Fotografieren auf Friedhöfen – auf dem Riensberger Friedhof
Ist das Fotografieren auf Friedhöfen nicht langweilig? Als Kind ging ich öfters mit meinen Eltern, noch öfters mit meinen Großeltern zum Friedhof. Natürlich stand dabei nicht das Fotografieren im Vordergrund.
Ist das Fotografieren auf Friedhöfen nicht langweilig?
Schon damals erlebte ich den Friedhof als eine kleine Oase in der Stadt. Ich kam von der Straße und durchschritt das grosse und alte schmiedeeiserne Tor. Der Lärm der Stadt verschwand wie durch Zauberhand. Alte Bäume und Vogelgezwitscher übernahmen die Regie. Heute ist dieses Erleben wohl noch überraschender, weil wir heute mit mehr Stress und Hektik leben.
Damals besuchten und pflegten wir die Gräber der Ahnen. Wer hier in meinem Blog öfters mit liest, kann sich sicher denken, dass ich auch hier viele Naturerlebnisse hatte. Das ist auch kein Wunder. Denn Friedhöfe bieten seit jeher nicht nur unseren Toten eine Heimstatt. Auch für unsere wilde Natur bieten sie mehr und mehr Rückzugsraum. Ein Friedhof ist für mich persönlich niemals langweilig gewesen.
Auch im Hinblick auf das Fotografieren auf Friedhöfen muss ich sagen, dass es mir bei den Fotos für diesen Beitrag nicht langweilig wurde. Ständig gab es etwas neues zu entdecken. Gerade das Zusammenspiel von Licht und den einzelnen Motiven fand ich sehr interessant. Zudem konnte ich auch einiges Neues ausprobieren. Davon wird später aber noch die Rede sein.
Besonders alte Friedhöfe haben ihren Charme
Das Friedhofswesen spielt in Mitteleuropa eine besondere Rolle. Als Begräbnisstätte der Ahnen und für uns als Erinnerungsstätte werden diese wie Parks auch heute noch betreut. In vielen Gemeinden und Städten gibt es Friedhofssatzungen und Friedhofswärter.
Wo heute ein kleines Urnengrab oder auch nur eine Streuwiese ausreicht, wurden früher große Grabstätten oder gar Mausoleen gebaut. Besonders die Grabanlagen begüterter Kaufmannsfamilien sind heute noch in ihrer Pracht zu bestaunen.
Diese beeindruckenden Anlagen werden ergänzt durch alte, teilweise uralte Bäume und vielfältige Hecken und Büsche. Auf manchen Friedhöfen existieren kleine Seen oder Wasserläufe. Schon allein nur diese Landschaften zu fotografieren kann Spass machen. Aber auch die Liebhaber strenger geometrischer Figuren kommen auf ihre Kosten. Die Anlage der einzelnen Gräber folgt meistens einer klaren geometrischen Grundordnung. Im Zusammenspiel mit dem richtigen Licht erzeugen diese Formen sicherlich gute Motive für geile Aufnahmen.
Normal knipsen kann jeder …
Der Grund für meine Fotos vom Friedhof war ein Fotowalk mit unserer Fotogruppe in Bremen. Als Thema haben wir uns dramatische Herbstbilder rauf dem Friedhof Riensberg gesetzt. dramatische Fotos kennen wir alle mit weitwinkligen Landschaftsaufnahmen mit geilen Wolkengebilden am Himmel. Aber so etwas auf dem Friedhof umsetzen? Ich weiss nicht, ob es mir gelungen ist, diesem Thema zu entsprechen. Aber ich hatte auf jeden Fall viel Spass beim Fotografieren.
Für mich hat Dramatik mit Bewegung und Spannung zu tun. Ein Friedhof jedoch ist ein Ort der Stille. Schwerlich kann man hier laute und effektvolle Events starten. Also fiel dieser Punkt schon aus dem Fotografieren heraus. Da die Motive auf dem Friedhof auch eher still stehen, musste Bewegung mit der Kamera her. Dazu konnte ich einige (für mich) neue Praktiken ausprobieren.
Abstraktion durch Bewegung und Unschärfe
Für mich war klar, dass ich hier auf dem Friedhof etwas abstraktes benötige. Der gezielte Einsatz von Bewegung kam mir in den Sinn. Dadurch kann ich den statischen Gräber Bewegung vermitteln. Gleichermassen mache ich für den Betrachter eine „langweilige“ Situation dadurch interessanter, da er das Foto mit Augen und Verstand erfassen muss.
Durch die Bewegung der Kamera während des Auslösens erhalte ich eine Bewegungsunschärfe. Dabei ist die Richtung der Bewegung für das spätere Ergebnis wichtig. Im Bild des Kreuzes oben habe ich während des Auslösens die Kamera nach vorn „gestoßen“. Dadurch entstehen die auf das eigentliche Motiv (Kreuz) zulaufenden Linien. Alles scheint sich zum Kreuz hin zu bewegen. Als Betrachter fühle ich mich gleichsam in das Bild hineingezogen.
Eine weitere Möglichkeit ist das Wischen. Hierbei bewege ich meine Kamera während der Auslösung in geraden Linien nach oben, unten, links oder rechts. Im obigen Bild der Säulenhalle habe ich die Kamera langsam von unten nach oben gewischt. Damit verwischen die vertikalen Strukturen. Der hellere Himmel links oben gibt dem Foto noch etwas mehr Mystik.
Alternativ kann man zu den bisherigen Bewegungen auch die Kamera um ihre eigene Achse drehen. So habe ich es bei dieser Statuette gemacht. Im Ergebnis zeigt sich eine Göttin, die mit ihrer Handbewegung einen Ozean zu riesigen Wellen animiert.
Übrigens: Unschärfe kann ich auch durch gewollte Fehlfokussierungen oder mittels Hilfsmittel erhalten. Halte doch einfach nur einmal ein Tuch, eine Folie oder eine Flüssigkeit zwischen deine Kamera und dem Motiv.
Man sollte nicht vergessen, an welchem Ort man sich befindet
Bei allem Spass, den die Fotografie auf Friedhöfen mit sich bringen mag: Bitte vergesst nicht, dass ihr euch an einem Ort der Stille befindet. Es sollte sich von selbst verstehen, hier keine Massenaufläufe zu organisieren. Auch das Herumklettern auf Gräbern oder gar das Zerstören und Umgestalten von Grabschmuck sollte unterbleiben. Wie stets in der Natur sollte man die Würde und die Ruhe dieser speziellen Orte respektieren.
Sicher meint jetzt der ein oder andere Fotokundige, dass ich total neben dem Thema unserer Fotogruppe liege. Ich persönlich jedoch finde diese Fotos zu mindestens originell. Was meinst du?
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Überblick
Ist das Fotografieren auf Friedhöfen nicht langweilig? Als Kind ging ich öfters mit meinen Eltern, noch öfters mit meinen Großeltern zum Friedhof. Natürlich stand dabei nicht das Fotografieren im Vordergrund.
Geschrieben von Torsten Berg
Dieser Beitrag wurde am 03.11.2023 aktualisiert.
Erstellt wurde er am 03.11.2017 .
Na ja, die Tipps zum Fotografieren auf dem Friedhof sind ja vernünftig! Man soll doch nie vergessen, an welchem Ort man ist und ob solche Fotos irgendeinen Sinn haben. Die Bewegung kann ja doch die nicht so traurig sein lassen!
Sehr interessante Fotos. Insbesondere die Farbe, die du gewählt hast, passt sehr zur Thematik. Der Engel sieht aus, als ob er gleich fliegen möchte.
Hallo Heike, willkommen auf meinen Seiten! Die Farbe kam mir spontan beim Bearbeiten der Fotos in den Sinn. Wie ich sehe, gefällt das nicht nur mir. ?