#Blogger4Natur: Tanja Heinz von Wildlife Travel
Wieder einmal ist es Zeit für ein neues #blogger4natur – Interview. In meiner Reihe #blogger4natur möchte ich Blogger und andere verrückte Menschen interviewen, denen die Natur am Herzen liegt. Dabei lege ich bewusst Wert darauf, euch eine breite Palette von naturbegeisterten Menschen vorzustellen. Denn Natur schützen fängt meiner Meinung nach mit dem Begeistern für die Natur an. Wenn du auch Lust darauf hast, hier ein Interview zu geben, dann melde dich doch einfach bei mir!
Heute: Tanja Heinz von Wildlife Travel
Beschreibe bitte kurz, wer Du bist!
Ich heiße Tanja, komme aus dem Allgäu, aber wohne momentan in Berlin. Seit etwa 2017 schreibe ich auf meinem Blog über Tiere, die ich auf Reisen gesehen habe.
Erzähle uns doch bitte etwas über Deinen Blog. Wie ist sein Name und welche Geschichte steht dahinter?
Mein Blog heißt „Wildlife Travel“. Als ich mit meinem Blog anfing, schrieb ich zunächst über meine Begegnungen mit Walen und Delfinen in Südafrika. Im Jahr 2018 war ich für zwei Monate in Brasilien und konnte dort einigen Affen, die zum Teil vom Aussterben bedroht sind, begegnen. Ich schreibe unter anderem gerne über Organisationen, die sich für den Artenschutz einsetzen. Ich hoffe dadurch mehr Menschen über die Arbeit wichtiger Umweltorganisationen aufmerksam zu machen.
Welchen Bezug hast Du zur Natur? Engagierst Du dich im Natur- oder Umweltschutz?
Für mich ist die Natur ein Ort der Erholung. Ich brauche oft sehr viel Ruhe. In der Natur finde ich das.
Ich bin in keiner Naturschutzgruppe aktiv, aber ich versuche alle Tierbeobachtungen auf einer Citizen Science Plattform (iNaturalist) zu teilen. Wenn alle mitforschen, weiß man mehr über die Verbreitung verschiedener Tiere und kann sie hoffentlich besser schützen (wenn der politische Wille da ist).
Worin liegt Dein Schwerpunkt in der Beschäftigung mit der Natur?
Mein Schwerpunkt liegt definitiv bei den Tieren. Daher beschäftige ich mich auch immer mehr mit der Tierfotografie. Auch wenn ich mich bis jetzt mehr auf Säugetiere und Vögel fokussiert habe, finde ich, dass Insekten und Spinnen genauso interessant und wichtig sind. In Brasilien hatte ich sogar eine richtig spannende Begegnung. Und zwar war das mit der größten Fliege der Welt. In dem Moment wusste ich das gar nicht, weil ich keine Insektenkennerin bin. Aber ein Experte auf der Citizen Science Online Plattform iNaturalist machte mich darauf aufmerksam. Das fand ich ziemlich spannend. Ich versuche immer weiter zu lernen und möglichst viel zu bestimmen (oft über iNaturlist).
Wie oft bist Du draussen unterwegs?
Leider viel zu wenig. Momentan wohne ich in der Stadt und ich verbringe eigentlich nicht gerne so viel Zeit im grauen Großstadtdschungel. Ich brauche schon irgendwas Grünes. Zum Glück ist Berlin für eine Stadt aber recht grün und es gibt einige Parks bei mir in der Nähe.
Dein bestes Naturerlebnis war … ?
Das ist sehr, sehr schwierig. Ich bin sehr gerne am Meer, im Wald, aber auch in den Bergen. Ich könnte mich da jetzt nicht entscheiden. Hier in Berlin begeistern mich im Frühling die Nachtigallen. Bei den Nachtigallen singen die Männchen um die Weibchen. Ich finde, sie haben wunderschöne Gesänge. Im Sommer faszinieren mich die Feldlerchen auf dem Tempelhofer Feld. Im Herbst höre ich manchmal die Kraniche fliegen. Und im Winter hatte ich im Tiergarten einmal eine einzigartige Begegnung. Dort hielt sich seelenruhig ein Biber im Wasser auf. Obwohl ihn einige Spaziergänger beobachteten, schien ihn das gar nicht zu stören. Er machte einfach weiter. Es gibt eben auch tolle Naturerlebnisse in der Stadt!
Welche Bedrohung ist Deiner Meinung nach die schwerwiegendste für unsere Natur?
Ich denke das ist das globale Bevölkerungswachstum. Damit hängt meiner Meinung nach viel zusammen. Klimawandel, Artensterben, aber auch soziale Ungerechtigkeit. Ich denke, je mehr Menschen wir hier auf diesem Planeten werden, desto schwieriger wird Vieles… Da der Mensch über allem steht (er handelt jedenfalls so), mache ich mir was das Artensterben angeht besonders viele Sorgen. Aber wie dieses Problem mit dem Bevölkerungswachstum lösen und vor allem ansprechen, das ist alles andere als einfach und verständlicherweise ein sensibles Thema.
Wie sieht es mit Deinem persönlichen ökologischen Fussabdruck aus?
Ich denke unser Konsumverhalten trägt einiges zu unserem ökologischen Fußabdruck bei. Daher versuche ich in meinem Alltag so minimalistisch wie möglich zu leben. Ich möchte nicht viel besitzen und kaufe auch dementsprechend nicht besonders gerne ein. Aber natürlich gehöre auch ich einem Wirtschaftssystem an und kann nicht einfach so sagen, dass ich nicht mitmache.
Mir ist bewusst, dass ich nicht beliebig oft ins Flugzeug steigen kann (auch das gehört letztendlich zum Konsumverhalten und trägt zu einem größeren ökologischen Fußabdruck bei) und dann gleichzeitig über Artenschutz schreiben. Es gibt mittlerweile einige, die sagen, dass sie nicht mehr fliegen werden. Ich bin (leider) noch nicht an so einem Punkt angekommen. Ich weiß, dass mein persönliches Glück keine Rolle spielt, wenn es um den Zustand unseres Planeten geht. Aber ich bereue keinen einzigen Flug in der Vergangenheit, weil ich sonst nicht die Person wäre, die ich heute wäre. Viele Begegnungen – sei es mit Tieren oder mit Menschen – hätte ich nicht gehabt, wenn ich nicht ins Flugzeug gestiegen wäre.
Als welche Art von Fotografen würdest Du Dich beschreiben und mit welchem Kameraequipment bist Du unterwegs?
Ich bin was das Fotografieren angeht immer noch so ein bisschen am Suchen. Auch wenn ich mich jetzt mehr mit der Wildlife-Fotografie auseinandersetze, merke ich doch immer wieder an welche Grenzen ich komme. Ich möchte gerne mehr Geschichten zu meinen Fotos erzählen. Vor allem über Tiere, die vom Aussterben bedroht sind und nur wenige kennen. Im Englischen gibt es den Begriff „conservation photography“. Ich denke, dass es bei mir noch weiter in diese Richtung gehen wird…
Ich fotografiere mit einer Spiegelreflexkamera (Nikon D500). Mein Lieblingsobjektiv ist ein 70-200mm und ein 150-600mm Objektiv von Sigma. Mit dem Handy oder Tablet fotografiere ich nicht so gerne.
Zeige uns doch einmal bitte Deine fünf besten Naturfotos. Schön wäre es, wenn du ein bis zwei Sätze dazu sagen könntest.
Foto 1: Kegelrobben auf Helgoland. Als Naturfotograf hat man die Verantwortung, die Tiere beim Fotografieren nicht zu stören.
Foto 2: Murmeltiere im Berchtesgadener Land. Man muss gar nicht weit wegreisen, um interessanten Tieren zu begegnen.
Foto 3: Südliche Spinnenaffen leben in Brasilien im Atlantischen Regenwald und sind stark bedroht.
Foto 4: Goldene Löwenäffchen sind endemisch in Brasilien und kommen daher an keinem anderen Ort der Welt vor.
Foto 5: Der Gesundheitszustand einiger Guyana-Delfine in Rio de Janeiro war nicht so gut was man sehr gut erkennen konnte.
Welchen Artikel auf Deinem Blog findest Du selbst am besten und warum bedeutet er Dir soviel?
Besonders viel bedeuten mir die Artikel zu den Goldenen Löwenäffchen, den Südlichen Spinnenaffen und den Guyana-Delfinen. Ich kann mich jetzt schwer entscheiden, welcher Artikel mir am meisten bedeutet, weil ich von allen drei Tieren und den dazugehörigen Organisationen begeistert war. Sie machen eine tolle Arbeit für den Artenschutz!
Gibt es irgendeinen Ort wo bestimmte Tiere wohnen, die du unbedingt noch sehen willst?
Es gibt viele Orte, die ich gerne noch sehen möchte. Ich muss mich da aber selber immer wieder mäßigen (in der Hinsicht könnte ich nie genug bekommen). Ich denke, dass ich mir mein Arbeitsleben irgendwie noch zurechtschneidern muss, damit ich an bestimmten Orten länger sein kann. Ich habe allerdings auch keine Bucket-List. Ich werde sowieso nicht überall hingehen können. Das ist aber auch ok so. Lieber ist es mir sowieso, dass ich mich mit einem Ort und den Tieren, die dort leben intensiver auseinandersetzen kann. Das ist spannender, als mal kurz wo hingehen und dann gleich wieder weiterplanen.
Wie stehst du zum Thema Flugreisen?
Ich versuche so wenig wie möglich mit dem Flugzeug zu fliegen. Innerhalb Deutschlands bin ich noch nie geflogen und werde es auch nicht tun. Innerhalb Europas werde ich jetzt auch immer nach Alternativen zu einem Flug suchen, auch wenn ich dann länger unterwegs bin. Ein Tag unterwegs sein ist für mich in Ordnung. Oder einen Zwischenstopp an einem Ort einlegen was ich auch schon gemacht habe. Einen Langstreckenflug, um an einem Ort nur zwei Wochen zu bleiben, kam bei mir bis jetzt nur ein einziges Mal vor. Das war dann allerdings auf Arbeit. Ansonsten war ich bei meinen Langstreckenflügen bis jetzt immer mehrere Monate weg (2 bis 6 Monate).
Was würdest Du abschliessend Deinen Lesern zum Thema Natur sagen wollen?
Geht raus und entdeckt die Natur!
Gern kannst du Tanja im www besuchen und dort weiter stöbern. Du findest sie zum Beispiel hier:
Webseite: https://wildlife-travel.com/
Vielen lieben Dank an Tanja für das Beantworten meiner Fragen und das wirklich schöne und persönliche Interview! Solltest du noch Fragen haben, dann ab damit in die Kommentare.
Hast du auch Interesse an einem Interview in meiner #Blogger4Natur Serie? Dann meld dich einfach bei mir!
Überblick
Wieder einmal ist es Zeit für ein neues #blogger4natur - Interview. Denn Natur schützen fängt meiner Meinung nach mit dem Begeistern für die Natur an.
#Blogger4Natur: Tanja Heinz von Wildlife Travel
Geschrieben von Torsten Berg
Dieser Beitrag wurde am 05.07.2024 aktualisiert.
Erstellt wurde er am 05.07.2019 .