Blaue Frösche im Pietzmoor
Südöstlich der Stadt Schneverdingen liegt das Pietzmoor am Südrand des Naturschutzgebietes Lüneburger Heide. Benannt ist es nach dem östlich des Moores gelegenen Hof Pietz. Wir stehen hier im grössten zusammenhängenden Moor in der Lüneburger Heide.
Entstehung und Nutzung des Pietzmoores
Entstanden ist das Moor vermutlich in der Weichsel-Kaltzeit vor rund 10.000 Jahren. Mehrere Quellen finden sich hier im Gebiet des Moores, unter anderem die der Böhme und der Veerse. Die Quellen entwickelten sich zu Quellmooren. Diese wuchsen zu einem grossen Niedermoor zusammen. Im Laufe der nächsten 5.000 Jahre bildete sich eine hohe Pflanzendecke durch Seggen und Torfmoose. Irgendwann verlor diese Decke den Kontakt zum Grundwasser und wird seitdem nur durch Regenwasser gespeist. Dadurch entstand das heutige Hochmoor.
Seit dem 16. Jahrhundert wurde bis in die 1960er Jahre hier im Moor Brenntorf abgebaut. Der Brenntorf wurde in den umliegenden Höfen und Ortschaften in den Kaminen verbrannt. Der Abbau fand in Form des bäuerlichen Handtorfstiches statt. Im Gegensatz zur heutigen Ausbeutung von Mooren stellt diese Wirtschaftsweise einen ökologisch unbedeutenden Eingriff dar. Es wurden nur kleine Flächen abgetorft und die Entwässerung war sehr gering.
Tiefe Entwässerungsgräben und Dämme zum Abtransport des abgebauten Torfes wurden erst ab 1857 angelegt. Glücklicherweise erkannte man die mangelnde Rentabilität des industriellen Abbau hier vor Ort. Mitte der 1970er Jahre wurde mit der Renaturierung des Pietzmoores begonnen. Seit Mitte der 1980er Jahren können die Flächen auch wiedervernässen.
Heute ist das Pietzmoor ein attraktives Naherholungsgebiet in der Lüneburger Heide mit einer Fläche von rund 2,5 km². Zwei Bohlenwege mit einer Gesamtlänge von 11,5 Kilometern führen durch die Moorlandschaft. Das Pietzmoor gehört zu den Top der Naturerlebnisse in der Lüneburger Heide. Das birgt auch enormes Konfliktpotential zwischen Besucher und Naturschutz.
Blaue Frösche im Pietzmoor
Das Pietzmoor ist eines der Moore, in dem man die Moorfroschpaarung quasi hautnah miterleben kann. In Deutschland kommt der Frosch schwerpunktmässig im Norden und im Osten vor. Im übrigen Deutschland ist er nur sehr lückenhaft verbreitet.
Der Moorfrosch gehört zu den streng geschützten Arten. Im Pietzmoor treffen wir den Frosch in den hinteren Bereichen an. Die Laichgewässer hier sind nicht so sauer wie im eigentlichen Moor. Vielleicht ist das der Grund, wieso er hier noch so häufig anzutreffen ist.
Der Moorfrosch Rana arvalis ist eine kleinere Froschart. Maximal erreichen die Tiere eine Körperlänge von 7 cm. An der Oberseite ist dieser Froschlurch die meiste Zeit des Jahres hell- bis dunkelbraun gefärbt. U.a. darum zählt man den Moorfrosch auch zu den Braunfröschen. Zur Paarungszeit allerdings verfärben sich die Männchen intensiv blau. Die Blaufärbung entsteht dadurch, dass die Frösche mehr Flüssigkeit in ihre Haut einlagern. Durch die Lichtbrechung erschienen diese Tiere dann blau. Zudem lassen die Männchen auch noch ihre glucksenden Stimmen hören.
Konfliktpotential
Die Blaufärbung zur Laichzeit dauert nur wenige Tage. Man muss sich also beeilen, um dieses Naturspektakel zu erleben. Und im Pietzmoor ist man da nicht allein. Richtige Menschenmassen wälzen sich dann durch das Moor. Werbung bräuchte das Pietzmoor eigentlich nicht. Solange die ganzen Besucher sich auch an die Regeln halten und vor allem die Wege nicht verlassen, ist ja alles gut. Nur leider, das wahre Leben zeigt es anders. Und das gilt leider auch für die vielen Naturfotografen, die zu den blauen Frösche im Pietzmoor kommen. Hier gibt es ein grosses Konfliktpotential im Bereich der Besucherlenkung. Zumal es auch noch weitere schützenwerte Tier- und Pflanzenarten im Gebiet gibt.
Bei meinem Besuch vor Ort im März 2021 hatten wir noch Corona. Das erste (und einzige) Mal in meinem Leben war ich mit Corona-Maske in der Natur unterwegs. Auf den Bohlenwegen gab es eine Maskenpflicht. Inwieweit dies notwendig war, möchte ich nicht diskutieren. An den eigentlichen Laichgewässern der Frösche führt ein breiter Wanderweg vorbei.
Naturerlebnisse im Pietzmoor
Neben der Laichzeit der Moorfrösche, wo wir blaue Frösche im Pietzmoor sehen und hören können, gibt es auch noch andere schöne Naturerlebnisse. Rund einen Monat später beginnt die Blüte des Wollgrases im Moor. Dazu habe ich einen extra Beitrag mit Fototipp zur Wollgrasblüte geschrieben. Auch die Kraniche sind natürlich wieder zurück und mit ein wenig Glück erblickt man eine Kreuzotter.
Mehr Naturerlebnisse in Mooren findest Du in meiner Moorwelten-Collection bei Komoot*.
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Für die Wollgrasblüte habe ich Euch ein paar Fototipps in meiner Fotoschule Natur eingestellt. Beobachtungstipps für Kraniche findest du in meinem Beitrag Kraniche fotografieren zum Kranichzug mit Beobachtungstipps. 19 Tips für die schönsten Wege durch Moor findest du bei family4travel, in deren Round-Up ich auch ein Moor vorstelle. Was war dein schönstes Moorerlebnis? Hast du schon einmal die blauen Frösche gesehen und gehört?
Überblick
Südöstlich der Stadt Schneverdingen liegt das Pietzmoor am Südrand des Naturschutzgebietes Lüneburger Heide. Wir stehen hier im grössten zusammenhängenden Moor in der Lüneburger Heide.
Geschrieben von Torsten Berg
Dieser Beitrag wurde am 04.04.2023 aktualisiert.
Erstellt wurde er am 29.03.2023 .