Im Biosphärenreservat Schaalsee im Nordwesten von Mecklenburg-Vorpommern

Im Biosphärenreservat Schaalsee im Nordwesten von Mecklenburg-Vorpommern

Geschrieben von Torsten Berg

Dieser Beitrag wurde am 05.08.2020 aktualisiert.

Erstellt wurde er am 05.08.2020 .

Im Biosphärenreservat Schaalsee im Nordwesten von Mecklenburg-Vorpommern

Das Biosphärenreservat Schaalsee befindet sich direkt an der ehemaligen innerdeutschen Grenze im Westen des heutigen Mecklenburg-Vorpommern. Zwischen den Ballungszentren Hamburg, Lübeck und Schwerin gelegen, begüsntigt die ehemalige Grenzlage und die zurückhaltende Bewirtschaftung noch heute das Vorkommen vieler seltener Tier- und Pflanzenarten.

Im Biosphärenreservat Schaalsee im Nordwesten von Mecklenburg-Vorpommern

Die Eiszeit und der Mensch formten die Landschaft

Wenn du Ruhe und Naturerlebnisse suchst, dann bist du hier in der Region vom UNESCO Biosphärenreservat Schaalsee goldrichtig. Statt Autolärm und Großstadt-Hektik hörst du hier die Kraniche trompeten, die Störche klappern oder die Rotbauchunken rufen. Auf rund einhundertfünfzig Kilometer ausgeschilderten Rad- und Wanderwegen kannst du die vielfältige Landschaft aus Wäldern, Mooren, Feuchtwiesen, aber auch Weiden und Feldern entdecken.

Die heutige Schaalseelandschaft wurde während der letzten Eiszeit geschaffen. Bis zu 2.000 Meter hohe Eismassen bedeckten das Land und modellierten die flache Landschaft. Beim Abtauen des Eises floss das Schmelzwasser aus den Gletschern in Hohlformen und Rinnen ab und gestalteten das flache Land noch einmal um. Es entstanden die welligen Grund- und Endmoränenlandschaften mit Höhen zwischen dreißig und einhundert Metern. Ebenso entstanden grosse Sand- und Kiesablagerungen. Durch das Schmelzwasser bildeten sich in Vertiefungen der Landschaft die kleinen Sölle, meist runde Kleingewässer. Diese waren einst so vielfältig, dass sie die Augen Mecklenburgs genannt wurden. Der Schaalsee selber entstand an der tiefsten Stelle (72 Meter) durch das von den Eisgletschern herabstürzende Wasser.

Seit rund 5.000 Jahren greift auch der Mensch in die Gestaltung der Landschaft ein. Bereits in der Jungsteinzeit wurde auf den Lichtungen Ackerbau und Viehzucht betrieben. Im 15. Jahrhundert wurden Tausende von m³ Holz über die Schaale nach Lüneburg geflösst. Dort wurde das Holz genutzt, um damit die Salinen zu betreiben. Das führte natürlich zu einer starken Entwaldung des Gebietes. Die ursprünglichen Buchenwälder machen auch deshalb heute nur noch 18 Prozent der Gebietsfläche aus. An ihre Stelle sind Elemente der kleinbäuerlichen Kulturlandschaft getreten. Feuchtwiesen, Kleingewässer, Hecken und Allen prägem heute das Landschaftsbild.

Die Landschaft im Biosphärenreservat Schaalsee wurde auch durch die Eiszeiten geprägt.

Vielfältige Natur im Biosphärenreservat Schaalsee

Die rund 310 km² Fläche des Reservats wurde im Jahr 2000 durch die Weltorganisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) als internationales UNESCO-Biosphärenreservat anerkannt. Das Kernstück dieses Großschutzgebietes bildet der vierundzwanzig km² große Schaalsee. Die biotop- und artenreiche Landschaft um den See herum macht dieses Gebiet einzigartig. Wir finden hier den Landschaftstyp des “Baltischen Buchenwaldes”. Naturnahe Buchen- und Bruchwälder, Moore, zahlreiche Seen und Kleingewässer,  aber auch kulturabhängige Ökosysteme wie Weideland, Feuchtwiesen und Äcker prägen die abwechslungsreiche Kulturlandschaft.

Heute verläuft durch den Schaalsee die Grenze zwischen den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Im Schatten der Mauer der innerdeutschen Grenze konnte sich knapp vierzig Jahre lang eine Landschaft erhalten, wie es sie nur noch selten in Mitteleuropa gibt. In einigen Bereichen der Region darf sich heute wieder Wildnis bilden. Grundlage hierfür war die rechtzeitige Unterschutzstellung als Naturpark Schaalseeregion im Jahr 1990 und deren Festschreibung im Einigungsvertrag. So konnte diese wunderbare Region vor ungezügelter Bebauung und Inanspruchnahme bewahrt werden. Langsam wird die Schaalseelandschaft für den Tourismus wachgeküsst. Wollen wir hoffen, dass das Erwachen sanft geschieht.

Unter anderem kann man in der Schaalseeregion auch Kraniche beobachten.

Natur, Geschichte und Tourismus in der Region

Tausende von Zugvögeln rasten hier jährlich auf ihren Reisen. Aber auch Neubürger wie die südamerikanische Nandus kann man hier in wildlife beobachten. Über die wilden Nandus in Deutschland habe ich einen Beitrag geschrieben: Im Land der Nandus in Deutschland

Neben vielen aufregenden Naturerlebnissen erfährt man in diesem Gebiet aber auch viel über die deutsche Geschichte, insbesondere über die Zeit der innerdeutschen Grenze 1961 – 1990. Im Gebiet des Biosphärenreservat Schaalsee existieren zur Zeit zwei wesentliche Anlaufpunkte, an denen der Besucher sich einen Überblick über Natur, Geschichte und Tourismus in der Region holen kann.

  • Das Grenzhus in Schlagsdorf vermittelt Einblicke in das Leben an und mit der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. In einem Aussengelände wird eindrucksvoll der Aufbau der originalen Grenzanlagen veranschaulicht. Über meinen Besuch dort habe ich einen Beitrag geschrieben: Grenzerfahrungen an der ehemaligen innerdeutsche Grenze- Grenzhus Schlagsdorf
  • Im PAHLHUUS in Zarrentin am Schaalsee befindet sich die Informationsausstellung des UNESCO- Biosphärenreservates Schaalsee.

In der Region hat sich die Marke “Biosphärenreservat Schaalsee – Für Leib und Seele” entwickelt. Sie steht für Qualität, Regionalität und Umweltfreundlichkeit. Die Inhaber sind auch Partner des Biosphärenreservates. Hierbei handelt es sich um umweltfreundliche Ferienwohnungen, Gaststätten mit regionalen Gerichten, Höfen mit Direktvermarktung und andere Angebote.

Karte vom Biosphärenreservat Schaalsee

Zusammen mit dem Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe bildet der Schaalsee das Biosphärenband Schaalsee-Elbe und repräsentiert damit einen der typischen Lebensräume im nördlichen Mitteleuropa. Auch dort habe ich mich bereits umgeschaut: Unterwegs im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue

Auf www.schaalsee.de findest du weitere Tipps und aktuelle Informationen über touristische Angebote und Öffnungszeiten.

Kommentieren, Anregen und Diskutieren

  1. Charis 19. August 2020 at 15:54 - Reply

    Der Schalsee ist gar nicht so weit weg von uns. Die Natur drum herum ist wirklich sehr schön und ich schätze die Hufe, in denen man noch direkt vom Bauern kaufen kann.

    • Torsten 20. August 2020 at 14:54 - Reply

      Hallo Charis,

      ja, das ist quasi der Hamburger Hinterhof. Ich finde es aber schön, dass es noch solche Ecken in Deutschland gibt.

      Beste Grüsse

      Torsten

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