Unterwegs im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue

Unterwegs im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue kann man Natur pur erleben. Im Schatten der deutsch-deutschen Grenze konnte sich hier eine Natur erhalten, wie es sie nur noch selten in Mitteleuropa gibt.

Geschrieben von Torsten Berg

Dieser Beitrag wurde am 18.06.2023 aktualisiert.

Erstellt wurde er am 17.06.2020 .

Unterwegs im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue

Als Grenzfluss fliesst die Elbe zwischen Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern hindurch. Hier unterwegs im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue kann man Natur pur erleben. Im Schatten der deutsch-deutschen Grenze konnte sich hier eine Natur erhalten, wie es sie nur noch selten in Mitteleuropa gibt. Nicht weit entfernt von Hamburg ist dieses Gebiet ein beliebtes Naherholungsziel für die gestressten Stadtmenschen.

Unterwegs im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue - Ausblick auf einen der längsten Flüsse Deutschlands

Natur im Schatten der Grenze

In den Jahren der deutschen Teilung (1945 – 1990) war dieser Bereich Zonenrandgebiet. Auf der anderen Seite der Elbe oder irgendwo mitten im Fluss verlief die Grenze zur DDR. Wo genau, darüber wurde zwischen beiden deutschen Regierungen häufig gestritten. Diese Grenzlage sorgte aber unter anderem dafür, dass hier in der Elbtalaue die Natur sich vierzig Jahre lang nahezu ungestört entwickeln konnte.

Wir finden hier eine abwechslungsreiche Auenlandschaft vor. Trotz hunderter von Jahren menschlicher Anwesenheit ist diese Landschaft noch heute sehr dynamisch. Regelmässig führt der Fluss im Frühjahr und Sommer mal mehr, mal weniger hohes Hochwasser. Dadurch formt er die umgebende Landschaft und bietet eine Vielzahl von Lebensräumen auf relativ kleiner Fläche. Viele seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten finden wir hier noch.

Etliche Zugvögel nutzen während ihrer Reise die Elbtalaue als Rastgebiet oder verbringen hier den Winter. Auch Fischotter und Biber kommen mittlerweile hier wieder vor. Die natürlichen Auwaldflächen spielen zudem eine wichtige Rolle im Hochwasserschutz.

Bleckede als Ausgangspunkt

Als Ausgangsort für unsere Erkundungstour bietet sich am besten die Kleinstadt Bleckede an. Mit Auto oder dem Zug kann man ab Hamburg den Ort in etwas mehr als einer Stunde erreichen. Mit knapp 10.000 Einwohnern ist Bleckede wirklich eine schnuckelige Kleinstadt. 1209 wurde die Stadt als Lowenstat durch Herzog Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg gegründet. Als neuer Handelsmittelpunkt sollte er dem Welfengeschlecht Ersatz bieten gegen den Verlust des alten Handelsplatzes Bardowick. Der in Erinnerung an Heinrich dem Löwen gewählte Name setzte sich jedoch nicht durch. Vielmehr blieb der altgermanische und wendische „Blekithi“ in Erinnerung. Das hört sich ja auch besser an.

Im Zentrum der Metropolregion Hamburg gelegen profitiert der Ort vor allem im Tourismus. Gleich drei Fernradwege führen durch den Ort. Die vielen gut erhaltenen Fachwerkhäuser räumen dem Ort einen Platz an der Deutschen Fachwerkstarße ein. Ebenso führt seit 2008 die Deutsche Storchenstraße hier entlang. Oder die Niedersächsische Spargelstraße oder auch die Niedersächsiche Mühlenstraße. Wanderer erreichen Belckede auch über den Europäischen Fernwanderweg E6. Also, wenn hier nichts los ist!

Unterwegs im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue - das Biosphärium Elbtalaue in Bleckede informiert über das Biosphärenreservat

Informationszentrum Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue

Unser Besuch gilt dem Elbschloß Bleckede, welches in heutigen Tagen als Biosphärium Elbtalaue Informationszentrum für das Biospärenreservat Niedersächsische Elbtalaue ist. Nach umfassender Sanierung öffnete das Schloss im Jahre 2000 für seine neue Bestimmung. Auf rund 1.000 m² grossen Ausstellung kann sich der Besucher über die Geschichte und die Natur der Elbtalaue informieren. In verschiedenen Räumen kann sich hier der interessierte Besucher(in) mit der Elbe beschäftigen. Leider sind aktuell aufgrund der Coronapandemie einige Angebote wie die diversen Hörstationen nicht nutzbar. Aber auch das wurde hier charmant gelöst.

Höhepunkte sind ohne Zweifel die Elbfisch-Aquarien und die Biberanlage. Die auf der Anlage befindliche Turmruine wurde mittels moderner Metallkonstruktion zu einem Aussichtsturm ausgebaut. Von hier hat man einen guten Blick in die Elbtalaue!

Für ein Jahr Nationalpark

Von Bleckede aus kann man auf vielen Wander- und Radwegen das Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue entdecken. Für knapp ein Jahr war diese Region sogar ein ausgewiesener Nationalpark! Zwischen Schnackenburg im Landkreis Lüchow-Danneberg und Bleckede wurde entlang der Elbe 1998 der Nationalpark Elbtalaue ausgewiesen. Auf einer Länge von gut 50 km sollten 6.600 Hektar Wälder, Moore, Sümpfe und Grünland den höchsten Schutzstatus in Deutschland erhalten. Leider erfüllte der geplante Nationalpark nicht die strengen Anforderungen an den Naturschutz. Deshalb wurde 1999 die Verordnung zum Nationalpark wieder für nichtig erklärt.

Dieser Umstand ist nun nicht gerade ein Vorzeigeobjekt für die deutsche Naturschutzarbeit. Glücklicherweise klappte dann die Ausweisung als Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue. Das Gebiet ist weiterhin auch eingebettet in das 375.000 ha große Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe, das 1997 von der UNESCO anerkannt wurde.

Biosphärenreservat: Diese Gebiete verfolgen das Ziel, Modellregionen für nachhaltiges Wirtschaften mit den drei Komponenten Ökologie, Ökonomie und Soziales zu sein. Sie dienen nach §25 Bndesnaturschutzgesetz der Erhaltung, Entwicklung und Wiederherstellung von Kulturlandschaften mit historisch gewachsener Artenvielfalt.

Unterwegs im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue

Unterwegs an der Elbe

Mit dem Fahrrad gelangt man in etwas mehr als eine Stunde entlang der Elbuferstraße zum Aussichtsturm Kniepenberg bei Hitzacker. Mit dem Auto geht es natürlich schneller. Vom Parkplatz gelangt man zu Fuss in zehn Minuten zur neu errichteten Aussichtsplattform. Nachdem man den Turm über zig Stufen erklommen hat, fühlt man schon die Gewalt der Natur. Gerade an windigen Tagen schwankt der Turm doch merklich. Nichtsdestotrotz hat man vom Turm einen herrlichen Ausblick auf die Elbe. Zum goldenen Sonnenuntergang muss es hier herrlich sein!

Im Umfeld des Turms hat man Gelegenheit eine kleine Rast einzulegen, bevor es weitergeht. Informationstafeln vermitteln zudem auch wissenswertes über die Umgebung.

Vogelbeobachtungen im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue

Aufmerksam sollte man auch links und rechts seiner Wege schauen. Oftmals können hier auf den Wiesen oder am Himmel viele Vögel und andere Bewohner erspäht werden. Am eindrucksvollsten und auch am leichtesten zu beobachten sind natürlich die großen Greifvögel wie der Seeadler oder die Schreitvogel wie Weißstorch, Kranich oder Graureiher. Die feuchten Wiesen und Auen bieten zudem für viele Gänse- und Entenarten einen idealen Lebensraum. Während des Vogelzuges rasten hier zudem viele Zugvögel. Beobachtungstipp: Immer ein Fernglas mitnehmen!

Aber nicht nur Vögel kann man hier in der Elbtalaue beobachten. Ebenso häufig sind unsere heimischen Säugetiere wie zum Beispiel das Reh oder der Rotfuchs auf den Wiesen zu beobachten. Mit sehr viel Glück entdeckt man Biber oder Fischotter. Viel häufiger wird man aber ihre Spuren erblicken.

In den Gewässern, Altarmen und Tümpeln leben noch viele der heimischen Frösche, Kröten und auch die Rotbauchunke ist hier noch zu finden. Im Sommer hört man weithin das Konzert der Wasserfrösche.

Unterwegs im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue

Die Elbtalaue als Refugium bedrohter Haustierrassen

Im Laufe der Menschheitsgeschichte sind Haustiere kaum wegzudenken. Als die Menschen begannen, sesshaft zu werden, domestizierten sie einige wildlebende Tiere für die Nutzung als Arbeitstier, als Nahrungs- und Rohstofflieferanten oder einfach nur, weil sie Freude an ihnen hatten. Im Laufe der Jahrhunderte wurden daraus viele an die regionalen Gegebenheiten angepasste Rassen. Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft und auch durch vielfältige Modeerscheinungen sind viele der alten Rassen heute nicht mehr wirtschaftlich.

Das grosse Massenaussterben macht auch vor unseren Haustieren nicht stopp! In Deutschland ist als letzte Nutztierrasse 1975 das Deutsche Weideschwein unwiederbringlich verloren gegangen. Mittlerweile finden sich aber viele Liebhaber und Idealisten, die diese alten Haustierrassen nicht mehr nur in Zoos oder Tiergärten halten. Das Harzer Rotvieh ist solch eine Rasse. Auch im Bereich des Biosphärenreservats Niedersächsische Elbtalaue werden wieder viele alte Haustierrassen gehalten. Im Archezentrum Amt Neuhaus kann sich der interessierte Besucher über die Aktivitäten auf diesem Gebiet in der Elbtalaue informieren. Hier können auch einige Produkte der Arche-Betriebe erworben werden.

 

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  1. […] lohnendes Ziel für viele Naturinteressierte. Von Hamburg bis nach Schnackenburg erstreckt sich das Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue. Naturnahe Ufer und weiträumige Vorländer prägen hier den Verlauf der Elbe. An die noch immer […]

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