Das Gräberfeld Lindholm Høje bei Aalborg

Lindholm Høje ist eines der eindrucksvollsten Monumente in Dänemark aus der jüngeren Eisen- und Wikingerzeit. Hier haben über rund 700 Jahre nachweisbar Menschen gelebt.

Geschrieben von Torsten Berg

Dieser Beitrag wurde am 18.08.2023 aktualisiert.

Erstellt wurde er am 18.08.2022 .

Das Gräberfeld Lindholm Høje bei Aalborg

Lindholm Høje ist eines der eindrucksvollsten Monumente in Dänemark aus der jüngeren Eisen- und Wikingerzeit. Hier haben über rund 700 Jahre nachweisbar Menschen gelebt. Die Spuren, welche man heute hier noch sieht, geben einen ausführlichen Überblick über die Menschen aus der Eisenzeit.

Das Gräberfeld Lindholm Høje bei Aalborg

Das Gräberfeld Lindholm Høje bei Aalborg

Der Limfjord war schon in der frühgeschichtlichen Zeit eine wichtige Verkehrsader für Reisende in und aus den skandinavischen Ländern. Ebenso war er für die Wikinger Ausgangspunkt für Eroberungszüge in England und in das übrige Europa. Die Wikinger konnten mit ihren Schiffen problemlos die Lindholm Å bis Lindholm Høje befahren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich hier die ersten Siedlungen bildeten.

Mehrmals im Jahr wehten kräftige Stürme über das Gebiet von Lindholm Høje. Diese Stürme bedrohten mit dem mitgeführten Sand die Ernten auf den Feldern und die Weiden für die Tiere. Um 1100 wurde wegen der Sandflucht das Gebiet aufgegeben. Die heute sichtbaren Steine begruben der Sand und die Zeit unter sich. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Hügel hier mit einer bis zu vier Metern dicken Flugsandschicht zugedeckt.

Das Gräberfeld Lindholm Høje bei Aalborg

Die Ausgrabungen auf Lindholm Høje

Seit 1889 weiss man, dass hier am Südhang des Hügels ein Gräberfeld mit Brandgräbern lag, die von Steinen umrandet waren.  Durch Ausgrabungen im Gebiet erfuhr man, dass es auf Lindholm Høje mindestens zwei getrennte dörfliche Siedlungen gab. Die älteste Siedlung wurde nördlich von Lindholm Høje gefunden. Sie lässt sich auf das 8. Jahrhundert bis etwa 800 datieren. Die Siedlung hatte fünf Brunnen. Es gab mehrere Langhäuser und über zwanzig Hütten mit vielen Spuren der Textilproduktion.

1901 wurde das Gebiet als vorgeschichtliches Denkmal unter Denkmalschutz gestellt und in den 1950er ausgegraben. Die Fundstücke der Ausgrabungen sind im Museum Lindholm Høje zu sehen. Es wurden sowohl Gegenstände des Alltags, aber auch seltenere und wertvolle Gegenstände gefunden. Diese Fundstücke unterstreichen, dass Lindholm Høje keine gewöhnliche Ackerbauernsiedlung war.

Die Siedlungen hier haben sich gesamt über mehrere tausend Quadratmeter erstreckt. Es konnte festgestellt werden, dass die einzelnen Höfe mehrmals erneuert wurden. Jeder Hof bestand aus einem Langhaus mit Wirtschaftsgebäuden und Grubenhäusern. Ein Palisadenzaun umgab das Gehöft.

Bei den Ausgrabungen wurde auch ein frischgepflügter Acker aus der Wikingerzeit gefunden. Dieser Fund ist besonders interessant, da der Acker mit einem Streichbrettpflug gepflügt wurde. Diese Art des Pfluges ist imstande, die Scholle zu wenden und nicht nur aufzureissen. Das ist ein Beweis dafür, dass die Wikinger neue Technik in Gebrauch genommen haben. Beim Pflügen wurden 4-6 Furchen zusammen gepflügt. Auf den Äckern wurde häufig Wintergetreide wie Roggen angebaut. Die Bauern nutzten den Mist der Tiere aus dem Stall zum Düngen und jäteten auch Unkraut. Somit konnte man einen bis zu 20fachen Ertrag gegenüber der herkömmlichen Wirtschaft erreichen.

Das Gräberfeld Lindholm Høje bei Aalborg

Die Toten von Lindholm Høje

Rund 600 Jahre fanden hier Beisetzungen statt. Die ältesten Gräber stammen aus der späten Eisenzeit im 5. Jahrhundert. Die jüngsten Grabstätten werden der Wikingerzeit im 10. Jahrhundert zugerechnet. In der Mitte und somit an der höchsten Stelle des Grabfeldes liegen die ältesten Gräber. Der Tote wurde dabei unter einem kleinen Erdhügel bestattet. Nur in wenigen Fällen war dieser Erdhügel vom Steinen umkränzt. Die jüngeren Gräber liegen an den Rändern des Grabfeldes. Diese wurden oft von Steinen umfasst. Dabei wurde der Tote häufig verbrannt. Erst im 10. Jahrhundert wurden die Toten wieder unverbrannt beigesetzt. Männer wurden meist unter dreieckigen und schiffsförmigen Steinsetzungen begraben, während die Frauengräber mit runden und ovalen Steinsetzungen markiert sind.

Das Museum

Im Jahr 1989 feierte die Zementfabrik in Aalborg ihr 100-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass stiftete das Unternehmen der Kommune Aalborg das neuerbaute Museumsgebäude in Lindholm Høje. 1992 eröffnete das Historische Museum in Aalborg in diesem neuen Museumsgebäude eine umfassende Ausstellung. Heute kann man hier sehen, wie Lindholm Høje wahrscheinlich ausgesehen hat. Der Besucher erfährt viel über die Lebensweise der damaligen Menschen, ihre Kleidung, ihre Haustiere und ihre Arbeiten. Originale vorzeitliche Fundstücke werden zusammen mit Rekonstruktionen, Panoramen und weiteren Anschauungsmitteln ausgestellt. Informationen über Öffnungszeiten und Preise findet ihr auf der Webseite des Museums (unbeauftragte und unbezahlte Werbung).

Unweigerlich drängt sich mir der Verdacht auf, dass die damaligen Menschen auch Beziehungen zu unserer frühen Vorfahren gehabt haben. Vielleicht sind sie schon damals auch auf der Straße der Megalithkultur in unsere Region gekommen?

Kommentieren, Anregen und Diskutieren