Landschaft.
Weiter am Kuhgraben kommen wir zum Kuhsiel und damit zur Wümme. Auf dem Deich fahren wir entlang den Schleifen der Wümme. Linker Hand haben wir immer wieder grossflächig Ausblick auf das flache Blockland. Rechts vom Deich schlängelt sich die Wümme. Hier erleben wir eines der grössten Schilfgebiete Nordwestdeutschlands. Im Röhricht brüten viele Vogelarten. Am häufigsten sind der Teichrohrsänger und die Rohrammer. Ihr Gesang lässt sich am besten in den Monaten Mai bis Juni hören. Mit etwas Glück kann man hier das Flugspiel der Rohrweihen beobachten. Oft segeln diese Vögel elegant im niedrigen Flug über die Röhrichte und die angrenzenden Wiesen.
Nach ungefähr zwei Kilometern erreichen wir Gartelmann’s Gasthof. Auf den großen Silberweiden und Erlen im Außendeichsland gegenüber gibt es seit 1992 eine Brutkolonie vom Graureiher. Auch in Bremen ist dieser Vogel keine Seltenheit. Die größte Kolonie dieser Vögel im Bundesland Bremen findet man wohl im Wolfskuhlenpark, dort wo im Frühling auch viele Buschwindröschen blühen. Die auffälligen und schönen Graureiher sieht man unter anderem auch im GVZ, am Weserwehr und sogar in der Innenstadt an der Weser oder in den Wallanlagen.
Ab etwa März sammeln sich hier an der Gartelmannschen Brutkolonie die Graureiher im Blockland, um ihre Nester zu beziehen. Im Umfeld finden sie genügend Nahrung zur Aufzucht der Jungtiere. Oftmals sieht man die Tiere auf den Wiesen und an den Gräben. Hier sind sie dann auf der Suche nach Fischen, Fröschen und anderen Leckerbissen.
Hier an der Kolonie der Graureiher im Blockland kann man sich schon einige Zeit aufhalten. Gerade im Frühling zur Balz, zum Nestbau und zur Jungenaufzucht ist immer einiges los. Auch wenn die Kolonie gut mit den Augen einsehbar ist, sollte man für weitere Beobachtungen ein Fernglas nicht vergessen. Für Fotografen ist ein kleines Teleobjektiv von 300 mm angeraten. Das sollte für den normalen Gebrauch ausreichen. Ich selbst hatte auf unserer Tour mein 600er TAMRON in Benutzung. Um auch auf Dauer verwacklungsfreie Fotos mit der grössten Brennweite zu erhalten, nutze ich gern ein Einbeinstativ.
Weiter auf unserem Weg, in Höhe des Dammsiels kann man sich entscheiden, ob man entlang der Wümme weiter fahren möchte in Richtung Ritterhude / Lesum. Wir nutzen die Möglichkeit aber entlang der kleinen Wümme durch das Blockland zurück in Richtung Bremen-Zentrum zu fahren.
Im Blockland gibt es Natur Pur
Neben unzähligen Graureihen befinden sich auch immer mehr Silberreiher in den Blocklandwiesen. Neben den plumpen Höcker- und Singschwänen fallen sie durch ihre schlanke Gestalt auf. Mancher Naturfreund hält die Silberreiher fälschlich für Flüchtlinge aus Vogelparks. Doch dem ist nicht so. Während die ersten Exemplare zu uns als Wintergäste kamen, fühlen sich diese Verwandten der Graureiher mittlerweile auch in Bremen heimisch. Meinen ersten Silberreiher habe ich selbst in Bremen im Jahr 2013 gesichtet.
Hat man sich sattgesehen, schwingt man sich aufs Fahrrad und folgt dem weiteren Weg. Dieser führt kurz an der Autobahn und dann an einigen Windkrafträdern vorbei, immer auf den Bremer Müllberg zu. Der ist mit knapp 50 Metern die höchste Erhebung der Stadt. 2019 feierte der Müllberg das fünfzigjährige Jubiläum. Wir befinden uns hier eben doch noch am Rande der Zivilisation. Das merkt man auch am Geruch der Gülle, der in der Luft liegt. Leider werden die Wiesen auch im Landschaftsschutzgebiet Blockland noch zusätzlich gegüllt. Natur Pur quasi!
Dennoch bietet der Blick nach links weiterhin schöne Aussichten auf die Marsch des Blocklandes, auf der sich zahlreiche Vögel umhertreiben. Oft sieht man hier auch Greifvögel in der Luft, die unablässig über den Wiesen auf der Suche nach Feldmäusen sind.
Am Unisee und dem Bürgerpark vorbei näheren wir uns wieder dem Ausgangspunkt unserer kleinen Fahrradtour. Von der Länge und vom sportlichen Anspruch ist unsere durchgeführte Tour sehr gut für Einsteiger und auch Couch-Kartoffeln wie uns geeignet. Die Zeit von knapp 2,5 Stunden umfasst auch mehrere Fotopausen, die wir während der Tour eingelegt haben.
Die Tour bei Komoot
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Bei Komoot kannst du unsere Tour zur Kolonie der Graureiher im Blockland digital nachvollziehen und zum selbst fahren auch als GPX herunterladen. Gern kannst du mir dort auch folgen! Mehr Informationen zum Blockland, zu weiteren Orten und Aktivitäten findest du unter Bremer Blockland.
Jetzt bist du dran! Welche Tipps hast du für das Blockland? Welcher ist dein Lieblingsort hier? Von welchen Naturbegegnungen würdest du uns erzählen? Schreib doch dazu einfach ein Kommentar!
Bleibt gesund und immer wieder … auf zu neuen Abenteuern!
Hallo Torsten,
ich wohne in der Nähe des Torfhafens in Findorff, und weil für mich Radfahren Sport und Vergnügen zugleich ist, kenne ich Eure Tour sozusagen wie meine Hosentasche. Heute lief mir unterwegs an verschiedenen Stellen zwei Wiesel über den Weg, und nicht selten sehe ich auch in dem Stück zwischen Dammsiel und Müllberg Rehe. In den Gräben neben dem Weg habe ich auch schon oft Wasserratten gesehen – jetzt im Frühjahr oft mit Gräsern als Nistmaterial im Maul. Aber abgesehen von „Natur pur“ reizt mich auch der Blick über die Wiesen entlang schnurgerader Gräben, die die Landschaft durchschneiden und dadurch geometrische Flächen entstehen lassen. Einige Deiner Gruareiher-Fotos gefallen mir gut – es ist bei der Gartelmann-Kolonie wegen des Geästs der Bäume nicht einfach, die Tiere ordentlich auf den Sensor zu bekommen. Und freistellen bei der Entfernung und im Baum … geht nicht. Übrigens nistet gerade auf der westlichen Seite des Weges zwischen Dammsiel und dem Müllberg Waller Straße) auf dem Gelände des Hofs Bavenddamm ein Weißstorchpaar. Weil der Weg in ca. 15m Entfernung am Nest vorbeiführt, nehmen die häufig anzutreffenden Tierfotografen Leitern mit … Ich kann jedenfalls nur sagen, dass sich diese Tour öfter lohnt, und teile Deine Freude an diesem Weg.
Sehr schöner Artikel.
LG Liane