Im Elendstal zwischen Schierke und Elend HWN 14 – HWN 20 – HWN 21
Direkt am Rand des Nationalpark Harz befindet sich das Naturschutzgebiet Elendstal zwischen Schierke und Elend. In nord-südlicher Richtung fließt hier die Kalte Bode durch das Kerbsohlental. Buchenbestände und artenreiche Bergahorn-Schluchtwälder soll es hier geben. Einige schöne Felsformationen und tolle Ausblicke liegen vor uns. Während unserer Tour werden wir drei Stempel der Harzer Wandernadel erwandern.
Im Elendstal zwischen Schierke und Elend HWN 14 – HWN 20 – HWN 21
Unsere aktuelle Tour starten wir vom Parkplatz an der Straße Kirchberg mitten im Ort Schierke. Hier ist das Parken noch kostenlos. Auf dem Weg durch den Ort können wir uns noch einige der älteren, wieder renovierten Häuser und auch Villen anschauen. Mit dem aufkommenden Tourismus Ende des 19. Jahrhunderts und dem Anschluß an die Brockenbahn begann die Entwicklung des Kurorts. Prächtige Villen und eindrucksvolle Hotelanlagen entstanden. Anfang des 20. Jahrhunderts sollen jährlich rund 225.000 Menschen von Schierke aus auf den Brocken gekommen sein. Bis in die 1940er Jahre galt Schierke als das St. Moritz des Nordens.
Nach dem 2. Weltkrieg verlor Schierke aufgrund seiner Grenzlage seine Bedeutung als Kurort. Ab dem Mauerbau war der Ort nur für „vertrauenswürdige“ Urlauber zugänglich, die auch einen besonderen Passierschein benötigten. Der Brocken selbst war militärisches Sperrgebiet. Die alten Hotels wurden zunehmend baufällig und nach der Wende teilweise abgerissen. Auch nach der Grenzöffnung verlor der Harz weiter touristisch an Bedeutung. Eine Entwicklung, die sich wohl langsam wieder dreht. Im Harz ist gerade im Sommer und an den Wochenenden einiges los.
In Schierke
Von unserem Parkplatz sind es nur ein paar Schritte bis zur Schierker Feuersteinarena. Wer mag, kann sich hier einen Stempel der Konkurrenz der HWN holen. Die Wander- und Stempeltouren „Im Schatten der Hexen“, basierend auf der gleichnamigen Romanreihe, haben rote Stempelkästen. Für den Erwerb der Harzer Wandernadel sind diese aber nicht nötig. Nach dem kurzen Abstecher geht es dann für uns aber richtig los. Unser Weg führt uns noch etwas durch Schierke, bis wir den Ort über einen kleinen Wanderweg verlassen.
Stetig geht es leicht bergan. Das Massensterben der Fichten hat auch hier nicht haltgemacht. Doch wir sehen auch noch einige Horste von Fichten, die der bisherigen Dürre und der Invasion der Borkenkäfer getrotzt haben. Jedoch sehen wir auch deutlich, daß vermehrt nun Laubhölzer wieder auf den offenen Flächen aufwachsen. Noch sehen wir aber die Mäuseklippen, die wir ansteuern, noch recht frei in der Landschaft stehen. Wir folgen den gut sichtbaren schmalen, aber steinigen Pfad. Immer haben wir dabei die Mäuseklippen im Blick.
An den Mäuseklippen
Etwa nach einem Kilometer kommen wir an den Mäuseklippen an. Wie viele Harzer Granitfelsen läßt auch diese Felsformation die typische Wollsackverwitterung erkennen. Über die Wollsackverwitterung als Erscheinungsform der Erosion haben wir auch schon auf unserer Wanderung bei Friedrichsbrunn zur HWN 189 – Große Teufelsmühle geschrieben. Der Granitfelsen darf auch offiziell als Kletterfelsen genutzt werden.
Aufgrund des toten lichten Waldes können wir von den Mäuseklippen aus nicht nur den Brocken schön sehen. Auch weniger hochgelegene Punkte wie den Schierker Bahnhof mit der Brockenbahnstrecke oder die Feuersteinklippen, die dem bekannten Schierker Kräuterlikör den Namen gaben. Wir haben Glück und es fährt gerade eine Dampflok der Harzer Schmalspurbahnen in den Bahnhof ein.
Nach einem ausgiebigen Fotoshooting setzen wir unseren Weg fort. Durch Naturverjüngung aufkommende Fichten säumen unseren Weg. Und kaum zu glauben, nach einigen Schritten wandern wir echt noch durch einen (kleinen) dunklen Fichtenwald. Irgendwie haben die Borkenkäfer diesen Teil hier wohl übersehen.
Die Schnarcherklippen – HWN 014
Bald darauf lichtet sich aber auch wieder der Wald. Unser Blick fällt auf die zwei rund 28 Meter hohen „Türme“ der Schnarcherklippen. Den Stempelkasten für die HWN 14 finden wir kurz vor den Klippen. Nach dem Stempeln schauen wir uns an den Klippen etwas um.
Bei Südostwind sollen diese Klippen Geräusche erzeugen, die dem Schnarchen ähneln. Heute ist es windstill und wir können diese Erzählung nicht prüfen. Die höhere der beiden Klippen kann über eine Eisenleiter bestiegen werden. Wer sich das traut, der wird mit einer wunderbaren Sicht belohnt.
Eine Besonderheit der Klippen ist es, daß die Kompassnadel von ihrer Nordrichtung abgelenkt wird. Hier in den Klippen kommt Magnetitgestein vor, welches diese Reaktion hervorruft. Eine Informationstafel gibt uns die Auskunft, daß der olle Goethe im September 1784 auf seiner dritten Harzreise schon hier vor Ort war. Auch er bemerkte dieses Phänomen.
Außerdem markierte ein Herr Major von Zech den Mittagsmeridian zwischen beiden Felsen im Jahr 1793. Das nördliche Meißelzeichen wurde nach 210 Jahren wiedererkannt. Von beiden Ereignissen künden auch heute noch Felsmarkierungen.
Durch Sturmschäden sind die Klippen und der folgende Wanderweg etwas unwegsam. Aber wir finden unseren Weg durch den lichten Wald. An den Stämmen beobachten wir noch einen kleinen Waldbaumläufer. Uns bietet sich wieder ein Blick auf den Brocken. Nach wenigen Schritten kommen wirr auch schon zum 696 Meter hohen Barenberg.
Aussichtspunkt Barenberg – HWN 020
Am eigentlichen Barenberg finden wir aber weder einen Stempelkasten noch einen Hinweis darauf. Haben wir den grünen Kasten etwa übersehen? Wir schauen sogar hinter die kleine Felsformation. Nichts. Auf den Fotos der App der Harzer Wandernadel sehen wir ein Geländer. Das muß doch hier irgendwo sein!?
Wir gehen noch ein paar Schritte weiter und gelangen schließlich zum Aussichtspunkt Barenberg. Der befindet sich knapp einhundert Höhenmeter tiefer. Wenn hier dichter Wald stehen würde, würde man den Stempel glatt übersehen. Wir sehen das etwas desolate, vom Sturm gebeutelte Geländer. Der Stempelkasten ist noch heil. Wir stempeln und genießen noch die Aussicht. Dann machen wir uns auf den Abstieg durch die trockene Waldwüste, die sich uns darbietet. Hier auf dem kahlen Hügel ist es deutlich trockener als im Wald. Zu DDR-Zeiten waren große Kahlschläge eigentlich nicht mehr modern – zumindest zu meiner Forstzeit. Aber hier ließen Trockenheit und Borkenkäfer dem Wald keine Chance. Vielleicht geht so der Klimawandel weiter. Schon heute sehen wir Käfer und andere Tiere und Pflanzen, die wir sonst eher in trockenen und Lebensräumen verorten.
In Elend – Sonderstempel HWN 9953 Holzkirche Elend
Wir erreichen Elend, ein Ortsteil der Stadt Oberharz. Elend lag wie der Ort Sorge in der fünf Kilometer breiten Sperrzone der DDR-Grenze. Nicht von ungefähr kommt der Spruch: „Erst die Sorge, dann das Elend und dann Nichts!“. Forstwirtschaft und Bergbau prägten den Ort, wie auch viele der anderen kleinen Orte im Harz. Im 19. Jahrhundert kam der Fremdenverkehr als neuer Wirtschaftszwei hinzu. Hier in Elend steht die kleinste Holzkirche Deutschlands. 1897 wurde sie geweiht. Der Altar und sein Behang sollen noch aus dem Einweihungsjahr stammen. Leider haben wir keine Möglichkeit dieses schöne Kleinod auch von innen zu besichtigen.
An der Kirche stempeln wir mit einem Sonderstempel HWN 9953 unseren Besuch ab. Natürlich fotografieren wir uns auch mit dem touristischen Schriftzug für den Ort. Wir wandern weiter durch den Ort zurück in das Elendstal. Wir stehen vor dem Teufelsstieg und überlegen, ob wir unsere Route umplanen. Der Weg würde uns im Tal der Kalten Bode ebenfalls wieder zurück zu unserem Startpunkt bringen. Zudem würden wir auch den Talwächter sehen können, eine uralte Fichte am Eingang des Elendtals. Steht die überhaupt noch?
Aber auf unserer ursprünglich geplanten Strecke wartet noch ein weiterer Stempel der HWN auf uns. Also ist ein Umplanen eigentlich kontraproduktiv. So entscheiden wir uns für den Aufstieg über die Alte Rodelbahn. Ziemlich steil geht es über einhundert Höhenmeter den Berg gerade auf. Für uns Flachlandwanderer eine kleine Herausforderung. Aber mittlerweile gehen wir solche Sachen geübter an. Wir stehen im Training! Der Aufstieg wird von den Hinterlassenschaften der Forstarbeiter erschwert. In der Ausbildung zum Forstarbeiter habe ich damals noch gelernt, daß vor dem Feierabend wenigstens die Wege frei sein müssen. Anscheinend hat sich da heute auch einiges geändert.
Helenenruh – HWN 021
Nachdem wir zweimal die L 100 überquert haben, sind wir auf dem Plateau oben angekommen. Auf dem 629 Meter hohen gibt es einige schmale Pfade für Entdeckungen. Auch ein paar kleinere Felsformationen finden wir hier. Wir genießen den Blick ins Tal. Nach wenigen Schritten offenbart sich uns durch eine Lücke von Bäumen ein wunderschöner Blick auf den Brocken. Jetzt bemerken wir auch den grünen Stempelkasten der HWN 21 Helenenruh. An diesem Ort hatte der Magdeburger Unternehmer Gruson für seine Ehefrau Helene einen Ruheplatz anlegen lassen. Gruson ist in Magdeburg noch heute bekannt für seine Pflanzensammlung in den Gruson-Gewächshäusern. Ich selbst war mehrere Male während meiner Schulzeit dort zu Ausflügen zu Besuch. Besonders in Erinnerung ist mir das Becken mit den Riesenseerosen und ihren gigantischen Schwimmblättern.
Wir stempeln natürlich den Stempel in unser Stempelheft und setzen unseren Weg über die alte Rodelbahn bis zum Ferienpark Brockenblick fort. Direkt vor dem Ferienpark zweigt links der Grusonweg ab. Fortan geht es für uns urig und mystisch bergab in das Tal der Kalten Bode. Eins ehr schöner, aber auch steiniger Weg. Der Wanderer hier sollte schon einigermaßen trittsicher sein. Der Weg wird als S3 eingestuft.
Unten im Tal der Kalten Bode angekommen, wandern wir auf dem Mühlenweg entlang des Flusses. Einige kleinere Bäche entwässern in den Fluß. Wir kommen an ehemaligen Forellenteichen entlang. Auch das ist eine Harzer Spezialität. Der Fischfang in den Harzgewässern war weit verbreitet und auch in den Klöstern und Dörfern wurden Fische in Teichen gehalten.
Wir nähern uns wieder dem Ort Schierke. Durch die noch kahlen Bäume grüßt die Burg Schierke, die eigentlich keine richtige Burg ist. 1888 soll sie für einen Magdeburger Unternehmer erbaut worden sein. Wir passieren das Basislager Brocken des DAV und kommen wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt.
Fotoimpressionen unserer Wanderung
Unsere Videoimpression der Wanderung
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenHinweis: Bei unseren Drohnenaufnahmen achten wir auf die Einhaltung der Richtlinien für den Drohnenbetrieb. Auch wenn das Fliegen mit Drohnen im Gebiet erlaubt ist, achten wir dennoch unter anderem darauf, keine Tiere zu beunruhigen.
Informationen zur Wanderung
Dauer gesamt: 4:45 Stunden
Distanz: 8 Kilometer
Höhenunterschied: 300 Meter
Link zur Tour mit Trackdownload
Mit freundlicher Unterstützung von Komoot *
Startpunkt:
Ortslage Schierke
Highlights unserer Tour:
- Mäuseklippen
- HWN 014 – Schnarcherklippen
- HWN 020 – Aussichtspunkt Barenberg
- HWN 9953 – Holzkirche Elend
- HWN 021 – Helenenruh
- Tal der Kalten Bode
Hinweis: In Schierke lohnt sich ein Blick in die alte Apotheke. Hier brannte einst der Apotheker Willy Drube den heute bekannten Schierker Kräuterlikör. Vor der Apotheke kann man mit einen Sonderstempel der HWN stempeln.
Tip für weitere Harzabenteuer: hier klicken
Unsere Herausforderung für die Harzer Wandernadel
Wir haben
91 Stempel
von 222 Stempeln erwandert!
Überblick

Bei unserer Wanderung im Elendstal zwischen Schierke und Elend erwandern wir uns drei Stempel der Harzer Wandernadel HWN 14 - HWN 20 - HWN 21. Wir entdecken urige Felsen und mystische Pfade.
Geschrieben von Torsten Berg
Dieser Beitrag wurde zuletzt am 23.04.2025 aktualisiert.
Erstellt wurde er am 23.04.2025 .