Das obere Selketal bei Mägdesprung HWN 179-197

Wir wandern an einem kühlen Novembertag durch das obere Selketal bei Mägdesprung. Auf unserer Wanderung sammeln wir die Stempel der Harzer Wandernadel (HWN) 179 und 197. Wir besuchen alte Bergwerke und den Stammsitz der Askanier.

Das obere Selketal bei Mägdesprung HWN 179-197 - Aufstieg am Vierten Hammer im Selketal

Unterwegs im Selketal

Das Selketal ist eine der schönsten Wanderregionen im Harz. Als Nebenfluss der Bode entspringt die Selke zwischen Stiege und Güntersberge. In einem bis zu achtzig Meter tiefen Tal fließt sie auf einer Länge von rund 34 Kilometern durch den Unterharz. Bei Meisdorf weitet sich das Tal zu einer breiten Talaue und verlässt den Harz. Der Fluss fließt dann durch das nördliche Harzvorland und nach weiteren 35 Kilometern mündet die Selke hinter Hedersleben in die Bode.

Hier an der Selke gibt es noch naturnahe Bachstrukturen und eine natürliche Gewässerdynamik. Durch die zwei Naturschutzgebiete „Selketal“ (600 Hektar) und „Oberes Selketal“ (2.271 Hektar) ist der überwiegende Teil des Selketales unter Naturschutz gestellt. Im Rahmen  notwendiger Hochwasserschutzmaßnahmen kämpft die  Bürgerinitiative „Rettet das Selketal“ seit Jahren für den Erhalt des Naturschutz- und Erholungsgebietes Selketal.

In den Jahren ab 1990 wurde am Standort des heutigen Pfadfinderzentrums durch uns als Zivildienstleistende im Naturschutz des Landkreises Quedlinburg ein Amphibienzaun aufgestellt und betreut. Während des Verfahrens zur Unterschutzstellung der Gebiete für das NSG „Selketal“ hatte ich selbst die Gelegenheit, meine Expertise für den Bereich Amphibien und Reptilien einzubringen.

Im Selketal kann man wirklich noch stundenlang durch die Wälder laufen ohne auf andere Wanderer zu treffen.  Dennoch ist die Selke als liebreizende Schwester der eher wilden Bode mit dem Bodetal schon längst kein Geheimtip mehr. Auch hier wird der Tourismus kräftig ausgebaut. Das ist verständlich, denn hier im Selketal kann man noch neben unberührter Natur auch viele kulturhistorische Momente erleben.

Das obere Selketal bei Mägdesprung HWN 179-197 - Mundstollen des Herzog-Alexis-Erbstollen im Schiebeckstal

Unsere Wanderung durch das obere Selketal bei Mägdesprung

Wir starten von Mägdesprung aus zu unserer Wanderung durch das obere Selketal. Mägdesprung wurde durch sein Hüttenwerk bekannt. Hier am Ortsrand des kleinen Harzortes befindet sich das Hüttenmuseum Carlswerk, ein ursprünglich als Fabrik zur Herstellung von Sondermaschinen der Metallverarbeitung errichtetes Industriegebäude. Das Carlswerk dominiert als Einzelbauwerk den Eingang zum Selketal. Die dreigeschossige Werkhalle ist Zeugnis der Industriekultur und ein repräsentativer Bau der Industriearchitektur. Neben der Anlage befindet sich ein kleiner Parkplatz. Vom Parkplatz aus geht es über die „Schöne Brücke“ über die Selke und gleich mitten hinein in den Wald.

Morgens ist es hier kühl und der erste Frost zeigt sich bereits. Jetzt im November zieht der Geruch von verbrannter Kohle und Holz aus den Schornsteinen durch das Tal. Die Schornsteine gehören zu kleinen Siedlungen, die früher als Hammerwerke errichtet wurden. Hier wurde das in der Gegend abgebaute Eisenerz weiter verarbeitet. Spuren des Abbaus und der Produktion finden wir heute noch vielfach auf unserer Wanderung. Wir kommen bei unserer Wanderung am Schiebeckstal vorbei. Hier befindet sich der  „Herzog-Alexis-Erbstollen“. Den kleinen Umweg nehmen wir  gern in Kauf.

Wir können den Stolleneingang, das Mundloch, sehen. Dieser wurde bereits mit Baubeginn zum Stollen 1830 errichtet. Der Stollen hat eine Länge von 2.300 Metern. 1992 wurde das Gebäude restauriert. Leider ist eine weitere Besichtigung nicht möglich. Mit dem Bau des Stollens wurde begonnen, um die Harzgeröder Gruben „Hoffnung Gottes“ und „Albertine“ zu entwässern. Er sollte bis zu den Neudorfer Gruben vorgetrieben werden. Aus Rentabilitätsgründen wurde der weitere Vortrieb jedoch vor dem Erreichen der „Albertine“ eingestellt. Wer weiß, vielleicht wird irgendwann der Bergbau hier aufgrund neuer Technologien, Erfahrungen und dem Rohstoffhunger unserer technologisierten Gesellschaft wieder aufgenommen. Wie ich bei einem Besuch in der Brikettfabrik Louise in Bad Liebenwerda erfahren konnte, gibt es für einen erneuten Bergbau auch im Harz, im Thüringer Wald oder auch im Erzgebirge ernsthafte Planungen.

Das obere Selketal bei Mägdesprung HWN 179-197 - Auch im Selketal gibt es bizarre Felslandschaften

Vom Friedrichshammer zur Burg Anhalt

Bergauf und bergab führt uns unser Weg. Immer entlang der Selke. Wir befinden uns mitten im Naturschutzgebiet „Oberes Selketal“. Während wir in der Talsohle direkt am Fluss entlanglaufen können, haben wir von den Gipfeln immer wieder eine herrliche Sicht. Am Vierten Hammer erreichen wir die Stempelstelle 179 der Harzer Wandernadel. „Vierter Hammer“ nennen die Einheimischen diesen Ort. Korrekterweise lautet die Bezeichnung IV. Friedrichshammer. Der anhaltinische Fürst Friedrich von Anhalt-Harzgerode ließ 1646 eine Eisenhütte in Mägdesprung errichten. Zu deren Versorgung mit Erz wurden entlang der Selke vier Hammerwerke gebaut. An diesen Hammerwerken entstanden kleine Siedlungen und blieben bis heute erhalten.

Am Vierten Hammer besteht seit 2010 ein Waldgasthof mit Café, Restaurant und Ferienwohnungen. Laut Karte gibt es hier auch vegetarische und vegane Speisen. Leider konnten wir den Waldgasthof nicht besuchen. Zum Zeitpunkt unserer Tour war der Gasthof geschlossen.

Normalerweise fliest die Selke eher ruhig dahin. Dennoch gibt es auch wilde Passagen. Oder auch Hochwasser. 1994 kam es im gesamten Selketal zu einem außergewöhnlichen Hochwasser mit zum Teil katastrophalen Folgen. Die meiste Zeit jedoch zeigt sich die Selke eher liebevoll und ruhig. Zur richtigen Jahreszeit und mit einigem Glück beobachtet man hier den Schwarzstorch beim Fischen oder Muffelwild beim Sonnenbaden. Auf den Wiesen blühen wilde Orchideen.

Das obere Selketal bei Mägdesprung HWN 179-197 - an der Burgruine der Burg Anhalt

In Höhe der Selkemühle verlassen wir das Flusstal. Von nun an geht es steil bergauf eine Hohlweg. Der Hohlweg ist Teil des Albrechtsweges, der aus Anlass des 850. Todestages des Askaniers Albrecht dem Bären eröffnet wurde. Der Wanderweg ist 17 Kilometer lang und verbindet das Schloss Ballenstedt mit der Burg Anhalt. Unser Ziel ist die Ruine der Burg Anhalt. Diese Burg war eine der Stammburgen der Askanier. Der Ort und die Familie gibt auch heute noch dem Land Sachsen-Anhalt seinen Namen.

Nach dem Aufstieg gönnen wir uns eine Vesperzeit und sehen uns danach hier auf dem Großen Hausberg um. Am Ort der Ahnen zu stehen, das ist schon etwas Besonderes. Ich fühle mich als Anhaltiner! Den Stempel 197 der Harzer Wandernadel hier haben wir uns redlich verdient.

Weiter geht es durch die anhaltinischen Wälder wieder zurück zur Selke. Unser Weg führt uns wieder zurück nach Mägdesprung.

Unsere Videoimpression der Wanderung

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Mehr Informationen

Informationen zur Wanderung

Dauer gesamt: 5:317 Stunden

Distanz: 15,1 Kilometer

Höhenunterschied: 240 Meter bergauf und bergab

Link zur Tour mit Trackdownload

unterstützt von komoot *

Startpunkt:

Maschinenfabrik Carlswerk

Mägdesprung

Kreisstraße 21; 06493 Harzgerode

Highlights unserer Tour:

  • Maschinenfabrik Carlswerk
  • Herzog-Alexis-Erbstollen
  • IV. Friedrichshammer
  • Burgruine Anhalt
  • die Natur des Selketales

Fotogalerie der Wanderung

Unsere Herausforderung für die Harzer Wandernadel

Challenge erfüllt zu 34%

Wir haben

76 Stempel

von 222 Stempeln erwandert!

  • Harzer Wandernadel in Bronze – 8 Stempel

  • Harzer Wandernadel in Silber – 16 Stempel

  • Harzer Wandernadel in Gold – 24 Stempel

  • Harzer Wanderkönig – 50 Stempel

  • Harzer Kaiserrucksack – 100 Stempel

  • Harzer Steiger – 111 Stempel

  • Harzer Kaiserschuh – 150 Stempel

  • Harzer Wanderkaiser – 222 Stempel

Überblick

Das obere Selketal bei Mägdesprung HWN 179-197

Wir wandern an einem kühlen Novembertag durch das obere Selketal bei Mägdesprung. Auf unserer Wanderung sammeln wir die Stempel der Harzer Wandernadel (HWN) 179 und 197. Wir besuchen alte Bergwerke und den Stammsitz der Askanier.

Geschrieben von Torsten Berg

Dieser Beitrag wurde zuletzt am 04.11.2024 aktualisiert.

Erstellt wurde er am 04.11.2022 .

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