Die Brunft der Rothirsche

Die Brunft der Rothirsche beginnt Anfang September, steigert sich mit den kommenden Wochen und endet Ende Oktober. An einigen Orten in Deutschland kann man dieses imposante Naturspektakel auch in freier Wildbahn wieder erleben.

Geschrieben von Torsten Berg

Dieser Beitrag wurde am 27.09.2023 aktualisiert.

Erstellt wurde er am 27.09.2015 .

Die Brunft der Rothirsche

Die Brunft der Rothirsche beginnt Anfang September, steigert sich mit den kommenden Wochen und endet Ende Oktober. An einigen Orten in Deutschland kann man dieses imposante Naturspektakel auch in freier Wildbahn wieder erleben.

Die Brunft der Rothirsche - hier ein Rudel aus Lille Vildmoose Dänemark

Die Brunft der Rothirsche auf dem Darß

In den Nationalparken und größeren Naturschutzgebieten, in welchen das Rotwild heimisch ist, bieten Ranger zu dieser Zeit Führungen und Exkursionen an. Für einen ersten Eindruck oder um überhaupt dieses Schauspiel erleben zu können, sind diese Veranstaltungen sicherlich keine schlechte Wahl. Jedoch muß man berücksichtigen, daß man bei solchen Gelegenheiten nicht allein ist. Ein Erfolg, ob man Rotwild auch dann zu sehen bekommt, ist somit fraglich.

Im letzten Jahr weilte ich Mitte September auf dem Darss. Hier im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft befindet sich eines der größten Rotwildeinstandsgebiete in Deutschland.

Aufgrund der Ausweisung des Gebietes als Nationalpark ruht hier auch die Jagdausübung. Als Folge dessen zeigt das Rotwild hier vermehrt wieder sein seit Jahrhunderten gebräuchliches Verhalten und verlegt seine Aktivitäten in die Tageszeiten. Dies wurde mittlerweile von Mitarbeitern des Nationalparkes auch wissenschaftlich dargelegt. In Gebieten, in denen noch vermehrter Jagddruck herrscht, findet die Brunft der Rothirsche eher zu nächtlichen Abendstunden statt.

Am Rand der Buchhorster Maase – eine rund 54 ha große Wiese mitten im Darßwald – wurde durch den Nationalpark ein Beobachtungsstand errichtet. Im Rahmen der angebotenen Führung wird dieser Stand zur Beobachtung der Brunft der Rothirsche genutzt.

Treffpunkt zur Veranstaltung war abends “Peters Kreuz”, eine Wegkreuzung im Nationalpark. Dieser Punkt ist nur mit dem Rad oder zu Fuß zu erreichen. Teilweise fährt auch eine Kutsche ab Prerow. Diese Veranstaltung ist für 20 Personen gedacht – ok, das lies die Vorfreude schon etwas sinken. Da aber meine Begleitung noch nie einen Rothirsch in freier Wildbahn gesehen, geschweige denn die Brunft der Rothirsche erlebt oder gehört hatte, nahmen wir diese Gelegenheit nur zu gern wahr.

Die Brunft der Rothirsche - ein Rudel Kahlwild - noch ohne Hirsch

Auf geführter Tour zum Brunftgeschehen

Am Treffpunkt abgekommen, warteten auch schon einige der anderen Teilnehmer in – zugegebenermaßen – nicht jagdtauglichem Outfit. Zumindest waren alle wetterfest gekleidet. Ein Mitarbeiter der Nationalparkwacht stieß kurze Zeit später zu uns und hielt einen kleinen Vortrag über das Thema der Brunft. Gerade durch das Unterlassen der Jagd konnten im Nationalpark höchst bemerkenswerte neue Erkenntnisse über das Brunftgeschehen gesammelt werden.

So ist zum Beispiel das Gebiet der Wiese der Buchhorster Maase in kleine Brunftterritorien unterteilt. diese sind abgegrenzt durch kleine Entwässerungsgräben oder markante Gebüsch- und Baumreihen. Jeder brunftige Hirsch ist Eigentümer einer solchen “Parzelle” und vermeidet es, in andere Reviere zu wechseln. Nur das Kahlwild (die weiblichen Hirsche) zieht über die gesamte Wiese und durchquert dabei die einzelnen Reviere.

Durch ihr Imponierverhalten, wie das bekannte Röhren, eine angespannte Körperhaltung  oder das Forkeln von Büschen und Bodenbewuchs, versucht der jeweilige Platzhirsch nun die Weibchen in seinem Revier zu halten. Manchmal klappt es, manchmal lässt sich die Frauenwelt nicht beeindrucken und schaut lieber, was der Nachbar so bieten kann.

Die bekannten Brunftkämpfe sind hier – wohl bedingt durch das Terrain – eher seltener zu sehen und finden nur statt, wenn ein Hirsch in ein anderes Revier wechselt.

Teil der Einleitung war leider auch, daß bei dieser Exkursion keine Fotos geschossen werden dürfen. In den letzten Jahren hatte man das Fotografieren zwar noch erlaubt, aber bemerkt, dass sich das Rotwild durch das Geräusch der Auslöser ebenfalls gestört wird. Verständlich, wenn 20 Leute ihre Fotos machen wollen – vermutlich auch noch mit Blitzlicht und Kompaktkamera.

Nach dieser Einleitung fuhren wir in der Gruppe zur Maase und stellten dort die Räder ab. Nun hieß es noch ca. 10 min zu Fuss zum Beobachtungsstand zu gehen, Platz nehmen und vor allem Ruhe bewahren. Der Beobachtungsstand ist für ca 30 Leute geeignet und bietet bei aufklappbaren Sichtfenstern generell eine gute Sicht auf die Wiesen. Ein Fernglas ist anzuraten um das gesamte Gelände besser überblicken zu können.

Spannungsvolle Momente

Erstmal geschah …. nichts. Was zu erwarten war! Ich benutze diese erste Zeit nach der Ankunft immer gern dazu, um die Natur auf mich wirken zu lassen und um herunterzukommen. Quasi das aufkommende Jagdfieber zu zügeln. Erst danach suche ich das Gelände ab und verschaffe mir einen Überblick.

Nach einer halben Stunde sahen wir außer einem Wildschwein und  einem aufgeregt kreischendem Eichelhäher immer noch nichts. Unter den anderen Teilnehmern begann eine leichte Unruhe, man konnte nicht mehr sitzen und die Kleidung raschelte. Aber Natur richtet sich selten nach dem Terminkalender.

Nun zeigte sich aber ganz hinten am Rand der Wiese ein einzelner Hirsch. Langsam zog er heran bis er an einer Baumreihe anhielt und röhrte. Daraufhin antwortete rechts aus dem Wald ein anderen Hirsch. Beide riefen nun abwechselnd. Nach ca. 15 min trat dann rechts ein Hirsch auf die Wiese heraus und ihm folgten eine Gruppe von ca 12 Stücken Kahlwild.

Mittlerweile fanden sich noch drei anderen Hirsche an den verschiedenen Punkten der Wiese ein. Unter anderem auch ein direkter Reviernachbar von unserem rechten Hirsch. Dieser wollte nun natürlich die Aufmerksamkeit der Weibchen auf sich lenken und zeigte das oben beschriebene Imponiergehabe. Dabei überschritt er aber nicht die imaginäre Grenze (hier ein kleiner Graben).

Unser “Platzhirsch” stand im Imponieren seinem Nachbarn natürlich in nichts nach. Zusätzlich umkreiste er immer wieder seine kleine Gruppe Weibchen. Aber anscheinend hatte der Nachbar die besseren Argumente und die Weibchen zogen weiter. Unser Hirsch hatte das Nachsehen und mußte den Abend allein verbringen.

Das ganze Spektakel zog sich knapp zwei Stunden hin. Mittlerweile war die Dämmerung fortgeschritten und unsere Gruppe verließ den Beobachtungsposten. Aus der Ferne hörte man die Hirsche noch rufen.

An diesem Abend entstanden leider keine Fotos. Jedoch zählt solch ein Erlebnis wie das der Brunft der Rothirsche für  mich schwerer als das beste Foto.

Rotwild auf dem Darss; Brunft der Rothirsche

Gelegenheit für einige Rothirschfotos bot aber noch ein weiterer Tag im Nationalpark. Und zwar direkt am Rundwanderweg von einer Beobachtungs-plattform Richtung Boddengewässer (unter anderem entstand das obige Beitragsfoto an diesem Tag). Glücklicherweise war es etwas verregnet, so daß nicht allzuviele Besucher unterwegs waren.

Ok, das Foto ist nun keine fotografische Meisterleistung. Aber mit einem 300 mm – Teleobjektiv und Frei-Hand hat es zumindest für mich einen Erinnerungswert. Und ist Ansporn dafür, sich auch im fotografischem Bereich zu verbessern.

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  1. Susanne 27. September 2015 at 22:30 - Reply

    Wonderful photo ! What luck – and talent – you had to take it !!!!
    It is a bit much for my German abilities to spell trough it all, but I want to tell that I hear them here in the evenings also. It sounds like a big man yawning LOL
    One evening one was so close, I could smell him !!! They STINK when they are in rut ! But it was dark, so I could not see him.

    • Edgar Ente 28. September 2015 at 9:48 - Reply

      Hi Susanne! Yes, exciting moments and great theater this is! You feel as human so small against this power of nature!