Rund um den sensationellen Goldfund von Gessel soll der Goldhortweg bei Syke handeln. Also auf zu einem neuen Abenteuern! Wir sind auf der Spur des Goldes unterwegs auf einem weiteren Wanderweg der Reihe Wilde Geest zu Fuß
Geschrieben von Torsten Berg
Dieser Beitrag wurde am 18.01.2024 aktualisiert.
Erstellt wurde er am 18.01.2023 .
Goldhortweg bei Syke – auf der Spur des Goldfundes
Rund um den sensationellen Goldfund von Gessel soll der Goldhortweg bei Syke handeln. Also auf zu einem neuen Abenteuern! Wir sind auf der Spur des Goldes unterwegs auf einem weiteren Wanderweg der Reihe Wilde Geest zu Fuß
Die Entwicklung der Landschaft
Die Wanderregion im Naturpark Wildeshauser Geest gehört zu den schon früh besiedelten Gegenden. In der Region befindliche Hügelgräber, grosse Steingräber und andere Spuren zeugen noch heute davon. Sicher sah die Gegend heute von der Natur her völlig anders aus als heute. Die Landschaftsform der Syker Geest gab es aber auch bereits seit der Bronzezeit. Die Eiszeiten formten die Landschaften hier. Mit dem Eispanzer wurden Gesteine und Erden als Geschiebe herangeschoben. Wo sie liegenblieben, bildeten sie End- oder Mittelmoränen. Diese Landschaften bezeichnen wir heute als Geest. Geest bedeuten soviel wie „unfruchtbar“ und „karg“. Die Kargheit ist auf die nährstoffarmen Böden zurückzuführen.
Die grossen Eisgletscher schmolzen und bildeten Seen, Flüsse oder Bäche. So entstand letztendlich auch das Tal der Hache, ein Quellfluss der Ochtum, die dann später in die Weser mündet. Die Hache hat sich soweit in das heutige Tal eingeschnitten, dass der Fluss in der sandigen Grundmoräne verläuft. Hier bildeten sich Auenstandorte heraus.
Der Baumbestand in der Bronzezeit dürfte dem heutigen Artenanzahl entsprochen haben. Mitteleuropa war bewaldet mit Eichenmischwäldern, Buchenwäldern oder auch Buchen-Tannen-Wälder. In den Wäldern lebten noch grosse Säugetiere wie Braunbär und Auerochsen. Rothirsche, Wildschweine und auch wieder Wölfe sind uns bis heute erhalten geblieben.
Später wurden die ausgedehnten Wälder gerodet und in landwirtschaftliche Nutzung überführt. So stellt sich auch heute die Landschaft aus Feldern und Wiesen dar. Prägend sind auch die sogenannten Knicks. Vielfach wurden Feldgehölze und Hecken erhalten, um die Erosion der Landschaft zu stoppen.
Die Bronzezeit
Schon während der Bronzezeit herrschte ein reger Handelsverkehr. Für Niedersachsen wird die Bronzezeit von rund 2.000 bis 700 v.Chr. angesetzt. Diese Epoche erhielt ihren Namen vom damals neuartigen Werkstoff Bronze. Bronze ist eine Legierung meist aus Kupfer und Zinn. Gegenstände aus Bronze lösten die bisher gebräuchlichen Steinwerkzeuge ab. Die ungleiche Verteilung der Metalle führte zu einem weiten Handelsnetz. Neben dem reinen Warenverkehr wurden damit auch kulturelle Ideen verbreitet. Als Resultat bildeten sich Eliten und Spezialisten unter den damaligen Menschen heraus. Nur diese hatten das notwendige Wissen der Metallbearbeitung und konnten Werkzeuge, Waffen und Schmuck herstellen.
Etwa zu Beginn der Bronzezeit, vor rund 3.300 Jahren vergrub hier im Gebiet jemand einen Beutel mit verschiedenen Goldobjekten. Wer dieser Jemand war und warum er das Gold damals vergrub, das wissen wir heute noch nicht.
Fenster in die Vergangenheit
2011/2012 erfolgten die Bauarbeiten für die Verlegung der Nordeuropäischen Erdgasleitung (NEL) im Gebiet. Mit der Erdgastrasse wollte man die Versorgung von West- und Mitteleuropa mit Erdgas aus Russland gewährleisten. Mit der dann 2017 fertig gestellten Nord-West-Anbindungsleitung (NOWAL) wurden rund 470 Kilometer Erdgasröhren verlegt. Zu diesem Zeitpunkt war der aktuelle Ukrainekrieg und auch die Klimakrise für viele Menschen noch nicht einmal zu erahnen. Mittlerweile haben sich die Zeiten geändert. Aber die Bauprojekte boten eine einmalige Möglichkeit, um in das Bodenarchiv von Norddeutschland zu schauen. Allein im Landkreis Diepholz wurden mehr als 120 Fundstellen untersucht.
So gesehen war der Bau der Erdgasleitung ein grosser Glücksfall für die Archäologen. Der Fundhort des Goldhort befindet sich unweit des Syker Ortsteils Gessel. Bis heute wird der genaue Fundort verschwiegen. Auch während unserer Wanderung erhalten wir keinen Hinweis darauf, wo genau der Goldhort gefunden wurde. Und das ist sicherlich gut so! Denn wer weiss, welche Schatzsucher dann mit schwerem Gerät dort auftauchen und nach weiteren Funden suchen würden.
Der Goldhort von Gessel
Rund 3.300 Jahre hat er im Erdboden vergraben die Jahrhunderte überdauert. Der Fund besteht aus 117 Goldobjekten und hat ein Gewicht von 1,7 Kilogramm. Damit ist er einer der größten Goldfunde aus prähistorischer Zeit in Mitteleuropa.
Mit dem Wort „Hort“ bezeichnen Archäologen Gegenstände, die bewusst vergraben oder versenkt wurden.
Bei dem Schatz handelt es sich überwiegend um Spiralen verschiedener Art und Grössen, zudem eine Fibel und zwei Armringe. Der besondere Wert des Goldfundes liegt aber in der vollständigen Dokumentation des Fundes und der systematischen Untersuchung. Heute befindet sich der Originalfund im Niedersächsischem Landesmuseum Hannover. Die spannende Geschichte von der Auffindung und der Erforschung des Goldhort von Gessel kann man aber auch im Forum Gesseler Goldhort erleben. Extra für diesen einmaligen Fund wurde im Kreismuseum Syke ein neues Gebäude errichtet.
Neben drei Originalen des Goldschatzes werden genaue Repliken dieser und weiterer Fundstücke gezeigt. Die Ausstellung im Forum nimmt die Besucher mit auf eine Reise in die Welt des Goldhorts von der Steinzeit bis in das Mittelalter. Waffen, Werkzeuge und Schmuck aus der Bronzezeit lassen diese Zeiten wieder lebendig werden. Lebensbilder zeigen, wie die Menschen damals gelebt haben.
Die Ausstellung eröffnet zudem einen Blick hinter die Kulissen dieser Grabung und zeigt die Arbeitsweise der Archäologen. In einem Mitmach-Labor können die angewandten Forschungsmethoden selbst ausprobiert werden.
Unsere Wanderung auf dem Goldhortweg bei Syke
Ausgangspunkt ist für unsere Wanderung ist der Parkplatz am Kreismuseum Syke. Hier stehen u.a. direkt an der B6 Parkstreifen zur Verfügung. Das Kreismuseum ist ein Regional- und Freilichtmuseum in Trägerschaft des Landkreises Diepholz. Schwerpunkte sind altes Handwerk und bäuerliches Leben. aber auch Vor- und Frühgeschichte, sowie Naturkunde spielen eine Rolle. Vor (oder auch nach) der Wanderung bietet es sich evtl. an, sich im Forum Gesseler Goldhort mit der Geschichte des Goldfundes zu befassen. Wir vertagen diesen Besuch aber auf einen anderen Tag.
Vom Parkplatz geht es ein Stück an der Hache entlang durch Syker Wohngebiete und unter der Bahnlinie entlang in Richtung Leerßen. Zur Wegeführung schreibe ich später noch einmal etwas.
Wir durchwandern die überraschend hügelige Geestlandschaft bei Syke. Vorbei an kleineren Wäldchen und Gehölzgruppen geht der Weg durch Felder zum Hohen Berg. Deutlich sieht man dabei den Trassenverlauf der Erdgasleitung. Irgendwo hier wurde der spektakuläre Goldhort nach 3.000 Jahren wieder gefunden. Wo genau das war, das wird der Öffentlichkeit auch heute noch verschwiegen. Vielleicht ist das auch gut so.
Am Hohen Berg wurde zur Erinnerung an den Bau der Erdgasleitung und die dabei gemachten archäologischen Funde ein Rohrstück als Denkmal aufgestellt. Zudem finden wir auf dem Hohen Berg einen imposanten Aussichtsturm. Mit Turm erreicht der Hohe Berg eine atemberaubende Höhe von 75 Meter. Wir waren hier schon öfter vor Ort, zum Beispiel zur Mondfinsternis 2018.
Vom Turm hat man bei guten Wetter eine 360-Grad-Rundumsicht über die alte Endmoränenlandschaft. Bei sehr gutem Wetter kann man sogar bis nach Bremen schauen. Auf dem Hohen Berg können im Rahmen des Naturerlebnisses viele verschiedene Lebensräume wie Streuobstwiesen, Tümpel und Hecken erlebt werden.
Von Mitte der 1970er bis 1980er Jahre war hier eine Flugabwehr-Raketen-Station eingerichtet. Reste der damaligen militärischen Nutzung sind heute noch sichtbar. Die Einrichtung auf dem Hohen Berg gehörte zum sogenannten Nike-Gürtel. Die hier stationierten Nike-Herkules-Raketen gehörten zur bodenständigen Luftverteidigung Europas.
Vom Hohen Berg geht es für uns weiter in das kleine Waldgebiet Gesseler Spreeken und dann entlang von Feldern und Wiesen wieder zurück zum Parkplatz.
Auf der Wanderung erlebten wir wirklich idyllische Naturerlebnisse und mehrfach auch tolle Panorama-Aussichten. Das Thema Goldhort kam allerdings etwas zu kurz. Vielleicht wäre hier die ein oder andere Erläuterung in Form einer Schautafel angebracht.
Die Wegeführung liefert im Nachgang den Eindruck, als hätte man einen Praktikanten am Tisch mit der Karte und zwei – drei Eckpunkten beauftragt, er solle mal eine Wanderung zum Goldfund planen. Teilweise ist die Wegeführung lieb- und planlos. Warum muss man durch Syker Wohngebiete wandern? Hier bietet sich doch die Hache an, an deren Lauf die Tour sicher doppelt soviel Spaß macht.
Der Weg unter der Bahndurchführung an der Biogasanlage vorbei hin zum Hohen Berg war soweit in Ordnung. Nach dem Hohen Berg dann an der Straße Am Spreeken entlang wäre es auch besser die Wegeführung durch das Waldgebiet anstatt die Straße entlang zu gestalten.
Nach dem Waldgebiet der asphaltierte Feldweg. Hier lassen sich bestimmt auch Alternativen finden. Augenscheinlich sind sie da und es muss nur der Kontakt zum etwaigen Eigentümer gesucht werden. Ich denke, wenn die Wegeführung dieses Wanderweges noch einmal überarbeitet wird, könnte das wirklich eine tolle Top-Tour werden.
Tip: Nach der Wanderung besteht die Möglichkeit zu einem kurzem Abstecher in das nahegelegene Syker Friedeholz. Hier gibt es einige freigelegte bronzezeitliche Hügelgräber zu erkunden.
Fotoimpressionen vom Goldhortweg bei Syke
Informationen zur Wanderung
Dauer gesamt: 3:00 Stunden
Distanz: 11,1 Kilometer
Höhenunterschied: 50 Meter
Link zur Tour mit Trackdownload
unterstützt von komoot *
Startpunkt:
Parkplatz Kreismuseum Syke
Herrlichkeit 65
28857 Syke
Anfahrt mit ÖPNV:
Bahnhof Syke
Highlights unserer Tour:
- Kreismuseum Syke
- Forum Gesseler Goldhort
- der Lauf der Hache
- der Hohe Berg
- die Endmoränenlandschaft
- Waldgebiet Gesseler Spreeken
Unsere Videoimpression der Wanderung
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen