Das Haftkrankenhaus der Stasi – Fototour in Hohenschönhausen

Bis 1990 war das Gebiet, in welchem sich das Haftkrankenhaus der Stasi befindet, ein militärischer Sperrbezirk. Von aussen sah man nur geschlossene Blechtore, Wachtürme, Überwachungskameras und Sicherheitskräfte.

Geschrieben von Torsten Berg

Dieser Beitrag wurde am 25.10.2023 aktualisiert.

Erstellt wurde er am 25.10.2021 .

Das Haftkrankenhaus der Stasi – Fototour in Hohenschönhausen

Bis 1990 war das Gebiet, in welchem sich das Haftkrankenhaus der Stasi befindet, ein militärischer Sperrbezirk. Von aussen sah man nur geschlossene Blechtore, Wachtürme, Überwachungskameras und Sicherheitskräfte. Was hinter den Mauern vor sich ging, wussten wahrscheinlich die wenigsten. 1951 übernahm das Ministerium für Staatssicherheit das Gefängnis. Zu den hier inhaftierten Personen gehörten fast alle bekannten DDR-Oppositionelle.

Das Haftkrankenhaus der Stasi - heute Teil einer öffentlichen Gedenkstätte - Haupteingang

 

Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit

Seit 1994 befindet sich hier die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Zum Komplex der Gedenkstätte gehören mehrere Gebäude, welche teilweise im Rahmen von Führungen besucht werden können. Ich hatte die Gelegenheit während einer Foto-Tour mich einmal im Haftkrankenhaus der Stasi umzusehen. Schon die Wachtürme und der Stacheldraht auf den hohen Mauern können ein beklemmendes Gefühl auslösen. Zu DDR-Zeiten war dieser Ort streng geheim und auf keiner Landkarte verzeichnet.

Heute befinden sich in direkter Nachbarschaft der Gedenkstätte in der Genslerstraße 66 kleine Handwerksbetriebe und Autowerkstätten. Entlang der Lichtenauer Straße sind seit 1990 in der ersten Reihe schicke Einfamilienhäuser entstanden. Menschen, die damals hier in der Nähe wohnten oder arbeiteten, ahnten angeblich nicht, was sich hinter den Mauern verbarg. Noch heute gibt es auf dem Gelände des Stasi-Gefängnisses einige Bereiche, die nahezu unverändert im fast originalen Zustand die Jahre seit der Wende überdauert haben.

1938 errichtete der Maschinenfabrikant Richard Heike hier seine Fabrik. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde hier das sowjetische Speziallager Nr. 3 errichtet. 1946 wandelte die sowjetische Geheimpolizei das Gefängnis zu seiner zentralen Untersuchungshaftanstalt um. Diese wurde 1951 an das Ministerium für Staatssicherheit der DDR übergeben. Bis zu dieser Zeit erfolgte die Behandlung erkrankter Häftlinge in einem Kellerverlies.

Mitte der 1950er Jahre entschied man sich für den Ausbau der Krankenstation. Dazu stockte man das bereits vorhandene und genutzte Gebäude um eine Etage auf. Weitere Modernisierungen und Erweiterungen erfolgten stetig bis in die achtziger Jahre hinein.

Gebäudeansicht Haftkrankenhaus der Stasi

Haftkrankenhaus der Stasi

Rund 3.000 kranke oder verletzte Häftlinge wurden hier von 1960 bis 1989 behandelt. Die Patienten hier waren Opfer der innerdeutschen Grenze mit Schusswunden und Knochenbrüchen oder  psychisch erkrankte Stasi-Häftlinge. Sicher ist dabei, dass der Begriff Krankenhaus die Bedeutung dieser Einrichtung verklärt. Lt. Aussagen des uns begleitenden Zeitzeugen sollten die Patienten hier verhörfähig gemacht werden. Verhöre fanden auch noch am Krankenbett statt und die Behandlungspläne hatten sich nach der Weisung der hauptamtlichen Stasi-Bewacher zu richten. Notwendige Behandlungen konnten so an das Verhörschema angepasst werden. (vgl. Behandlung von Staatsfeinden – Das Haftkrankenhaus der Stasi)

Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen befasst sich seit 1994 detailliert mit der geschichtlichen Aufarbeitung der Anlage. Die Gebäude und Einrichtungen blieben zum größten Teil im Originalzustand erhalten und werden für Führungen genutzt. Im Rahmen der Fototour mit go2know konnte ich jedoch mit dem Haftkrankenhaus der Stasi Bereiche betreten, die vom Führungsbetrieb nur selten oder gar nicht besucht werden.

Gebäudeansicht Haftkrankenhaus der Stasi - Blick in den OP-Raum

Fototour in Hohenschönhausen

Der Besuch macht mich schon nachdenklich. Auch für mich dokumentiere ich hier einen Teil der deutschen Geschichte. Hier offenbart sich mir ein interessanter Einblick in das MfS der DDR. So nah, original und unverändert bekommt man heute nur noch selten Hinterlassenschaften der DDR zu sehen.

Geplant habe ich eigentlich noch mehr über diese Fototour und das Haftkrankenhaus zu schreiben. Irgendwann werde ich diesen Beitrag auch fortführen. Doch aktuell hindern mich andere Gründe am Schreiben. Deshalb gibt es erst einmal nur diesen kurzen Text und ein paar Fotos dazu.

Zellen der Häftlinge

Behandlungsräume

Wirtschaftsräume

Tigerkäfige

Der Grothewohl-Express

(Text teilweise entnommen go2knowund und Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen)

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  1. Ullrich Altmann 26. Oktober 2021 at 11:11 - Reply

    Lieber Torsten, ich empfinde immer wieder Hochachtung vor Deinen sorgfältigen und informativen Texten.Und was die bedrückende Atmosphäre solcher Einrichtungen angeht: Staatliche Willkür – egal wo auf der Welt – löst bei mir immer Fassungslosigkeit und Entsetzen aus. Besonders, wenn sie so nüchtern-trocken-sachlich beschrieben ist. Ein sehr eindrucksvoller Beitrag ist Dir da gelungen!

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